Rund um die katholische Kirchengemeinde St. Ulrich befindet sich der Kern von Obereschach. Foto: Eich

Die neuen Obereschacher Wohngebiete fallen beim Vergleich der Luftbilder von 1968 mit den heutigen Aufnahmen sofort ins Auge. Doch in der VS-Ortschaft hat sich über die Jahre noch mehr getan.

VS-Obereschach - Gemeinsam brüten die Obereschach-Experten Klaus Martin (Ortsvorsteher), Kurt Weiß, Ernst Matthes (ehemaliger Ortsvorsteher) und Wolfgang Zimmermann über den Karten von 1968 – entdecken viele Details, lassen längst vergangene Zeiten Revue passieren.

Sportgelände wird ausgebaut

"Da, den Rasenplatz gab es schon", deutet Weiß auf den Sportplatz. Zimmermann zeigt beim damaligen Luftbild auf ein kleines Gebäude am Rande des Fußballfeldes, "das war die Umziehhütte", erinnert er sich. Seitdem hat sich dort viel getan: Tennisplätze kamen hinzu, der SV Obereschach verfügt über einen modernen Kunstrasenplatz, und am ebenfalls neu gebauten Vereinsheim steht den Kickern ein weiterer Trainingsplatz zur Verfügung.

Klar: Vor allem hinsichtlich der Wohngebiete hat sich in Obereschach vieles getan. Matthes: "›In der Bütze‹ ist als erstes entstanden." 1971 legten die Bagger zwischen Augenmoos- und Steinatstraße rund um die heutige Bützestraße los. Dann folgten Bauplätze entlang der Neuhauser Straße: Kirchberg (1975), Auf Höfen (1978) und schließlich der Kirchberg-Ost rund um die Abt-Rottler-Straße (1986).

Grundschule steht seit 1964

Die dortigen Bewohner durften sich über eine beste Anbindung an die Schule freuen, denn der Kern der Grundschule am Schloßberg stand bereits seit 1964. 1986 folgte die erste Erweiterung, 2002 die zweite für 2,3 Millionen D-Mark. Heute ist dort die Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule untergebracht. "Der Kindergarten stand damals übrigens auch schon", erklärt Martin. Dort folgten ebenfalls zwei Erweiterungen.

Doch zurück zum Wohnen: Ausgerechnet ein großer Brand ebnete in den 90er-Jahren am Kappellenweg den Weg für weitere Wohnhäuser. Denn dort, wo das Sägewerk Storz ein Raub der Flammen wurde, entstand das Gebiet Freithof-Käpeleäcker. "Ich bin stolz auf den Ortschaftsrat – diese bunten Häuser vor mehr als 20 Jahren zu genehmigen war sehr weitsichtig", betont Martin. Tatsächlich sorgt die Gestaltung für besondere Farbtupfer. Zu guter Letzt wird im Gewann "Ob den Gärten" – hier kam 2019 das nördliche Gebiet hinzu – Wohnraum geschaffen.

Früher vier, heute zwei Gaststätten

Mehr Wohnhäuser – weniger Gaststätten: Das ist auch in Obereschach Realität. Glücklich ist man über den Schweizerhof und die Sonne, die die Fahne der Gastronomie hoch halten. Damals noch als Gastwirtschaft Seite an Seite zu einem landwirtschaftlichen Betrieb. "Wenn man dort Anfang der 70er-Jahre eingekehrt ist, konnte man sich zwischen ein oder zwei Gerichten entscheiden", erinnert sich Matthes schmunzelnd. Verschwunden sind hingegen die Linde (heute Bäckerei Tritschler) und die Alte Ölmühle, die heute als privates Wohnhaus genutzt wird.

Noch krasser fand der Strukturwandel im wirtschaftlichen Sektor statt. "1950 gab es noch 100 Höfe in Obereschach – in fast jedem Haus gab es eine Landwirtschaft", so Weiß. Früher sei dies oft eine Nebenerwerbstätigkeit gewesen, "heute gibt es weniger als zehn Aussiedlerhöfe", zeigt Matthes auf. Erhalten und restauriert wurden rund um den Kreisverkehr der Harzerhof und der Bruckburehof.

"Unter dem Dorf" kommt neu hinzu

Apropos Wirtschaft: Auf den Luftaufnahmen von 1968 ist bereits das erste Betriebsgebäude der Jauch Plastic GmbH (gegründet 1964) zu sehen, zudem habe es diverse Kfz-Betriebe gegeben. Der wirtschaftliche Fokus liegt mittlerweile auf dem Gebiet "Unter dem Dorf", in dem auch Schwanog und das Autohaus Fleig ihre Standorte haben. Zu sehen ist davon auf den alten Aufnahmen noch nichts – Felder und Wiesen prägten hier damals den Ortsausgang. "Das Gebiet ist mittlerweile voll, wir haben alles verkauft", sagt der Ortsvorsteher.

Und dann wäre da noch der Bereich rund um die Kirche. Neu hinzu kam 1972 die Einsegnungshalle (Weiß: "Mittlerweile steht sie unter Denkmalschutz"), auf den Bildern ersichtlich ist aber natürlich bereits die Alte Schule – als heutiges Vereinshaus. Es ist die Heimat der Gayser-Gilde, des Männergesangvereins Frohsinn, der Musik- und Trachtenkapelle, der Frauengemeinschaft und des Pop-Chors Colours of Pop. Egal ob damals oder heute: Das Vereinsleben in Obereschach blüht!