Die Bohrungen zur Baugrunduntersuchung sind nur der erste Schritt für die Sanierung. Foto: Sum Foto: Schwarzwälder Bote

Bauarbeiten: Regierungspräsidium plant umfangreiche Sanierung / Baustart frühestens im Frühjahr 2021

Was wird denn da gebohrt? Das dürfte sich der ein oder andere Schiltacher diese Woche gefragt haben. Ein Anruf beim Regierungspräsidium Freiburg gibt Aufschluss: Es handelt sich um Baugrunduntersuchungen für Umbaumaßnahmen an den beiden Tunnel.

Schiltach. Sowohl am Kirchberg- als auch am Schlossbergtunnel stehen umfangreiche bauliche sowie betriebstechnische Nachrüstungen an. Die Bauwerke wurden 1991 in Betrieb genommen und entsprechen nicht mehr den heutigen Sicherheitsanforderungen.

Bauliche Maßnahmen

Diese schreiben etwa vor, dass Tunnel von mehr als 400 Metern Länge alle 300 Meter einen Notausgang haben müssen, erklärt Matthias Doll vom Regierungspräsidium (RP), der als Sachbearbeiter für die Planung der Sanierungsarbeiten zuständig ist. Der 844 Meter lange Schlossbergtunnel hat bisher überhaupt keinen Notausgang, der Kirchbergtunnel mit 1840 Metern Länge gerade einmal zwei. Das muss sich ändern. Deshalb wird der Schlossbergtunnel mit zwei Notausgängen ausgestattet, die unterirdisch zusammentreffen und über einen Ausgang ins Freie führen. "Der Ausgang wird im Bereich ›Hinterm Schloss‹ angelegt", so Doll. Der Kirchbergtunnel hat künftig sechs Notausgänge, die sich teilweise bündeln und an zwei Stellen aus dem Berg kommen. Einer der beiden bestehenden Stollen wird weiter genutzt, der andere ersetzt. "Er hat ein Längsgefälle von 20 Prozent. Das ist sehr steil" und erschwere beispielsweise Rettungseinsätze der Feuerwehr, begründet Doll.

Auch die bestehenden Auffangbecken, in denen bei einem Brand Chemikalien und das Löschwasser abgefangen werden, sind beide zu klein. Sie müssen etwas über 100 Kubik fassen können und werden deshalb neu gebaut. "Die Becken werden unterirdisch angelegt", so Doll – beim Kirchbergtunnel Richtung Wolfach, beim Schlossbergtunnel an der Ausfahrt Richtung Schenkenzell.

Auch an den Pannenbuchten in den Tunnel stehen Arbeiten an. Die bislang rechtwinkligen Buchten werden an den Stirnseiten abgeschrägt, was für mehr Sicherheit sorgen soll. Die Notrufsprechstellen, die bislang nur in Nischen untergebracht sind, sollen in die Wand eingeschnitten und mit einer Tür vom Tunnel getrennt werden – wie eine Art Telefonzelle in der Tunnelwand. Das sei nicht so gefährlich und auch der Verkehrslärm für den Telefonierenden sei geringer, so Doll.

Technische Maßnahmen

"Auch eine betriebs-, elektro- und sicherheitstechnische Nachrüstung steht an", sagt der Sachbearbeiter. Teilweise seien die Anlageteile rund 30 Jahre alt und müssten deshalb erneuert werden, beispielsweise die Lautsprecher sowie die Videoanlage. Auch eine neue Lüftungsanlage wird installiert und die Beleuchtung modernisiert. "Die Wände bekommen eine neue Beschichtung, sie werden aufgehellt", was für eine bessere Orientierung sorgen soll. Die Leuchten am Fahrbahnrand und an den Wänden werden ebenfalls auf den neuesten Stand gebracht. Die Löschwasserversorgung werde in Abstimmung mit der Feuerwehr ertüchtigt. "Im Prinzip werden alle technischen Anlagen entkernt, Leitungen und Kabel werden komplett erneuert", sagt Doll.

Ein umfangreiches Maßnahmenpaket, das das Regierungspräsidium da geschnürt hat. Aber wann wird mit den Arbeiten tatsächlich begonnen und welche Auswirkungen haben sie auf den Verkehr und die Anwohner? "Wir sind noch in der Entwurfsphase", erklärt Doll. Er rechnet mit einem Beginn der Rohbauarbeiten – also etwa dem Erstellen der Rettungsstollen – frühestens im Frühjahr 2021. Die betriebstechnische Nachrüstung, die dann auch eine zeitweise Sperrung der Tunnel nötig macht, soll Stand jetzt im Jahr 2022 erfolgen. Die Stadt Schiltach sei über den aktuellen Planungsstand informiert. Sobald die laufenden Planungen abgeschlossen sind, will das Regierungspräsidium dann auch die Bevölkerung ausführlich über die Maßnahmen informieren.

Was jedoch jetzt schon feststeht: "Wir werden sicher nicht beide Tunnel gleichzeitig sperren", sagt Doll. Die Arbeiten, für die eine Sperrung nötig ist, sollen nacheinander erfolgen. "Ein Tunnel wird immer offen sein", bekräftigt er. Voraussichtlich soll mit dem Kirchbergtunnel begonnen werden. Und auch sonst zeigt sich das Regierungspräsidium bemüht, die Auswirkungen auf den Verkehr und die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten. So sollen die Rettungsstollen von außen her Richtung Tunnel entstehen. "Bis kurz vor der Tunnelwand bekommt der Verkehr von den Arbeiten nichts mit", sagt Doll. Bei den für die Stollen nötigen Sprengungen soll in den Ausschreibungen festgehalten werden, dass diese in der Regel tagsüber stattfinden und wenn möglich, überhaupt nicht nachts, an Wochenenden oder Feiertagen – wie es bei anderen Baustellen manchmal gewünscht ist. "Natürlich kann das punktuell trotzdem mal nötig werden", sagt Mathias Doll, aber vorsätzlich geplant eben nicht.

Auch die Vollsperrungen will das RP "möglichst minimieren". Eine halbseitige Sperrung, während im Tunnel die Sanierungsarbeiten laufen, mache allerdings "keinen Sinn". Das sei einerseits für die Bauarbeiter zu gefährlich, andererseits würden sich die Arbeiten dann viel länger hinziehen. Der Sachverständige rechnet damit, dass die Sperrungen der beiden Tunnel in etwa mit der des Wolfacher Reutherbergtunnels vergleichbar sein werden, da die Maßnahmen ähnlich seien. Dort war der Tunnel während der Sanierung von Anfang Januar bis Mitte April 2014 gesperrt. Das damals befürchtete Verkehrschaos in der Stadt blieb aus.

Aktuelle Bohrungen

B is es allerdings soweit ist, geht bekanntlich noch einige Zeit ins Land. Schließlich stehen gerade erst die Bohrungen zur Untersuchung des Baugrunds an. Sie werden unter anderem an den geplanten Standorten für die beiden Auffangbecken und den neuen Ausgängen aus den Rettungsstollen genommen.

Einerseits, so erklärt Doll, werde das Material auf seine mögliche geogene Belastung geprüft. "Bei den Arbeiten fällt eine Menge Aushub an. Die Probe entscheidet, wo das Material anschließend eingebaut werden kann" – also ob es bedenkenlos beispielsweise auf einem Spielplatz verbaut werden kann oder gar auf einer Deponie entsorgt werden muss.

Außerdem gehen aus den Bohrungen geotechnische Kennwerte hervor. Diese liefern Informationen zur Bodenbeschaffenheit beziehungsweise zum Schichtenaufbau des Bodens und entscheiden "über den Umfang und die Art der Sicherungsmaßnahmen bei den Sprengungen", erklärt Matthias Doll.