Strahlte beim verdienten Applaus der Zuschauer: Salvatore Bertolino, Macher des Films über die Barockkirche St. Maria Foto: Karina Eyrich

Auf eine Reise durch das Kirchenjahr nimmt Salvotore Bertolino die Betrachter seines Films zum 300-jährigen Bestehen des katholischen Gotteshauses St. Maria in Unterdigisheim mit. Darin lebt unter anderem „Dingsda“ wieder auf.

„So lange die Menschen eine Bindung an ihr Gotteshaus haben, wird die Kirche im Dorf bleiben“, sagt Salvatore Bertolino. Wie stark diese Bindung ist, zeigt der Unterdigisheimer mit seinem Film „Eine Kirche, ein Dorf, eine Gemeinschaft – 300 Jahre Barocke Dorfkirche St. Maria“, der eben dort Weltpremiere hatte – vor gut 100 Zuschauern.

„Wie schön bist Du“, singt der Männergesangverein „Frohsinn“ Unterdigisheim, während die Kamera sich dem katholischen Gotteshaus nähert, die Betrachter hineinführt und Heimathistoriker Herbert Schäfer von der Kirche erzählt: Am 1. Dezember 1723 habe Weihbischof Anton von Sirgenstein sie eingeweiht. Die Innengestaltung, ebenfalls im Barock-Stil, habe mehr als 100 Jahre gedauert, und bei der Finanzierung waren die Unterdigisheimer auf sich gestellt: Die katholische Kirche habe sie nicht unterstützt.

Reise durch das Kirchenjahr

Umso wertvoller ist den Unterdigisheimern ihre Kirche, die zunächst, umgeben vom Kirchhof, auf freiem Feld stand, ehe der Ort an sie heranrückte. Davon erzählen viele Ortsbürger und Vereinsvertreter, während Filmautor und Kameramann Salvatore Bertolino die Zuschauer durch das Kirchenjahr führt, das im Dezember beginnt: Maria Horn vom Kirchengemeinderat etwa hatte Bertolino beim Aufbauen der Krippe gefilmt und befragt – ohne Vorwarnung. Sie kann sich kaum noch vorstellen, „wie die Welt vor 300 Jahren war“, als St. Maria entstand. „Aber ich habe meine zwei Kinder hier taufen lassen“, berichtete die „Zugezogene“, „und seitdem ist das meine Kirche“.

Josef Leute vom Kirchengemeinderat schwärmt vom Glockenturm, Herbert Horn berichtet von der Gründung des kleinen Schola-Chores in Zeiten der Pandemie, als die Gemeinde nicht singen durfte, und dass es „der Wunsch vieler“ gewesen sei, „dass wir das weiterführen“.

Die Bläser des Musikvereins und ein Feuerwerk leiten über ins Kalenderjahr 2022, in dem die Sternsinger Antonia Steidle und Lia Gscheidle erklären, wofür „C + M + B“ stehe, nämlich nicht für die heiligen drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar, sondern für „Christus mansionem benedicat“, Christus segnet dieses Haus. Ramona Stein, die mit der Narrenzunft „Deichelmäus“ die Narrenmesse in St. Maria feiert, macht sich Gedanken zur Fastenzeit: „Sie ist geprägt von Verzicht, und dabei ist es ganz egal, worauf man verzichtet“.

Wie die Kirche global wird

Danach gibt es ein Wiedersehen mit Pfarrer Joseph Kaniyodickal, dessen Abschiedsgottesdienst Bertolino im Film verewigt hat und der vor allem von den Fronleichnamsgottesdiensten in St. Maria und den Prozessionen zu den bunten Blumenaltären im Ort schwärmt – sie sind in Unterdigisheim immer besonders schön. An Karfreitag kommen Yvonne Scheer, sie spielt Flügelhorn, und Organistin Zita Alber zu Wort, und beim Gestalten der Blumenbilder schaut Bertolino den Frauen und Männern an Fronleichnam über die Schulter.

Was Sport und Glaube eint

Auf die Feldkreuze als Ausdruck des Glaubens weisen Thomas Holl und Udo Wäschle von den Wanderfreunden Unterdigisheim hin, ehe Angelika Steidle-Mutscheller und Jürgen Moser vom Musikverein und Ewald Karle vom Sportverein sprechen, etwa über die mutmachenden Texte der Kirchenlieder und den Sport, der die Menschen ebenso verbinde wie der Glaube – und mit ihm Werte wie Toleranz und Respekt teile.

Als alte Fotos von Sportmannschaften über die Leinwand flimmern, gehen die Augen der Zuschauer noch weiter auf: Bin ich zu sehen? Wen kenne ich noch? scheinen die Gesichter zu fragen.

Die „globale Kirche“ ist schließlich das Thema des aktuellen Hausherrn von St. Maria, Pfarrer Safi Powath. „Seit 25 Jahren kommen Priester aus anderen Ländern“, sagt der Inder und spricht von der „Chance, andere Mentalitäten kennenzulernen“.

Besonders drollig sind die Szenen, die Bertolino im Kindergarten gefilmt hat. In „Dingsda“-Manier beschreiben die Kinder die Kirche und bringen die Zuschauer herzlich zum Lachen.

Menschen wie Du und ich

Mit dem Olympia-Hit „One Moment in Time“ endet der Film, der Momente im Kirchenjahr gesammelt hat, und mit dem Bertolino auch auf den ehrenamtlichen Einsatz der Menschen hinweisen will, was im ländlichen Raum besonders unverzichtbar sei. Seinen Einsatz – und sein Talent – würdigt Pfarrer Safi Powath, Daniela Gscheidle vom Kirchengemeinderat Bertolinos Fleiß und Hingabe. Was für sie den Film ausmacht? „Hier sind keine Schauspieler am Werk, sondern Menschen wie Du und ich.“

Der Film ist ab Sonntag, 17. September, 15.30 Uhr kostenlos aus der Internet-Plattform Youtube zu sehen: https://youtu.be/0fiGgRyMJI

Die Macher des Films

Die Idee
 zum Film „Eine Kirche, ein Dorf, eine Gemeinschaft – 300 Jahre Barocke Dorfkirche St. Maria“ hatte Heimathistoriker Herbert Schäfer, der mit Werner Sauter und Roland Steidle auch die Chronik zum Jubiläum „300 Jahre Barockkirche St. Maria Unterdigisheim, Auszüge aus der Kirchen- und Ortsgeschichte“, verfasst hat.

Jan Kohler
 hat zusätzliche Filmaufnahmen beigesteuert, den Film geschnitten und – zusammen mit Sprecher Claus-J. Appel, auch die Texte verfasst.

Salvatore Bertolino
zeichnet für die Kamera, die Redaktion und die Regie verantwortlich.

Von Skulldesign
kommen die Grafiken, weitere Unterstützung vom Landratsamt des Zollernalbkreises, vom Kreismedienzentrum Albstadt, von Diana Härter von der Stadt Meßstetten sowie von Kirchengemeinderat und Kirchenpflege St. Maria Unterdigisheim.