Joachim Brückner (von links) und Jesko Schwarz haben sich beim Ortstermin in der Gerätescheune mit den Vertretern der Bürgerinitiative Waldhof ausgetauscht. Foto: Schatz

Die Bürgerinitiative Waldhof sieht hinsichtlich der Pläne für das KSK-Gelände noch viele offene Fragen. Einige davon haben die Aktivisten jetzt Vertretern der Landesregierung mit nach Stuttgart gegeben.

Geislingen/Rosenfeld - Am Montag besuchten Ministerialrat Joachim Brückner und Jesko Schwarz vom Staatsministerium Baden-Württemberg und ein Mitarbeiter die BI auf dem Waldhof zum Informationsaustausch. Die Aktivisten hatten viele Fragen zu Standortwahl, Schutz der Gesundheit, Tieren, Pflanzen, biologischer Vielfalt, Fläche, Wasser, Luft, Klima, Landschaft und kulturellem Erbe.

Erneut betonten die Regierungsvertreter, man stehe am Anfang des Verfahrens und könne deshalb viele Fragen noch nicht abschließend beantworten. Vor Ostern sei ein naturschutzfachliches Gutachten in Auftrag gegeben worden, und vom Verteidigungsministerium werde ein luftfahrtrechtliches Verfahren erarbeitet. Erst wenn der genaue Verlauf der Landebahn und die eingesetzten Flugzeuge festlägen, könne mit dem Lärmschutzgutachten begonnen werden. Eine von der BI geforderte Luftkorridorkarte, die den Bürgern zeigt, welche Orte vom Überflug betroffen wären, läge noch nicht vor.

Lärm und Emissionen

Annemarie Schneider wies darauf hin, dass die Menschen auf dem Kleinen Heuberg bereits durch das Zementwerk und den Schieferabbau in Dormettingen durch Lärm und Abgabe belastet seien. Ihnen sei nicht noch ein Militärflugplatz zuzumuten.

Naherholung

Manfred Kränzler fragte nach der Rolle des Waldhofs als Naherholungsgebiet. Dies werde im naturschutzfachlichen Gutachten Berücksichtigung finden, sagten die Vertreter des Staatsministeriums.

Straßensperrungen

Die Sperrung oder Verlegung der Kreisstraßen und die Behinderung der Landwirte wurde von Tobias Vötsch hinterfragt: Die Ernte könnte sich mit Fallschirmabsprungtagen überschneiden. Zeitverzüge bei den Erntefahrzeugen hätten erhebliche finanzielle Belastungen zur Folge. Wenn die Ernte an einem schönen Tag nicht beendet werden könne und es danach regne, führte Manfred Kränzler aus, könne dies einen Ernteausfall und damit finanziellen Schaden zur Folge haben. Diese Konsequenzen einer möglichen Ampelregelung waren Brückner und Schwarz neu. Sie versprachen, dies weiterzugeben, zumal die Landwirte nicht auf andere Strecken ausweichen könnten.

Tierschutz

Tobias und Matthias Hölle schilderten das panische, die Tiere gefährdende Fluchtverhalten ihrer Hühner beim Überflug des Steinefurthofs mit dem A400M. Ob die Tiere im Lärmschutzgutachten berücksichtigt werden, konnten die Ministeriumsvertreter nicht beantworten. Es werde sicherlich versucht, die Flugrouten so zu legen, dass Mensch und Tier nicht zu stark betroffen wären.

Biotope

Marie Holler fragte nach der Störung der Verbundfläche der Biotope. Brückner bezweifelte, dass eine Grasfläche diese unterbreche. Vögel würden durch den Überflug im Umkreis von 25 Kilometern beeinträchtigt, betonte Holler. Es gebe auf dem Waldhof-Gelände Greifvögel, und auch der Schwarzstorch niste in der Gegend. Ob die alten Eichenbestände bei den Gebäuden auf dem Waldhof erhalten bleiben, soll im naturschutzfachlichen Gutachten geklärt werden.

Bodenqualität

Ulrich Steimle wies auf die herausragend hohe Qualität der Böden auf dem Waldhof hin, die teilweise einen Humusgehalt von mehr als neun Prozent hätten – zwei bis drei Prozent sind es im Bundesdurchschnitt. Brückner konnte nicht sagen, ob die Qualität der Böden Teil der luftfahrtverkehrsrechtlichen Prüfung sein wird.

Windgeschwindigkeit

Laut Steimle herrscht auf den Waldhof-Flächen eine Windgeschwindigkeit von 13,6 Knoten im Jahresdurchschnitt. Fallschirmspringer könnten aber laut Aussage des KSK-Presseoffiziers nur bis zu zwölf Knoten gefahrlos abspringen. Brückner will dafür sorgen, dass das Thema Wind mit Priorität behandelt wird. Ein Militärfluggelände und die Nutzung der Flächen für die Windenergieerzeugung schließen sich aus, sagte der Referatsleiter in diesem Zusammenhang. Künftig müsse bundesweit bei geplanten Windkraftanlagen zuvor die Luftfahrtbehörde gefragt werden.

Denkmalschutz

Wilfried Schübel wies auf die Gefährdung archäologischer Funde aus der Zeit von 6500 vor bis 800 nach Christus auf den Flächen zwischen Häsenbühl und Kaiserstein hin. Eine Verdichtung des Bodens für die geplante Start- und Landebahn könnte diese zerstören. Laut Brückner müssten vor Baumaßnahmen archäologische Sicherungen vorgenommen werden. Es sei doch eher eine Chance, dadurch mehr über die archäologischen Schätze zu erfahren. Das Landesdenkmalamt sei mit dem Staatsministerium aber bisher nur über eine Presseerklärung in Kontakt getreten.

Oberflächenwasser

Ulrich Steimle wollte wissen, ob dem Staatsministerium bekannt sei, dass das Gelände seit 1927 mit einer großflächigen Drainage aus Tonröhren in 60 bis 80 Zentimetern Tiefe versehen sei, damit Stauwasser, das sich durch die Ölschieferschicht bei Regen bildet, ablaufen könne. Manfred Kränzler schilderte drastisch die Überschwemmung eines Teils der Flächen nach den durch die Verlegung der Gasleitungen erfolgten Beschädigungen des Systems. Das wäre bei der Landebahn in noch größerem Ausmaß zu erwarten. Die Ministeriumsvertreter vermuten, die Bundeswehr sei auch darüber nicht informiert.

Wer entscheidet?

Gerhard Gulde stellte die Frage, wer das Verfahren entscheiden würde. Die Aufgabe des Staatsministeriums sei es, so die Antwort, zu koordinieren und das Verfahren politisch voran zu treiben – in Abstimmung mit dem Verteidigungsministerium und dem Land. Nach dem Durchlaufen des gesamten Verfahrens, das mit dem "Scoping" zu Umweltfragen startet – ein Termin steht noch nicht fest – werde das Gelände an den Bund gehen. Ob der Ministerrat oder der Landtag über den Waldhof entscheide, stehe noch nicht fest.

Zeitrahmen

Die Neuanlage eines Militärflughafens kommt laut Brückner sehr selten vor. Daher könne man die Verfahrensdauer schlecht einschätzen. Erfahrungsgemäß dauere es zwei Jahre bis zur Genehmigung, bis jetzt gäbe es jedoch noch keinen Verfahrensentscheid.