Nur in einem kurzen Teilbereich der Bahn-Ampel gilt auf der Schmelze Tempo 50 – und das bleibt vorerst so. Ein generelles Absenken der Höchstgeschwindigkeit hat die Verkehrsbehörde abgelehnt. Foto: Sum

Künftig geht’s wohl nur noch mit Tempo 30 durch Vorder- und Hinterlehengericht. Die Anwohner freut’s, viele Pendler wahrscheinlich weniger.

Schiltach - Der Gemeinderat hat am Mittwochabend den Beschluss für den Lärmaktionsplan (LAP) gefasst. Nicht alle Maßnahmen zur Lärmminderung, die im Entwurf enthalten waren, werden durchgesetzt – teils hat die Verkehrsbehörde ein Veto eingelegt.

Gutrun Bentele vom Ingenieurbüro Kurz und Fischer erläuterte die Anregungen, die aus der Bevölkerung und von Trägern öffentlicher Belange zum Lärmaktionsplanentwurf von Juli 2021 eingegangen waren. Der Plan beinhaltet Bereiche der B 462 und der B 294 – vom Knotenpunkt der Bundesstraßen bis zur Kreisgrenze bei Halbmeil, in Richtung Schramberg und in Richtung Schenkenzell.

Tempo 50 im "Übergang"

Die untere Straßenverkehrsbehörde aus Rottweil habe für das Absenken des Tempolimits von 50 auf 30 in den Ortsdurchfahrten Vorder- und Hinterlehengericht Zustimmung signalisiert. Schon vor den Ortsschildern soll in Vorderlehengericht als "Übergang" das Tempo künftig auf 50 runter.

Als "nicht angemessen" abgelehnt

Als "nicht angemessen" stufte die Rottweiler Behörde die Wünsche auf Tempo 50 im Bereich Bühl/Schmelze, vom Schlossbergtunnel-Ausgang entlang des Hoffelds und auf Tempo 70 im weiteren Streckenverlauf nach Schenkenzell ein. In die Röhre schauen vorerst auch die Anwohner der Blattenhäuserwiese und "Vor Reichenbächle". Dort lehnte die Verkehrsbehörde für eine Geschwindigkeitsreduzierung von aktuell 60 und 70 auf 50 Stundenkilometer mit einer "zu geringen Wirksamkeit" ab. Die Ideen verbleiben als "mittelfristig geplante Maßnahmen" im Lärmaktionsplan, der alle fünf Jahre fortgeschrieben werde, so Bentele.

Büro sieht Staugefahr nicht

Einige Anregungen aus der Bevölkerung seien nicht Teil eines Lärmaktionsplans, sondern fielen eher unter den Aspekt Sicherheit. So etwa der Wunsch des Aktivitätskreises LAP Lehengericht, die zahlreich in der Sitzung vertreten waren, nach weiteren festen Blitzern. Bedenken eines Anwohner, das Tempolimit könne zu Staus führen, teilte Bentele nicht: "Es ist von keiner höheren Staugefahr auszugehen."

Verkehrsinsel kommt wohl auch

Vom Kirchbergtunnel-Ausgang am Hohenstein bis zur Schmelze soll in absehbarer Zeit zudem durchgängig Flüsterasphalt verbaut werden. Wegen der Tunnel-Sanierung werde "eh eine großräumige Umleitung nötig", sodass das zuständige Straßenbauamt die Maßnahme in diesem Zug erledigen wolle, sagte Hauptamtsleiter Michael Grumbach. Der zuletzt in Aussicht gestellte Sanierungsstart 2024 könne aber wohl nicht gehalten werden. Und noch etwas könnte dann umgesetzt werden: Nach einer ersten Absage liege der Stadt inzwischen die "ministerielle Zusage" für eine Verkehrsinsel in Vorderlehengericht – schon lange Wunsch der Anwohner – vor, verkündete Bürgermeister Thomas Haas. Die Stadt trage dafür die Kosten.

Räte teils "angenehm überrascht"

Der Großteil der Räte freute sich, dass Tempo 30 in den Ortsdurchfahrten kommt – wenngleich viele vorab nicht damit gerechnet hatten, "dass die Behörden da mitgehen", sagte etwa Lehengerichts Ortsvorsteher Thomas Kipp. Auch Michael Pflüger war "angenehm überrascht" und Michael Buzzi hätte sich "das vor zwei Jahren noch nicht träumen lassen".

Limit lieber nur nachts

Inge Wolber-Berthold hätte sich gewünscht, dass das Tempolimit nur nachts kommt und dann in allen Bereichen – also etwa auch am Hoffeld. "Nachts ist das, was stresst", meinte sie. Für Axel Rombach passte das Gesamtpaket, "auch wenn ich nicht alles so entschieden hätte". Er hätte eher für Tempo 40 plädiert – und das dann auch noch im "Übergangsbereich" der Ortsdurchfahrt. Weil der Beteiligungsprozess aber gezeigt habe, dass die Bürger Tempo 30 wollen, "kann ich gut mitgehen."

Philipp Groß: "Maßnahme überzogen"

Anderer Meinung war Philipp Groß: Er fand die Maßnahme "überzogen" und dachte an die vielen Ein- und Auspendler, die sich bei der öffentlichen Beteiligung sicher nur nicht gemeldet hätten. Auch Bürgermeister Thomas Haas bekannte: "Gerne fahren werde ich da auch nicht, 30 ist schon zäh" – um etwas erreichen zu wollen, müsse die Temporeduzierung aber sein.

Pflüger und Rombach mahnten, die Randbereiche, in denen dann wieder schneller gefahren werden darf, weiter zu beobachten und bei Bedarf in fünf Jahren nachzuschärfen.

Smiley-Tafel gewünscht

Jaqueline Stehle gab in der Sitzung den Wunsch einer Vorderlehengerichterin nach einer Smiley-Geschwindigkeitstafel für den Ort weiter. Michael Buzzi regte an, damit zu warten, bis der Lärmaktionsplan durchgesetzt wird. Die Verwaltung rechnet damit, dass das nicht allzu lange dauert. "Wenn die Schilder hängen, können wir uns mit der Tafel noch mal beschäftigen", stellte Bürgermeister Thomas Haas in Aussicht. Michael Pflüger regte an, weitere Tafeln zu beschaffen. "Wir brauchen dafür Strom und es ist auch eine Personalfrage", stellte Stadtbaumeister Roland Grießhaber klar, dass auch das Umhängen und der Betrieb Arbeit machten.