Axel Mayer vom Stadtplanungsamt, Wirtschaftsförderer Andreas Hödl und Stefan Leuninger von "Cima" (von links) betreuen und begleiten den "Zukunftsprozess" für die Ebinger Innenstadt. Foto: Eyrich

"Man kann ja eigentlich sofort anfangen", lautete die Botschaft von Stefan Leuninger, der nicht nur die "Cima Beratung und Management" im Gemeinderat vorgestellt hat, sondern auch ihr Ziel: die Ebinger Innenstadt aufwerten.

Albstadt-Ebingen - Die Interviews mit Albstädtern zum "Zukunftsprozess" für die Ebinger Innenstadt sprachen Bände: Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben in einem Film formuliert, was sie sich wünschen: Frequenzbringer, Vielfalt in der Gastronomie, bessere Radwege, familienfreundliche Orte und soziale Begegnungsräume, wo man sich auch mal aufhalten kann, ohne gleich einkehren zu müssen. Darüber hinaus: bunte Pflanzbeete, eine größere Vielfalt im Einzelhandel – nicht zu viele Läden einer Sparte. Vor allem aber: mehr Grün, weniger Verkehr – und Spielplätze sowie Möglichkeiten, auch mal mit dem Fußball zu bolzen. "Denn wo Kinder sich wohlfühlen, da sind auch ihre Eltern gerne", sagt Stefan Leuninger, der promovierte Stuttgarter Chef des Büros "Cima Beratung und Management", das die Albstädter dabei unterstützen will, die Innenstadt aufzuwerten.

Ganz am Anfang muss ein Ziel stehen

"Ebingen ist, was wir draus machen" lautet der Slogan für den Zukunftsprozess, den die 3,4 Millionen Euro aus dem Bundes-Förderprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" befördern sollen – und an dessen Beginn zunächst eines stehen müsse, wie Leuninger betonte: ein Ziel. Mit Blick auf mehrere Aussagen im Film fügte er hinzu: "Man kann ja eigentlich sofort anfangen", etwa mehr "temporäres Grün" in die Stadt bringen.

Eines stellte Leuninger aus seiner bisherigen Erfahrung aber auch klar: "Ohne die Umgestaltung des Kurt-Georg-Kiesinger-Platzes kommen wir nicht weiter." In Zeiten von Pandemie, Onlinehandel und Klimakrise habe Albstadt "genau den richtigen Zeitpunkt erwischt", nun mit Hilfe von Bundesmitteln die Wende zu schaffen.

"So etwas gibt es eigentlich gar nicht"

Er selbst sei 30 Jahre nicht mehr in Albstadt gewesen und habe nun festgestellt, "dass hier mehr ist als gedacht", sagte Leuninger und zeigte als Beispiel die Lenk-Skulpturen in der Oberen Vorstadt: "Diesen Kunstweg könnte man besser aufwerten – das ist ein klasse Raum." Beim Foto des Ebinger Hofes kam er richtig ins Schwärmen: "So etwas gibt es eigentlich gar nicht – nirgends. Das kann man viel stärker kommunizieren."

"Parkplätze sind nicht das Thema"

"Nicht das Thema" sind für ihn die Parkplätze und die Erreichbarkeit der Innenstadt – sowohl mit dem Auto als auch mit dem Fahrrad." Zudem verfüge Albstadt über etwas, was Großstädte wie Stuttgart nicht hätten: "Zugriff auf Immobilien, Zugriff auf die Menschen." Doch dass die Stadt ihr Vorkaufsrecht, etwa im Hufeisen, nicht nutzt, hatten einige Stadträte schon öfter kritisiert. Und mit der Erreichbarkeit der Bevölkerung sei das auch so eine Sache, kommentierte Grünen-Fraktionschefin Susanne Feil: "Ein Teil interessiert sich gar nicht", einige seien immer dabei, wenn es um Bürgerbefragungen oder Workshops gehe, "und eine große Gruppe ist schlecht oder gar nicht zu fassen. Was ist Ihr Konzept, alles ins Boot zu kriegen?"

"Wichtig sind Kinder und Jugendliche"

Noch vor Weihnachten planen Stefan Leuninger und die Beteiligten der Stadtverwaltung – Wirtschaftsförderung, Stadtplanungsamt und das Amt für Kultur, Tourismus und bürgerschaftliches Engagement – "Stadtlabore" zu den Themen "Sicherheit und Sauberkeit", "Jugend in der City" und "Die grüne Wohlfühlstadt". Außerdem soll die Bundesförderung auch für Werbung und Kommunikation genutzt werden, wobei Leuninger besonders Wert darauf legt, Kinder und Jugendliche einzubeziehen, deren Gruppen und Vereine er direkt kontaktieren will.

"Über die Umsetzung Menschen erreichen – nicht via Papier"

Sein wichtigstes Rezept aber lautet: "Wir müssen über die Umsetzung Menschen begeistern – nicht via Papier. Da müssen wir vielleicht auch mal zwei Parkplätze wegnehmen und Jugendliche den Raum gestalten lassen, über Aktionen das Ganze erlebbar machen."

Jürgen Kiefer (Bündnis ’90/Die Grünen) gab zu bedenken, dass "Sicherheit" nicht zuvorderst thematisiert werden sollte, um nicht abzuschrecken: "Sicherheit ist wichtig, aber die kommt mit den anderen Maßnahmen."

In Leuningers Pyramide ist die Maßnahmenebene die Basis. Darüber kommt die Kommunikationsebene und darüber die Strategie-Ebene, ganz oben das Zielbild Innenstadt. Eine Reihe von Terminen ist schon anberaumt: Die Besprechung mit Amtsleitern und Dezernenten war bereits, ebenso wie jene mit den "Stakeholdern" – Menschen, die es direkt betrifft. Für Montag, 10. Oktober, ist ein Workshop zum Thema "Events & Stadtraum" geplant, für Dienstag, 25. Oktober, einer zum Thema Citymanagement und der Gründung der geplanten GmbH.

Die Bürger sollen online und live mitreden

Ein öffentliches Stadtforum folgt am 8. November, einem Dienstag. An vier Thementischen soll es dann um "Kultur und Veranstaltungen", um "Angebotsstruktur", um "Mobilität und Erreichbarkeit" sowie um "Aufenthaltsqualität" gehen.

Nicht zuletzt ist eine Bürgerbefragung geplant: Von November bis Dezember sollen die Albstädter Gelegenheit haben, die Stärken und Schwächen der Innenstadt zu bewerten – online und auf Fragebögen.

Kommentar: Endlich Macher!

Stefan Leuninger von »Cima« hat im Gemeinderat einen außerordentlich guten Eindruck hinterlassen, als er den »Zukunftsprozess Innenstadt Ebingen« vorstellte. Warum? Ganz ausdrücklich sind ihm vor allem die Kinder und Jugendlichen wichtig – nicht nur jene, die in die Innenstadt kommen sollen, sondern auch jene, die dort leben und kaum Raum zum Spielen finden, schon gar nicht begrünten. Und er hat klargestellt, dass er nicht mittels Papier die Menschen erreichen will, sondern durch das Umsetzen von Projekten. Nach Jahren, in denen ein Bürgerworkshop den anderen gejagt hat und immer noch mehr Pinnwände mit Ideen gefüllt wurden, die seither in Schubladen liegen, fein sortiert, ist es wohltuend, dass einer einfach mal machen will. Das weckt Hoffnung – und auch der Zeitdruck durch das Förderprogramm kann den Prozess endlich beschleunigen.