Wahlen beim HGV Albstadt-Ebingen (von links): Vorstandssprecherin Manuela Früholz, die Beisitzer Dirk Maier, Frank Mutter und Dieter Eppler sowie Kassenprüfer Jochen Sander. Foto: Karina Eyrich

Seinen Wunschzettel an den neuen Oberbürgermeister Roland Tralmer hat der Handels- und Gewerbeverein Albstadt-Ebingen (HGV) noch nicht geschrieben. Der Grund: Bei der Hauptversammlung nahm die Innenstadt-Diskussion breiten Raum ein.

„Was will die Stadtbevölkerung?“ Die „Zielbilder“ – Schwerpunkte für die einzelnen Areale der Ebinger Innenstadt – sind für Christine Seizinger, freie Mitarbeiterin der Wirtschaftsförderung, und Axel Mayer, den Leiter des Stadtplanungsamtes, entscheidend, wie sie bei der HGV-Hauptversammlung betont haben.

Überraschung für die sieben Mitglieder – im Café Früholz tagten diesmal mehr als doppelt so viele wie in den vergangenen Jahren: 77 Prozent der Albstädter erkennen laut der Umfrage der „CIMA Beratung + Management GmbH“ Ebingen als Zentrum der Stadt an.

Interessant für die Einzelhändler und Gastronomen waren die Gründe für einen Innenstadtbesuch. Nach dem Arztbesuch, der ihnen wenig bringt, liegt die Gastronomie auf Platz zwei, gefolgt von Einkauf und Bummel sowie dem Wochenmarkt, der unter allen Elementen der Innenstadt die besten Noten bekommen hat, und dem Einkauf von Produkten des täglichen Bedarfs.

Wenn Kaufland erst fertig ist...

Dass deren Angebot im Zentrum größer sein sollte, wie Dirk Maier sagte, und zwar ehe das neue Kaufland-Einkaufszentrum mit 5000 Quadratmetern Verkaufsfläche in der Kientenstraße noch mehr Kaufkraft auf die Grüne Wiese ziehe. Außerdem fehlt es laut Umfrage an Grün, an Spielflächen, an Orten für die Jugend und an attraktivem Wohnraum in der Innenstadt.

Die Händler und Gastronomen am Kurt-Georg-Kiesinger-Platz indes beklagten, dass dieser „eigentlich nur ein Umschlagplatz für Schüler“ sei und der Busverkehr zwischen Bahnhof- und Schmiechastraße zu viel Unruhe hineinbringe – deshalb soll er ausgelagert werden. Wohin? Das stehe noch nicht fest.

Für die Zukunft wünschten sich die Befragten – der Rücklauf war mit 2600 verwertbaren Antworten „toll“, freute sich Seizinger – vor allem einen vielfältigen Einzelhandel und vielfältige Gastronomie, gefolgt von mehr Grün in der Innenstadt, besserer ärztlicher Versorgung und Treffpunkten ohne Konsumzwang.

Mehr Mut zur Veränderung

Vielfalt stärken, Aufenthaltsqualität, eine Reduzierung der Verkehrsbewegungen, Mut zu Veränderungen, Begegnungsräume – all das stehe im Fokus, erklärten Mayer und Seizinger, denen sehr wohl klar ist, dass die Fördermittel aus dem Programm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ nicht für Baumaßnahmen gedacht seien und die Stadt – nur 13 Jahre nach der umfassenden Sanierung – nicht wieder alles umbauen könne.

Die Lösung: „Wir müssen öfter mal Pop-up-Installationen bieten“, erklärte Seizinger und nannte als Beispiel einen Biergarten auf dem Bürgerturmplatz. Axel Mayer will überdies die kleinen Bäume in der Marktstraße durch größere ersetzen lassen. Ideen servierten die beiden viele: Von einem Co-Working-Space für Künstler nach dem Vorbild der Technologiewerkstatt über einen „lebendigen Mehrgenerationenpark“ im Zentrum bis hin zu einem Lesegarten in der City.

Ein Raum für die Stadtgesellschaft

Im Stadtcafé an der Ecke Obere Vorstadt und Marktstraße, wo auch der City-Manager einziehen soll, soll außerdem ein „Raum für die Stadtgesellschaft“ entstehen mit flexibler Möblierung für Veranstaltungen und konsumfreie Treffen – zur Nutzung für städtische ebenso wie für private Veranstaltungen.

Das „Kouzina“ in der Unteren Vorstadt, das bald schließe, miete die Stadt ab September an, um einen Gastro-Gründer anzusiedeln, der durch einen Gründerpreis ermittelt werden soll.

Regularien der HGV-Sitzung

Bei den Wahlen
 wurden Vorstandssprecher Ramon Binder, die Beisitzer Dirk Maier und Frank Mutter sowie die Kassenprüfer Bernd Hotz und Jochen Sander für eine weitere Amtszeit bestätigt. Ein Vorstandsposten, der das Trio um Manuela Früholz und Ramon Binder komplettieren würde, ist weiter vakant: der eines Vorsitzenden für Verwaltung. Manuela Früholz wünscht sich außerdem mehr Gewerbetreibende, nicht nur Einzelhändler und Gastronomen, im HGV: „Das würde unseren Horizont erweitern“, betonte sie.

In der Kasse
 ist laut Kassierer Joachim Schmalzl 2022 ein Plus verblieben, obwohl die finanzielle Bilanz der jüngsten Verkaufsoffenen Sonntag mit dem Hamburger Fischmarkt als Attraktion unter dem Strich negativ ausgefallen sei. Die Stadt trage zwar 4000 Euro des Abmangels, doch bei den aktuellen Preisen sei dieser dadurch nicht gedeckt. Auf anderthalb Jahresbeiträge der Mitglieder hatte der HGV laut Schmalzl in den schwierigen Jahren mit Corona-Lockdowns verzichtet.