Die Bescherung kommt vier Wochen früher als gewohnt: Der Bund gewährt den Städten Albstadt und Meßstetten Förderung aus einem neu aufgelegten Programm. Albstadt erhält fast 3,4 Millionen Euro, Meßstetten knapp 300 000 Euro.
Albstadt-Ebingen/Meßstetten - Es hört sich an wie im Märchen: Im Juli hatte sich der Albstädter Gemeinderat unter dem Motto "Innenstadt neu denken" zu einer Klausurtagung zusammengesetzt, um darüber nachzusinnen, wie man der Ebinger Innenstadt aus ihrer bedrängten Lage helfen könnte. Die Probleme sind bekannt: Der von Corona gebeutelte Einzelhandel gerät gegenüber den Internet-Giganten mehr und mehr ins Hintertreffen, immer mehr Schaufenster stehen leer, der Stadtkern verödet und verkommt zur Poser-Meile. Die Gemeinderäte erarbeiteten einen Katalog potenzieller Maßnahmen, allerdings noch ohne eine Finanzierungsperspektive.
Ministerium statt Fee
Dann geschah das erste Wunder: Es erschien zwar keine gute Fee, um drei Wünsche zu gewähren, aber immerhin lag ein Schreiben des Bundesministerium für Bauwesen und Raumordnung im Briefkasten, in dem die Stadt Albstadt aufgefordert wurde, sich um Mittel aus einem mit 250 Millionen Euro ausgestatteten Förderprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" zu bewerben. Es ging um genau die Themen, über die man gesprochen hatte; die Ergebnisse mussten nur noch zu Papier gebracht werden. Wenig später ging ein 46 Seiten dickes Konvolut auf die Reise nach Berlin.
Albstadt zahlt 25 Prozent
Am Tag nach dem Ersten Advent war die Antwort da und übertraf alle Erwartungen. Ein zweites Wunder war geschehen: Das 4,5 Millionen schwere Paket, das die Albstädter für die Ebinger Innenstadt geschnürt haben, wird zu 75 Prozent vom Bund bezuschusst: Berlin zahlt 3,382 Millionen Euro, lediglich die restlichen 1,1 Millionen Euro bleiben an Albstadt hängen. Im Hinblick auf die Bundeszuschüsse war 2021 ein fettes Jahr: erst 2,5 Millionen Euro für den Breitbandausbau, dann 1,3 Millionen Euro für den Onstmettinger Park und jetzt noch einmal 3,4 Millionen Euro. So reich war der Tisch selten gedeckt.
"Zielbild Innenstadt"
Doch was passiert nun mit den vielen Geld? Acht Maßnahmenkomplexe sieht das im August verfasste Papier vor. Projekt eins: Unter Beteiligung der Bürger sollen "Konzepte und Strategien zur Bewältigung des Strukturwandels" und ein "Zielbild Innenstadt" entwickelt werden. Konkret: Die Ebinger sollen sich gemeinsam überlegen, wie ihre Innenstadt in Zukunft aussehen soll. Projekt zwei betrifft den Kurt-Georg-Kiesinger-Platz und die Bahnhofstraße. Die Stadt will Machbarkeitsstudien, Gutachten, Planungen in Auftrag geben, und zwar unter besonderer Berücksichtigung der Verkehrssituation und des ÖPNV. Es ist unter anderem an einen Realisierungswettbewerb gedacht.
Was wird aus dem Bürgerturmplatz?
Projekt drei ist eines von den großen: Das seit langem geforderte City-Management soll kommen, ein Netzwerk zwischen Handel, Stadt und Grundstückseigentümern aufgebaut werden. Eine Event GmbH gehört auch zum Programm. Projekt vier ist ein Verfügungsfonds für investive und nicht investive Maßnahmen, durch welche die Attraktivität der Innenstadt gesteigert werden könnte. Unter anderem geht es um den Bürgerturmplatz und wie er die ihm zugedachte Funktion als Treff- und Mittelpunkt besser wahrnehmen könnte als bisher. Wie Baubürgermeister Udo Hollauer einräumt, scheiden sich an diesem Punkt ganz entschieden die Geister.
Landgraben wird neu gestaltet
Projekt fünf ist die Anmietung von Räumen für den neuen City-Manager, Projekt sechs die Entwicklung und Umsetzung einer Marketingsstrategie für die Innenstadt – wieder unter Beteiligung der Bürger – und Projekt sieben die Schaffung eines innerstädtischen Start-up-Zentrums, in dem potenzielle Existenzgründer mit einer Geschäftsidee mehrere Monate lang mietfrei austesten können, ob diese Idee etwas taugt oder nicht. Das achte und letzte Projekt ist ein handfestes: An die 900 000 Euro sollen in die Neugestaltung des Landgrabens, des nördlichen Zugangs zur Fußgängerzone und der Achse des Hufeisens, investiert werden.
Und wann wird das alles geschehen? Die Förderung des Bundes erstreckt sich über einen Zeitraum von vier Jahren, 2022 bis 2025. Auf die Stadt wartet eine Menge Arbeit; allerdings hat sie sich der Unterstützung mehrerer Partner versichert: Mit von der Partie sind IHK, Kreishandwerkerschaft, die evangelische Kirchengemeinde, die Hochschule, der HGV Albstadt-Ebingen und die Ebinger "Städtleinitiative".