Nicht nur als Vorstandsmitglied des Kulturvereins „Tal-Gang-Art“ weiß Udo Hollauer, wo er den Bohrer ansetzen muss: Der Baudezernent und Erste Bürgermeister der Stadt Albstadt ist auch im Wahlkampf fleißig. Foto: Karina Eyrich

Kandidat Udo Hollauer ist als Dickbrettbohrer unermüdlich und unerschütterlich – und zuweilen schockiert, was alles falsch läuft in der Stadt. Als Oberbürgermeister will er „Gutes besser machen“.

Udo Hollauer ist nicht zu beneiden: Als Erster Bürgermeister – seit elf Jahren leitet er das Baudezernat Albstadt – hat er für seine Kandidatur um das Amt des Oberbürgermeisters einen Amtsbonus. Und der wird, je länger der Wahlkampf dauert, zum Malus.

Udo Hollauer beim Bürgergespräch in Burgfelden. Foto: Karina Eyrich

Denn bei jedem Bürgergespräch in den Wirtshäusern aller Stadtteile und bei Podiumsdiskussionen melden sich Unzufriedene, klagen über Stolpersteine für ihren Verein, marode Hallen, fragmentierte Radwege, Verkehrslärm, zu viel Müll und zu wenig Grün in der Innenstadt, fehlende Bauplätze, hohe Energiepreise, Schlaglöcher – die Liste ist lang.

In mancher Diskussion geht es heiß her – Udo Hollauer bleibt gelassen. Foto: Karina Eyrich

Hollauer bleibt entspannt, wenn ihm der Wind ins Gesicht bläst, wenn unterschwellig die Frage mitschwingt, warum er seine Ideen nicht schon längst umgesetzt habe. Und er spielt eine seiner Stärken aus: Gelassenheit trotz Turbulenzen.

Den Sanierungsstau hat er geerbt

Stadtsanierung in Tailfingen: Udo Hollauer mit seinem Team an der Baustelle, die den Kindern mit einem Sandelplatz versüßt wurde. Foto: Eyrich

Den Sanierungsstau hat er geerbt

Was ist ihm nicht alles um die Ohren geflogen, seit er 2012 einen Sanierungsstau in Höhe von – damals geschätzten – 250 Millionen Euro übernommen hat. Abbauen lässt der sich in zehn Jahren nicht, das sagt er seinen potenziellen Wählern, verweist auf die Erfolge seines Dezernats: Innenstadtsanierung Tailfingen, Sanierungsgebiete in mehreren Stadtteilen, die Sanierung mehrerer Hallen, 1000 neue Wohnungen, sein Einsatz für die Ortsumfahrung Lautlingen – ein Kampf gegen Windmühlen – sowie die Reduzierung der Baulücken um 176 Grundstücke, von 63 auf 50 Hektar. Den Griff in begehrte Fördertöpfe wie „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ nicht zu vergessen.

Läuft: Am neuen Bachlauf in der Neuen Mitte Tailfingen lässt Axel Mayer – inzwischen Leiter des Stadtplanungsamtes – wie einst die Herren Müller-Lüdenscheidt und Dr. Klöbner bei Loriot „diese Enten zu Wasser“, zur Freude von Udo Hollauer (rechts). Foto: Karina Eyrich

„Vieles funktioniert, wenn der Leiter sagt: ,Das kriegen wir schon hin’“, sagt Hubert Reinauer, der in seiner Zeit als Ortsvorsteher in Burgfelden Hollauer immer als einen erlebt hat „mit einem offenen Ohr“. Das bietet der Kandidat auch im Wahlkampf an, schüttelt zuweilen den Kopf über Missstände, von denen er noch nichts wusste, und greift gleich zum Stift. Notiert ist es schon mal, und noch eh der Wahlkampf vorbei ist, obwohl er bis dahin Urlaub hat, wird Hollauer aktiv, ist fast täglich im Büro im Technischen Rathaus. Warum tut er sich das an? „Da bleibt sonst zu viel liegen!“

Fleißig bis tief in die Nacht

Samstag in aller Herrgottsfrühe wirbt Udo Hollauer um Stimmen auf dem Wochenmarkt. Foto: Karina Eyrich

Die Masse an Aufgaben erfordert Fleiß

Ob im Büro oder unterwegs: Mangelnden Fleiß kann niemand dem Baubürgermeister vorwerfen. Oft ist er spät abends noch zu erreichen, kümmert sich persönlich darum, dass Fristen eingehalten werden und nichts untergeht in der Masse, die sein Dezernat zu bewältigen hat. So kommt es, dass er in jedem Thema, das seinen Aufgabenbereich betrifft, bestens drinsteckt, die Zahlen und Fakten parat hat.

Dort, wo er nicht zuständig ist, geht ihm vieles zu langsam, etwa die Sozialraumanalyse, deren Ergebnis erst in drei Jahren vorliegen soll. „Das muss in Zukunft wichtiger sein“, sagt er über manchen Punkt, den Albstädter in seinen klar strukturierten Bürgerdiskussionen ansprechen, eher er zum nächsten überleitet: „Soviel vielleicht zum Thema X – kommen wir zum Thema Y.“

Sein Ziel: Gutes besser machen – und nach Albstadt umziehen

In Onstmettingen im Gasthof „Zollersteighof“ ist Udo Hollauer von „Freien Wählern“ umzingelt – Ortsvorsteher Jürgen Kurz ist der einzige CDU-Mann. Foto: Karina Eyrich

Weiter geht’s, dicke Bretter bohren, dazwischen Wahlplakate mit seinem Slogan „Damit wir Gutes besser machen“ aufhängen, auf dem Wochenmarkt werben, Anfragen beantworten, noch schnell ins Büro, trotz Urlaub, und irgendwann spätabends heim zur Familie. Mit seiner Frau Giuseppina und den beiden Töchtern will er im Fall seines Wahlsiegs endlich nach Albstadt ziehen: Der Oberbürgermeister der größten Stadt im Zollernalbkreis, sagt Hollauer, müsse im Kreistag sitzen. 2024 wird gewählt.

Udo Hollauer

1968
geboren im Sternzeichen Krebs in Meßkirch, hat nach dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium Sigmaringen, einer Schreinerlehre und drei Gesellenjahren Bauwesen an der Fachhochschule Biberach studiert und als Diplom-Ingenieur (FH) abgeschlossen. Nach zwei Jahren als Bauingenieur in Waldshut-Tiengen war er elf Jahre lang Stadtbaumeister in Meßkirch, ist seit Dezember 2011 Baubürgermeister und seit 2019 auch Erster Bürgermeister der Stadt Albstadt. Er lebt mit seiner Frau Giuseppina und den beiden Töchtern in Inzigkofen-Engelswies. Er ist Gründungs- und Vorstandsmitglied im Verein Tal-Gang-Art in Albstadt und in zahlreichen Kultur-, Schulförder- und Sportvereinen im Kreis Sigmaringen aktiv. Als Hobbys gibt er seinen Garten, Motorradfahren, Fußball, Skifahren, Kultur und Lesen an.