Der Tatort an der Staig in Hechingen. Foto: Frank

Aus fahrendem Auto heraus erschossen: Drei Männer müssen sich vor Gericht verantworten. Chronologie der Ereignisse

Hechingen - Wie aus dem Nichts traf ihn die Kugel: Ein 22-Jähriger wird im Dezember vergangenen Jahres in Hechingen aus einem fahrenden Auto heraus erschossen. Nun beginnt der Prozess.

Sechs Monate nach einem tödlichen Schuss auf einen 22-Jährigen in Hechingen müssen sich ab Donnerstag, 1. Juni, drei Männer vor dem dortigen Landgericht verantworten. Zwei von ihnen wird versuchter Mord in Tateinheit mit fahrlässiger Tötung und Drogenhandel vorgeworfen, dem dritten lediglich Drogenhandel. Der 22-Jährige war Anfang Dezember mit nur einem Schuss aus einem vorbeifahrenden Auto getötet worden, als er eine Spielhalle verließ.

Bislang sei unklar, ob er oder ein daneben stehender Mann getroffen werden sollte. Deshalb laute die Anklage auf versuchten Mord, so die Staatsanwaltschaft. Sollte den mutmaßlichen Tätern egal gewesen sein, wen sie erschießen, komme aber auch eine Verurteilung wegen Mordes in Frage.

Die Angeklagten rasten den Angaben zufolge mit einem Kleinwagen durch die Stadt, aus dem einer von ihnen den tödlichen Schuss abgegeben haben soll. Das rote Auto, aus dem gefeuert wurde, fand die Polizei noch in derselben Nacht und nahm drei Männer fest. Ein vierter stellte sich kurz darauf. Warum nur drei Personen angeklagt sind, dazu machte ein Sprecher des Landgerichts mit Verweis auf das laufende Verfahren keine Angaben. Den Hintergrund der Tat vermuten die Ermittler im Drogenmilieu.

Für die Verhandlung sind zunächst zwölf Verhandlungstage anberaumt; bis zu 67 Zeugen und sechs Sachverständige könnten gehört werden.

Chronologie der Ereignisse:

1. Dezember 2016: Der 22-jährige Umut K. verlässt ein Spielcasino an der Staig. Plötzlich rast ein Auto auf das Casino zu. Aus dem Auto heraus wird dann ein Schuss auf den jungen Mann abgegeben. Er sackt zusammen. Sanitäter versuchen noch, den Schwerverletzten zu reanimieren. Vergeblich. Er stirbt noch am Tatort.

2. Dezember 2016: Am Tatort an der Staig in Hechingen sichern die Ermittler auch einen Tag danach noch Spuren. Mindestens ein Dutzend Beamte sind rund um die Stelle vor dem Spielcasino zugange.

2. Dezember 2016: Hunderte Menschen – Familie, Freunde, Bekannte – versammeln sich einen Tag danach an der Oberen Mühlstraße zu einer Gedenkfeier für Umut K.. Überwiegend wird geschwiegen. Nur das Schluchzen von Familienangehörigen und Freunden ist zu hören.

3. Dezember 2016: Erste Erfolge für die Ermittler: Die Polizei stellt den Wagen nach einer intensiven Fahndung ziemlich schnell sicher, am Tag darauf sitzen bereits drei Verdächtige in Untersuchungshaft; die Zugriffe erfolgen unter anderem in Hausen, einem Stadtteil von Burladingen. Hintergrund für die schreckliche Tat sollen laut Polizei wohl Drogengeschäft sein.

4. Dezember 2016: Ein weiterer Verdächtiger stellt sich. Drei der Männer sind nun angeklagt – zwei wegen versuchten Mords in Tateinheit mit fahrlässiger Tötung sowie Drogengeschäften, der Dritte nur wegen Drogen.

6. Dezember 2016: Auch Tage nach dem Mordanschlag sind die Ermittler noch vor Ort. Ein Spurensicherungsteam der Kriminalpolizei untersuchte genauestens die gesamte Umgebung des Tatorts.

7. Dezember 2016: Das Motiv für die Tat ist weiter unbekannt. Von den zwei wegen Mordverdachts festgenommen Personen habe bislang keine ein Geständnis abgelegt, heißt es von der Polizei.

7. Dezember 2016: Umut K. wird auf dem Bisinger Friedhof beerdigt. Weit mehr als 200 Trauergäste nehmen an dem Begräbnis teil. Der Tatort an der Staig wird Anlaufpunkt für alle, die um Umut K. trauern.

8. Dezember 2016: Die Ermittlungen gestalten sich zäh. Polizeibeamte suchen nach der Tatwaffe auch im Gestrüpp entlang der Bundesstraße bei Hausen.

9. Dezember 2016: Die Pizzeria von Angela Nocilla im Burladinger Stadtteil Hausen hat nichts mit dem Mord zu tun.

12. Dezember 2016: Die Gedenkstätte muss geräumt werden. Der Mord-Tatort wird mit 3D-Laser vermessen. Mit den Ergebnissen kann der Tatort virtuell aus allen möglichen Blickwinkeln unter die Lupe genommen werden. Damit soll beispielsweise die Schussbahn berechnet werden, möglicherweise werde sogar die Tat nachgestellt, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Nach Abschluss der Polizeiarbeit werden die Kerzen und Erinnerungsgegenstände wieder dort aufgestellt.

5. April 2017: Noch immer sind die Ermittlungen nicht abgeschlossen. Unter anderem sei die Auswertung beschlagnahmter Datenträger sehr aufwändig und zeitintensiv.

19. Mai 2017: Bis heute erinnern Blumen und Fotos an der Stelle in Hechingen, wo der tödliche Schuss fiel, an den 22-Jährigen.

23. Mai 2017: Im Verfahren wegen des tödlichen Schusses in Hechingen könnte die Anklage nun doch auf Mord lauten.

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