Seit 2018 steht der Waldhof leer. Noch werden die Äcker drumherum landwirtschaftlich genutzt. Foto: Schnurr

Der Bauernhof von Tobias Vötsch und seiner Familie liegt keine 500 Meter vom geplanten KSK-Übungsgelände entfernt. Der Landwirt sammelt in einer Online-Petition jetzt Unterschriften gegen die Pläne für die Domäne Waldhof.

Rosenfeld/Geislingen - "Von uns wird es Widerstand geben", hatte Tobias Vötsch nach der Videokonferenz für betroffene Landwirte angekündigt. Den Worten folgen Taten: Während sich eine Bürgerinitiative formt, hat die "Initiative Tobias Vötsch" bereits eine Petition gestartet, um das geplante KSK-Absetzgelände zu verhindern.

"Größte Bedenken" für die Hühnerhaltung

Sie habe "beinahe der Schlag getroffen", als sie von den Plänen für den Waldhof hörten, sagen Vötsch und seine Frau Angelika. Sie haben "größte Bedenken", dass sie weiterhin rund 15 000 Legehennen halten können, wenn ab Ende 2023 Transportflugzeuge über ihrem Hof kreisen.

Es bestehe die Gefahr, dass die schreckhaften Tiere sich gegenseitig erdrücken, wenn sie vor Lärm und Schatten der Bundeswehr-Flugzeuge flüchten. An Flugtagen dürften die Hühner vermutlich gar nicht mehr aus dem Stall.

Fluglärm bedroht Ferien auf dem Bauernhof

Alle umliegenden Grundstücke würden durch das geplante Absetzgelände für das Kommando Spezialkräfte und die US-Armee auf einen Schlag weniger wert, fürchten die Vötschs und andere Familien, deren Betriebe rund um den Waldhof liegen. Eier, Getreide, Viehfutter und Bioenergie werden auf dem Heuberg regional produziert, Tiere im Freiland gehalten.

Doch auch die Zukunftspläne von Familie Vötsch für ihren Danneckerhof sind bedroht: Sie wollten in nicht ferner Zeit "Ferien auf dem Bauernhof" anbieten. "Mit Fluglärm lässt sich das nicht mehr vermarkten", fürchtet Tobias Vötsch.

Sorge um die wirtschaftliche Existenz

Die Sorge um ihre wirtschaftliche Existenz hat die Vötschs dazu bewegt, eine Petition auf der Plattform Openpetition.de zu stellen, die Waldhof-Pläne zu stoppen: "Wird dieses Vorhaben realisiert, kommen auf die Bürger der Städte und Gemeinden Geislingen, Rosenfeld, Balingen, Haigerloch, Schömberg und Teile des Landkreises Rottweil erhebliche Beeinträchtigungen zu", schreiben die Vötschs in der Begründung.

Weiter werden online die befürchteten Folgen des Projekts ausgeführt: "Insbesondere steigt die Lärmbelastung an den vielen Übungstagen enorm an. Zudem werden regional bewirtschaftete Ackerflächen aus der Lebensmittelproduktion genommen. Dies ist ein Punkt, der unakzeptabel ist in einer Zeit, in der es Krieg in Europa gibt und die Ernte von jedem Zentner Getreide benötigt wird. So wird beste landwirtschaftliche Fläche unnötig für ein Militärobjekt geopfert."

Auch erinnern die Initiatoren der Petition an die Alternative, die seit Bekanntwerden der Waldhof-Pläne im Gespräch ist: "Auf dem Truppenübungsplatz Heuberg steht genügend Fläche zur Verfügung." Das geplante KSK-Gelände misst knapp 50 Hektar und würde damit nur gut ein Prozent des rund 4700 Hektar großen Truppenübungsplatzes benötigen.

Mehr als 1800 Unterschriften innerhalb von drei Tagen

Start der Petition war am Freitag. Bereits am Montag hatten mehr als 1800 Menschen ihre Unterstützung für die Petition signalisiert und mehr als 600 Kommentare geschrieben. Damit ist das benötigte Quorum, für das zwei Monate Zeit gewesen wären, innerhalb von nur drei Tagen erreicht worden.

Dass dies innerhalb so kurzer Zeit gelang, zeigt dass dieses Aufregerthema viele Bürgern bewegt: Die Unterschriften stammen zu rund 90 Prozent aus dem Zollernalbkreis (und nur diese sind für das Quorum relevant), aber auch aus dem ebenfalls tangierten Kreis Rottweil und aus anderen Regionen. Zwei Stimmen für die Petition kommen sogar aus Renningen, wo das KSK bislang übt.

Auch erfolgreiche Petition verhindert Pläne nicht

Das verhindert die Pläne von Bundeswehr und Staatsministerium für den Waldhof allerdings noch nicht: Die Petition bewirkt erst einmal nur, dass ihr Adressat zu dem Anliegen der Initiative öffentlich Stellung nehmen muss.

Vötschs Petition richtet sich an Günther-Martin Pauli, den Landrat des Zollernalbkreises. Dass dieser ebenso wie die Betroffenen von den Plänen überrumpelt worden ist, ist kein Geheimnis. Pauli hat davon erst am 11. Februar in einem Telefonat mit dem Ministerpräsidenten erfahren und drängt seitdem darauf, dass alle relevanten Informationen möglichst schnell einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Entscheiden kann der Landrat über das Vorhaben jedoch nicht.