Der Schwarzwälder Bote lud ein zur Podiumsdiskussion anlässlich der OB-Wahl in Albstadt. Foto: Kienzler

Auf großes Interesse ist am Dienstagabend das Wahlpodium des Schwarzwälder Boten gestoßen. Die annähernd 300 Gäste in der Ebinger Festhalle kamen auf ihre Kosten; es wurde hart gefragt, und die Kandidaten wehrten sicher ihrer Haut. Dabei war die Stimmung alles andere als bierernst.

Die Kandidaten hatten in den vergangenen Wochen, spätestens aber bei ihrer offiziellen Vorstellung am 24. Februar, sattsam Gelegenheit gehabt, ihre Positionen darzulegen – die teils launigen, teils bissigen, mitunter süffisanten Fragen, die ihnen am Dienstag Constantin Blaß, Chefredakteur des Schwarzwälder Boten, und die Albstädter Lokalchefin Karina Eyrich stellten, waren als erhellende Schlaglichter gedacht – und verfehlten diese Wirkung nicht.

Sonntagsspaziergänger am ungewohnten Platz

Thomas Wenske sprachen sie auf seine sonntäglichen Spaziergänge in der Ebinger Innenstadt und gelegentlich zu hörende „Lügenpresse“- Chöre an – „Was sagen Ihre Mitstreiter dazu, dass Sie hier sitzen?“. Markus Ringle musste sich gegen die provokative Unterstellung zur Wehr setzen, er wolle das Auto abschaffen – will er nicht, wie er beteuerte – , Roland Tralmer seine Wahlkampfäußerung präzisieren, einige im Rathaus benötigten Anleitung bei ihrem Tun: „Dort arbeitet ein hervorragendes Team“, beschwichtigte er.

Der Erste Bürgermeister hat’s nicht leicht

Udo Hollauer hatte es als Erster Bürgermeister auch nicht leicht: Wo bleibt das Parkleitsystem? Was tut die AS-Wohnbau gegen den Wohnraummangel? Wann werden die Albstadtwerke bemerken, dass es regenerative Energien gibt und diesen die Zukunft gehören könnte? Hollauer schlug sich tapfer – und im übrigen sahen sich auch die Gemeinderäte Tralmer und Ringle mit der Frage nach ihrer Verantwortung konfrontiert und räumten freimütig ein, dass es gelegentlich Fehlentscheidungen gebe. „Einmal kann vorkommen“, sagte Ringle. „Ein zweites Mal in derselben Sache nicht.“

Genau da drüben hat Ringle sich verliebt

Auch das Publikum durfte Fragen stellen und nutzte seine Chance. Der Genius Loci wollte sein Recht: In der Ebinger Festhalle konnten Fragen nach ihrer und der Zukunft des Thalia-Theaters nicht ausbleiben. Hollauer plädiert für die dialogische Bürgerbeteiligung. Tralmer und Ringle, der an Ort und Stelle – „genau da drüben!“ – seine Frau kennengelernt und daher ein besonderes Verhältnis zur Festhalle hat, halten nicht viel davon: Es bedürfe keiner zusätzlichen Instanz; die bestehenden müssten halt richtig entscheiden.

Den Eisplatz nutzt jetzt jemand anderes

Der Eisplatz wäre perfekt gewesen

Aber wäre der Eisplatz nicht wunderbar für eine Kulturhalle geeignet gewesen – warum stehe dort jetzt die neue Volksbank? Um in einer Zeit der Bankenfusionen den Finanzstandort Albstadt zu sichern, argumentierte Hollauer, während Tralmer die Achseln zuckte: „Heute sind wir klüger.“

Es gab auch (un)ernste Fragen: Sie gewinnen 100 Millionen Euro im Lotto – was spendieren Sie der Stadt Albstadt? „Alles“, antwortete Udo Hollauer. So weit würde Roland Tralmer nicht gehen, aber doch massiv Geld in Albstadt und ein neues Medizentrum stecken. „Und ich verzichte auf mein OB-Gehalt.“ Das tut Markus Ringle auch – und legt je fünf Millionen für seine Familie, fürs Thalia und die Festhalle beiseite. Thomas Wenskes Antwort ließ an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig: „Gar nichts kriegt die Stadt. Ich gründe eine Stiftung für Bedürftige und junge Menschen.“

Wer von den Wählern hat sich schon entschieden?

Die erste und die letzte Frage des Abends hatten nicht die Kandidaten zu beantworten. Auf die Eingangsfrage der Moderatoren, wer seine Wahlentscheidung schon getroffen habe, hoben nur wenige die Hand.

Die Abstimmung fällt deutlich aus

Da zweieinhalb Stunden später immerhin 143 – Online-Teilnehmer inbegriffen – ihr Votum abgegeben hatten, darf man unterstellen, dass die Meinungsbildung in dieser Zeit ein Stück vorangekommen war. Die 52,9 Prozent für Roland Tralmer, 32,9 Prozent für Markus Ringle, 11,4 Prozent für Udo Hollauer und 2,9 Prozent für Thomas Wenske ließen einen Trend erkennen; das letzte Wort ist aber noch längst nicht gesprochen. Das hat am Sonntag, 5. März, schließlich der Wähler.