Silvio Dietel (links) betont, dass beim Hausbau gut gerechnet werden müsse. Benjamin Schade stellt die Bedeutung der Immobilie als Wertanlage heraus – auch innerhalb von Immobilienfonds. Foto: Jansen

Das Eigenheim wird teurer. Man sollte gut rechnen und unerwartete Kosten einkalkulieren, empfiehlt Silvio Dietel von der Commerzbank in Freudenstadt.

Freudenstadt - Bleibt der Traum vom Eigenheim ein Traum oder ist er ein realer Wunsch? Die Commerzbank Freudenstadt spricht mit unserer Redaktion über die aktuellen Aussichten, selbst Eigentümer zu werden.

Der Leiter Marktbereich Commerzbank Freudenstadt, Silvio Dietel und der Key-Account-Manager Benjamin Schade machen dabei deutlich, dass die Preisanstiege beim Wohneigentum stark zu spüren seien. Material- und Fachkräftemangel sowie wieder steigende Zinsen machten das Eigentum teuer.

Preisverdopplung innerhalb von 10 Jahren

"Ich denke, dass die Preise durch die Decke schießen, ist inzwischen bekannt", erklärt Dietel. Auch der Traum vom Eigenheim sei somit "massiv teurer geworden". Heute koste ein Quadratmeter in Freudenstadt beim Kauf etwa 4100 Euro, vor zehn Jahren waren es noch etwa 2100 Euro.

"Sehr, sehr viele müssen ihren Immobilienwunsch überdenken", meint Dietel deshalb. Das ist auch bei den Menschen zu spüren. Die Commerzbank habe kürzlich eine deutschlandweite Umfrage durchgeführt. Darin sehe sich über die Hälfte der Befragten in Baden-Württemberg nicht als zukünftige Eigentümer – sie können es sich nicht leisten.

Dietel empfiehlt, genau zu rechnen und Puffer einzuplanen. Unerwartete Kosten könnten auftreten: So berichtet er von einem Fall, in dem der Bauherr nicht bedacht hatte, dass sein Grundstück nicht mit Lastwagen über 7,5 Tonnen befahren werden darf. Es mussten extra kleinere Lastwagen angemietet werden. Andere kalkulierten mit Förderungen – aber diese seien bereits geleert gewesen. "Staatliche Fördertöpfe sind manchmal innerhalb einer Woche leer", erklärt Dietel.

"Immobilie wird dreimal bezahlt"

Manche Bauherren glaubten auch, dass sie durch den Kredit ähnlich hoch belastet würden wie durch die Miete. Das stimme nie. "Eine Immobilie wird drei Mal bezahlt", meint Dietel. Etwa Sanierungskosten sollten unbedingt bedacht und eingerechnet werden. Bei der Bank müssten sie auch hin und wieder Bauherren vor den Kopf stoßen: Die Finanzierung sei nicht solide genug. Auch empfiehlt Dietel, vorab mit dem Architekten zu reden, was realistisch ist.

Auch sollte bedacht werden, was tatsächlich gebraucht werde. Anstelle von Traumschlössern sollten Bauherren sich fragen: "Was wäre zwar schön zu haben, aber was brauche ich wirklich?" Dass Immobilien günstiger werden, ist kein Szenario, das bei der Bank derzeit durchgespielt werde. Entweder steigen die Preise oder stagnieren, so die Prognose.

Kleinere Rendite – dafür Sicherheit

Nicht nur als Wohneigentum sind Immobilien gefragt, wie Schade weiß: Auch als Wertanlage. Dabei sei es jedoch für Eigentümer manchmal anstrengend, auch die Pflichten eines Vermieters auf sich zu nehmen. Dies soll man sich ebenfalls vorher klar machen. Hier gebe es beispielsweise Fonds, in die investiert werden könne und die Rendite ausschütten. Die Häuser, die durch den Fond finanziert werden, werden vermietet – der Investor hat nichts mit den Mietern zu tun. Die sei mit zwei bis drei Prozent zwar relativ niedrig, aber dafür biete das Modell Sicherheit.

Jedoch hat Dietel auch eine etwas tröstlichere Botschaft: "Die Immobilie ist nach wie vor für viele die absolut richtige Lösung". Ein Kauf müsse nicht überstürzt werden. Die Zinsen seien immer noch historisch niedrig. Und selbst, wenn es heute mit dem Eigenheim nicht klappt – in einigen Jahren könne die Lage schon wieder anders aussehen.