Das Absetzbecken ist bereits entschlammt worden – nur die Entsorgung war schwierig. Foto: Reutter

Einem Ritt auf der Rasierklinge glichen die vergangenen Badesaisons am St. Georgener Klosterweiher. Das soll sich schnellstens ändern – noch in diesem Jahr könnte es mit der Ausschreibung losgehen. Das sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

St. Georgen - Hält der Klosterweiher die Badesaison durch oder nicht? Diese Frage ploppt seit mehreren Jahren immer wieder auf. Und immer wieder lautete die Antwort: nein.

Das verlangt auch der Stadtverwaltung viel ab: "Es gibt kaum einen Tag, an dem wir uns im Rathaus nicht mit dem Klosterweiher befassen", sagte Bürgermeister Michael Rieger deshalb in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats, in der Manfred Brenner vom Freiburger Unternehmen HPC zu Gast war, um die Ergebnisse der im März erfolgten Beprobung des Weihers vorzustellen.

Wie ist die Lage am Klosterweiher aktuell?

Die Badesaison läuft auf Hochtouren – genau so wie die Retentionsanlage auf dem Badesee, die das Wasser mit Sauerstoff anreichert. Etwa 25 Grad, informierte Rieger, habe das Wasser aktuell, "der Sauerstoffgehalt ist momentan noch in Ordnung". Kaltes Wasser aus Brigach und Sommeraubach komme aber kaum nach. Um die Badesaison zu sichern, werde der Klosterweiher bereits zusätzlich belüftet. Doch für alle Beteiligten ist klar: So kann es nicht weitergehen. Der überschüssige Schlamm muss aus dem Weiher entfernt – genauer abgesaugt – werden. Die Vorbereitungen hierfür laufen: Im November 2021 wurde ein Absauge-Testlauf im Absetzbecken gestartet. Und im März wurde der Weiher in Vorbereitung auf die Übertragung des Vorgehens auf den gesamten Badesee beprobt.

Was wurde bei der Beprobung im März gemessen?

An elf Stellen bohrte das beauftrage Unternehmen bis auf den Grund des Klosterweihers – einerseits, um einen Überblick über die Mächtigkeit der Sedimentablagerung zu erhalten und so Rückschlüsse auf die Schlammmenge im gesamten Weiher ziehen zu können; andererseits, um Proben des Sediments zu nehmen. Untersuchungen hatten im Jahr 2020 nämlich den Schluss nahegelegt, dass der Schlamm mit Schadstoffen belastet ist.

Wie viel Schlamm liegt am Grund des Klosterweihers?

An manchen Stellen ist die Schlammschicht bis zu 2,30 Meter dick, an anderen weniger als einen Meter. Insgesamt geht HPC von rund 35 000 Kubikmetern Sediment aus, die man aus dem Badesee absaugen müsste. Die Masse, die später noch entsorgt werden muss, ist durch diverse Trocknungsschritte kleiner. Hier geht das Unternehmen von rund 15 000 Kubikmetern aus. Das sei das Maximum, betonte Bürgermeister Rieger, "es könnte auch weniger sein".

Welche Stoffe finden sich im Sediment und woher kommen sie?

Festgestellt wurde bei der Analyse der Proben ein erhöhter Arsengehalt, der natürlichen Ursprungs ist. Außerdem fand man im Schlamm polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die wahrscheinlich vor allem von Reifenabrieb auf der Bundesstraße 33 stammen, der bei Regen in den Sommeraubach geschwemmt wird. Besonders hoch ist der Anteil organischer Bestandteile im Sediment. "Das liegt an Pflanzenresten, die durch die beiden Bäche in den Klosterweiher eingetragen werden", erklärte Brenner. Für Schwimmer sei das ungefährlich, sorge aber für eine erhöhte Sauerstoffzehrung.

Wieso ist die Entsorgung so schwierig?

Besonderes Kopfzerbrechen bereitet allen Beteiligten die Entsorgung des Schlamms – und das nicht ohne Grund: Die rund 300 Tonnen entwässerten Schlamm aus dem Absetzbecken zu entsorgen dauerte vier Monate. Nun steht eine Menge von 15 000 Kubikmetern im Raum. Problematisch sind hier vor allem Bestandteile des Schlamms: Der hohe organische Anteil macht es schwierig, das Sediment auf einer Deponie zu entsorgen. Die Grenzwerte für organische Anteile liegen hier Brenner zufolge bei höchstens drei Gewichtsprozent. Im Sediment des Klosterweihers liegt der Wert näher an 20 Gewichtsprozent. Theoretisch denkbar wäre die Ausbringung auf landwirtschaftlichen Flächen. Hier könnte die Menge problematisch sein.

Wie sieht eine mögliche Lösung des Problems aus?

Entscheidend ist der Zeitfaktor. Man könne den See jedenfalls nicht in Etappen aussaugen und sich nach einigen tausend Kubikmetern immer erst um die Entsorgung kümmern, bevor es weitergehe, betonte Rieger. Der ganze Schlamm soll auf ein Mal entfernt werden. Und wohin dann mit dem Sediment? Wenn man in Sachen Entsorgung in Zeitnot sei, könnten die Kosten explodieren, warnte Brenner, der von 80 bis 100 Euro pro Tonne sprach. Deshalb soll der entwässerte Schlamm zunächst zwischengelagert und dann Stück für Stück ohne Zeitnot entsorgt werden.

Wie hoch sind die Kosten und wie läuft die Finanzierung?

Die Lagerung des Schlamms soll zur Kostensenkung beitragen, denn mit der Zeit baut sich das organische Material ab. Die Folge: Das Sediment verliert an Gewicht – eine Chance, "von diesen hohen Entsorgungskosten runterzukommen", wie Rieger es formulierte. Fast drei Millionen Euro stehen derzeit im Raum – hinzu kommen Kosten für das Absaugen, die über ein Programm finanziert werden sollen, bei dem sich St. Georgener finanziell beteiligen und symbolisch die Patenschaft für einen oder mehrere Quadratmeter Weiher übernehmen können.

Wie geht es nun weiter?

Der Gemeinderat machte den Weg frei für einen Beginn der Ausschreibung noch im Spätherbst. "Wenn es optimal läuft, könnten wir in diesem Jahr schon anfangen", sagte Rieger. Definitiv ist aber 2023 angepeilt.