Frank Schroft, Bürgermeister in Meßstetten und Vorsitzender des Zweckverbands IIGP, strahlt aus gutem Grund: Am Mittwoch hat er den Kaufvertrag für das Gelände der Zollernalb-Kaserne unterzeichnet. Foto: Karina Eyrich

Große Freude herrschte am Donnerstag nicht nur beim Meßstetter Bürgermeister Frank Schroft: Der Vorsitzende des Zweckverbands „Interkommunaler Industrie- und Gewerbepark Zollernalb“ verbucht den entscheidenden Durchbruch.

Erfolgreich waren die Verhandlungen von Frank Schroft, dem Vorsitzenden des Zweckverband IIGP, mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA): Sie hat dem Verband das Gelände der früheren Zollernalb-Kaserne verkauft – ein entscheidender Schritt bei der Konversion.

Lange hatte sich die BImA mit Sitz in Bonn, der das 56 Hektar große Gelände auf dem Geißbühl gehörte, Zeit gelassen, ehe sie es hergegeben hat, doch am Mittwoch, 13. September, hat Schroft im Beisein von IIGP-Geschäftsführerin Heike Bartenbach den Kaufvertrag unterschrieben.

Formal müssen noch einige Instanzen zustimmen

Nun steht noch das Plazet der Gemeinderäte in Meßstetten, Nusplingen, Obernheim, Albstadt und Balingen – die Mitgliedsgemeinden des Zweckverbands – aus, was laut Schroft „reine Formsache“ sein dürfte. Zudem muss der Verkauf vom Bundesministerium der Finanzen genehmigt werden, das die Zustimmung des Deutschen Bundestags und Bundesrats einholen muss.

Schroft: „Meßstetten hat überdurchschnittlich viel für Flüchtlinge geleistet – jetzt geht es darum, uns weiterzuentwickeln“

Mit Blick auf die Nutzung des Areals als Heimat auf Zeit für Geflüchtete sagt Frank Schroft: „Meßstetten hat anerkanntermaßen überdurchschnittlich viel an Unterstützung, Solidarität und Hilfe für Menschen in Not geleistet. Darauf dürfen wir zu Recht stolz sein.“ Er betont aber auch: „Jetzt geht es darum, uns weiterzuentwickeln, um im Wettbewerb der Regionen erfolgreich bestehen zu können.“

Ab 1. Januar soll ein Knopf dran sein

508 794 Quadratmeter des Geländes sollen, wenn alles klappt, zum 1. Januar 2024 in das Eigentum des Zweckverbandes übergehen. Rund 10 000 Quadratmeter am äußersten Rand, also weniger als zwei Prozent der Gesamtfläche, verbleiben bei der BImA für noch vorhandene Infrastruktur-Einrichtungen des Bundes. Bereits gekauft hatte die Stadt das Sportgelände, auf dem derzeit eine Sportstätte saniert und erweitert wird. Im Gebäude 48 sind der Forstbezirk Baar-Hegau, ein Teil der Landkreisverwaltung und der Zweckverband untergebracht.

„Geschäftsführerin Heike Bartenbach hat bedeutend zu diesem Erfolg beigetragen“

Der Zweckverband kann nun selbstbestimmt das Areal entwickeln und erschließen. Laut Heike Bartenbach könnten manche Gebäude aus den 1960er-Jahren etwa als Büros genutzt werden. Vor allem aber ist – anders als in reinen Gewerbegebieten – Industrie möglich, die rund um die Uhr produziert.

Der erste klimafreundliche Betrieb ist schon da

Bereits eingetütet ist die Ansiedlung einer Bioabfall-Vergärungsanlage der MVV Biogas GmbH, die mehrere hundert Haushalte mit Energie – vergleich jener aus Erdgas – versorgen kann, so dass auch Transportwege für Bioabfall reduziert werden, was Matthias Frankenberg, den Ersten Landesbeamten des Zollernalbkreises, besonders freut. Denn der Kreis suche schon lange nach einem solchen Standort.

Mittwoch, 13. September, 15.46 Uhr: Zweckverbandsvorsitzende Frank Schroft unterzeichnet – autorisiert von den Verbandsräten – den Kaufvertrag für das Gelände der Zollernalb-Kaserne im Beisein von Verbandsgeschäftsführerin Heike Bartenbach und dem Notar. Vor allem für Meßstetten ist es ein historischer Moment. /Volker Bitzer

Klimabewusst und zukunftsorientiert nach allen Regeln klimafreundlichen Bauens soll der Interkommunale Industrie- und Gewerbepark werden, betonen Schroft, Bartenbach und Frankenberg – ein „Leuchtturmprojekt dynamischer Wirtschaftsförderung, die weit über die Region Strahlkraft haben wird“, so Schroft.

Im Hintergrund haben viele mitgeholfen

Er dankte neben der Landtagsabgeordneten Nicole Hoffmeister-Kraut und dem Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß, der Industrie- und Handelskammer Reutlingen-Tübingen-Zollernalb mit Hauptgeschäftsführer Wolfgang Epp und Matthias Miklautz, dem Leiter der Geschäftsstelle Zollernalb, vor allem Heike Bartenbach, die über lange Zeit intensiv alle Verhandlungsschritte mit Behörden und Juristen begleitete und bedeutend zu diesem Erfolg beigetragen habe: „Mit dem Eigentumsübergang kann der Zweckverband nun die nötigen Erschließungsarbeiten beauftragen und aktiv für den Standort werben.“

Nicht einer soll alles bekommen

Laut Schroft hat die Planungsfirma Baldauf in Stuttgart eine Art Baukastensystem entwickelt: Melde ein Investor Interesse an, werde geprüft, wo auf dem Gelände er dieses am besten umsetzen könne. Bartenbach betont, dass nicht alles an ein Unternehmen verkauft werden soll, sondern auch Firmen aus den Zweckverbandsgemeinden eine Chance auf Erweiterung haben sollten. Auch Unternehmen mit hohem Logistikaufwand kämen aufgrund der Lage eher nicht in Frage.

Stimmen zum Kauf des Kasernenareals

Meilensteine der Konversionsgeschichte

Thomas Bareiß,
 CDU-Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen und gebürtiger Meßstetter: „Ich freue mich über den Kauf durch den Zweckverband Interkommunaler Industrie- und Gewerbepark Zollernalb (IIGP). Das ist ein wichtiger Meilenstein für unsere Heimat zur weiteren Entwicklung des ehemaligen Bundeswehrgeländes in Meßstetten. Damit haben die Gemeinden jetzt die Verantwortung und können sich voll und ganz auf die Zukunftsaufgabe konzentrieren und sich um die Entwicklung kümmern.“

Nicole Hoffmeister-Kraut /Bartolec

Nicole Hoffmeister-Kraut,
baden-württembergische Wirtschaftsministerin und CDU-Landtagsabgeordnete für den Zollernalbkreis, erwartet ein dynamisches Wachstumspotenzial in der Region: „Nach vielen Jahren des Verhandelns befindet sich der IIGP kurz vor dem Ziel. Er ist ein Meilenstein wirtschaftlicher Entwicklungsmöglichkeiten für den Zollernalbkreis, die Region und das Land. Damit wird aus einer Vision endlich Wirklichkeit.“ Der IIGP sei zudem ein attraktiver Standort für moderne und klimabewusste Unternehmen und Start-Ups: „Von Beginn an habe ich die immensen Potenziale eines solchen Industrie- und Gewerbeparks gesehen und dieses Modellprojekt unterstützt und gefördert. Ich bin sicher, dass sich auf dem Gelände ein richtungsweisendes Projekt moderner Wirtschaftsförderung entwickelt. Zudem werden dadurch viele Synergien der beteiligten Unternehmen und der regionalen Hochschulen ermöglicht. Das kann für andere Regionen zum Vorbild werden.“

Günther-Martin Pauli, Landrat des Zollernalbkreises: „Wir gratulieren dem IIGP und der Stadt Meßstetten zu diesem Meilenstein. Der für die Stadt und die Region wichtigen Konversion kommt man durch den Kauf des Kasernenareals einen bedeutenden Schritt näher. Von Anfang an hat der Zollernalbkreis die bestmögliche Nachnutzung des Kasernengeländes unterstützt, begleitet – und mit dem Gebäude 48 selbst den ersten Grundstein für die zukunftsgerichtete Entwicklung gesetzt.“

Der Zweckverband IIGP
 ist am 15. Oktober 2020 gegründet worden. Ihm gehören die Stadt Meßstetten mit 500 von 100 Anteilen an. Albstadt hält 24, Balingen 20, Obernheim und Nusplingen je drei Anteile.

Vorsitzender
 ist Bürgermeister Frank Schroft, da der Geißbühl auf Gemarkung Meßstetten liegt und er die treibende Kraft der Konversion – der Umwandung des einstigen Militärgeländes in einen Standort für zivile Nutzung – ist.

Das 56 Hektar große Areal
war von Ende 2014 bis Ende 2017 Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge, während der Coronavirus-Pandemie das Kreisimpfzentrum des Zollernalbkreises, und seit Frühjahr 2022 leben Kriegsflüchtlinge dort im „Ankunftszentrum Ukraine“ (AKU). Rund 400 sind derzeit noch untergebracht. Das AKU bleibt erhalten, solange der Zweckverband die Gebäude, die ihm mit dem Kauf des Areals auch gehören, nicht braucht. Voraussichtlich im Frühjahr 2024 soll das AKU dann geschlossen werden.

Wesentlichen Anteil
am Konversionsprozess hat laut Schroft die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, CDU-Landtagsabgeordnete für den Zollernalbkreis. Ihrem Einsatz sei ein Zuschuss von 1,6 Millionen Euro aus der Städtebauförderung zu verdanken – und die Ansiedlung der Forstverwaltung Baar-Hegau.