Die Familie Weißer ist sehr zufrieden und dankbar für die große Unterstützung: Vorne rechts Lenny, daneben sein Bruder Luca und die Eltern Stefan und Martina Weißer. Foto: Dold

Lenny Weißer hatte einen unbeschwerten Sommer: Die Ferien genoss er mit seiner Familie an der Nordsee. Und dank der vielen Spendengelder darf er sich nun auch über ein blitzblankes und barrierefreies neues Bad freuen.

An der Nordsee konnten sich Lenny und sein Bruder Luca nach Herzenslust austoben.

Lenny brauste gerne als Entdecker mit seinem Rollstuhl durch die Gegend. Nur ein Missgeschick gab es: Als er lauthals und aus voller Kehle „Vielen Dank für die Blumen“ sang, fuhr er mit Vollgas über einen Stein und kippte um. Bis auf einen kleinen Schrecken war aber nichts passiert und so konnte er den restlichen Urlaub weiter genießen.

Auch zurück im heimischen Tennenbronn läuft es immer besser: Der mittlerweile sechsjährige Lenny ist schwer „auf zack“: Sprachassistentin Alexa hat er beispielsweise voll im Griff und erteilt ihr Befehle. Längst ist er ein Auto- und Bulldogfan, was auch an seinem Rollstuhl deutlich wird: So hat Lenny diesem ein Nummernschild verpasst – und sogar eine TÜV-Plakette. Zudem erkennt Lenny sofort, ob bei einem Auto der TÜV abgelaufen ist oder nicht. „Kärren sind ihm sehr wichtig“, weiß sein sein Vater.

Auf einem solchen sitzt er auch gerne – und zwar an der Fasnet. Sowohl die Erzknappen als auch die Sulzbacher Boschelwaldhexen haben Lenny beim Umzug mitfahren lassen. Selbstverständlich musste der Sechsjährige da keine zwei Mal überlegen.

Bald steht die Einschulung an

Ein Jahr noch wird er den Kindergarten Oberreute in Sulgen besuchen, dann steht schon der nächste große Schritt an: Der Wechsel in die Schule. Derzeit laufen die Gespräche, ob das im heimischen Tennenbronn möglich sein wird. Lift und Behinderten-WC wären vorhanden, allerdings bereiten der Bustransport und das steile Gelände rund um die Tennenbronner Schule noch Kopfzerbrechen. „Er bräuchte auch eine Person als Schulbegleitung“, sagt Lennys Mutter Martina Weißer.

Die Lust am Leben ist bei Lenny trotz Spinaler Muskelatrophie allgegenwärtig: Mit seinem Bruder Luca fährt er raus zum Biomüll, die beiden tollen im und ums Haus und es ist immer Action geboten. Auch eine Reha in Gailingen am Hochrhein hat Lenny geholfen – auch wenn das ganztägige Training durchaus herausfordernd war. „Dort hat er neue Freunde gefunden und der Abschied war traurig“, erzählt seine Mutter, die ihn begleitete.

Clique beim Rollstuhlsport

Inzwischen hat er mehr Kraft in den Armen und Beinen und kann selbstständig einige Schritte mit dem Rollator gehen. Das soll im Laufe der Zeit weiter verbessert werden.

An der Fitness mangelt es ebenfalls nicht: So hat Lenny bereits stolze zwei Kilometer mit einem Handbike geschafft. Für den Rollstuhlsport muss er zwar mit seinen Eltern bis nach Stuttgart fahren, aber dort hat er mittlerweile eine richtige Clique gefunden, die sich gegenseitig nach Kräften unterstützen.

Mit einem Innenlift kann Lenny nun selbstständig vom Erdgeschoss in sein Zimmer im ersten Obergeschoss fahren. Längst hat er als Kapitän des Lifts den Dreh raus, wie dieser funktioniert.

Viel selbstständiger

Zudem gibt es seit vergangenem Jahr einen Außenlift und auch eine große, leicht laufende Schiebetür, so dass Lenny nun so gut wie überall hinkommt – und das ganz ohne fremde Hilfe. Auch ins Bett kommt er nun selbstständig und auch morgens wieder runter.

Der neueste Clou im Hause Weißer ist aber das Bad. Hier hat Lenny eine Dusche mit Sitz und ein Waschbecken, das auf seine Höhe angepasst ist. „So kann er problemlos Zähne putzen und Hände waschen“, strahlt Martina Weißer. „Er ist jetzt einfach viel, viel selbstständiger“, sagt sie. Zudem gibt es ein neues WC mit Haltegriffen.

Für jeden Spaß zu haben: Lenny Weißer auf seinem neuen Duschsitz. Foto: Dold

Muskelstiftung zahlt Rechnungen

Möglich gemacht haben all dies die zahlreichen Spenden, die in den vergangenen drei Jahren geflossen sind. Für diese bedankt sich die Familie herzlich – auch im Namen von Lenny. „Die Deutsche Muskelstiftung zahlt die Rechnungen. Zuvor wird vom Bauleiter geprüft, ob alles passt“, erklärt Stefan Weißer.

Lenny (links) und sein Bruder Luca sind sehr angetan vom neuen Bad. Foto: Dold

Selbstverständlich seien die Spendengelder nur für Dinge verwendet worden, die Lenny direkt helfen – also beispielsweise Lift oder barrierefreies Bad. Die Überdachung der Terrasse oder neue Fenster hat die Familie aus eigener Tasche bezahlt. „Mit dem Gröbsten sind wir jetzt fertig“, freut sich Stefan Weißer.

Rund 90 000 Euro an Spendengeldern seien so in den vergangenen Jahren verbaut worden. „Wir sind sehr zufrieden, so wie es jetzt ist“, sagt er. Das Spendenkonto läuft aber weiter, da es noch Bedarf gibt – beispielsweise für Therapiegeräte, Vorrichtungen wie er besser ins Auto kommt („Bislang tragen wir ihn noch, aber er wird natürlich immer schwerer“, sagt seine Mutter) oder Therapien selbst.