Maris Bächle (Jessica Schwarz) und Konrad Diener (Max von Thun) ermitteln am Fundort der ersten Leiche. Foto: ZDF / Stefan Spreer

Das ZDF schickt seine Zuschauer in der Reihe „Ein Schwarzwaldkrimi“ mit einem beklemmenden und, trotz historischen Bezugs, hochaktuellen Thema ins neue Jahr. Der Zweiteiler ist in der Mediathek des Senders zu sehen.

Da hat der geneigte Fernsehzuschauer Weihnachtsgans und Entenbraten, Raclette und Fondue gerade verdaut, da serviert ihm das ZDF gleich zu Jahresbeginn schon wieder schwere Kost – die sich aber lohnt. „Schneekind“, der dritte Zweiteiler der Reihe “Ein Schwarzwaldkrimi“, in der Mediathek des Senders bereits zu sehen, kommt eineinhalb Jahre nach den Dreharbeiten in Freudenstadt und Umgebung ins Programm – und bietet zwei spannende TV-Abende zu einem dunklen Kapitel in der Geschichte der Region.

Das Thema Rätselhafte Morde im Wald bei Freudenstadt beschäftigen diesmal die Doppelspitze der Kripo Freudenstadt, Maris Bächle (Jessica Schwarz) und Konrad Diener (Max von Thun). In der Nähe der Toten befindet sich jeweils ein Schneemann, dem ein Auge fehlt.

Autorin Anna Tebbe hat für den dritten Schwarzwaldkrimi den realen Hintergrund über „Verschickungskinder“ in einem Kindersanatorium bei Freudenstadt recherchiert. Von der Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre wurden in Deutschland Millionen Kinder für Wochen oder Monate in Kurheime an die See oder in die Berge geschickt, um sie „aufzupäppeln“. Statt Ferien erlebten viele von ihnen jedoch Gewalt, psychisch und physisch– auch im Nordschwarzwald.

Bond-Bösewicht Götz Otto gehört zum Cast

Das Ensemble Neben Jessica Schwarz und Max von Thun spielen wie schon in den Vorgängern „Und tot bist Du!“ (2019) und „Waldgericht“ (2021) David Zimmerschied, Nadja Bobyleva, Moritz Führmann, Rike Schmid und Robert Schupp. Außerdem sind diesmal Florian Stetter, Uschi Glas, Götz Otto, Benito Bause und Daniel Friedrich dabei.

Die Bilder Auch diesmal liefert Stefan Spreer mal berauschende, mal unheimliche Bilder, und das buchstäblich von der ersten Sekunde an. Da nämlich schwebt die Kameradrohne am weit in den dunklen, wolkenverhangenen Himmel ragenden TK-Elevator-Testturm (in Rottweil) vorbei in den Wald (in Freudenstadt) – und damit mitten ins Geschehen, zum ersten Mord.

Die Drehorte Einmal mehr haben Location-Scouts, Regisseur Marcus O. Rosenmüller und später beim Dreh das gesamte Produktionsteam weite Strecken zurückgelegt. Das Publikum tut das nun auch, oft in rascher Abfolge, die aber überwiegend nur Menschen mit Ortskenntnissen verwirren dürfte. Längst ist das Schauen der Schwarzwaldkrimis in der Region ja auch zum Quiz geworden: Wer erkennt die meisten Drehorte?

Dazu zählen diesmal Loßburg und Vordersteinwald, das Hotel Engel Obertal, die Horber Altstadt, ein Hof auf dem Moosenmättle bei Wolfach und das Naturerlebnisbad Glatten für Unterwasseraufnahmen.

Klosterruine und Wasserschloss gehören zu Hauptschauplätzen

Als Schauplätze dominieren aber die Klosterruine Allerheiligen im Oppenauer Ortsteil Lierbach mit dem angrenzenden Tagungszentrum, in dem im Film das Kindersanatorium Schauinsland unterbracht ist, das Wasserschloss Glatt und natürlich Freudenstadt mit dem Marktplatz, dem Stadthaus, Kurhaus und Kurpark, dem Polizeigebäude und dem Dachgeschoss im Gebäude der Thalia-Buchhandlung.

Die Werbewirkung Bis auf die Frage, die sich beim Zuschauen unweigerlich stellt – nämlich, was sich in Zeiten des „Wunders von Freudenstadt“ und auch noch später in den damals so genannten Kindersanatorien in und um Freudenstadt tatsächlich zugetragen hat – kann sich die Stadt Freudenstadt auch diesmal über tourismusfördernde Szenen freuen.

Ein ums andere mal taucht ihr Logo auf, immer wieder werkelt ein Stadtgärtner-Statist im Hintergrund an blühenden Beeten, vor allem aber leistet Jessica Schwarz in ihrer Rolle Aufklärungsarbeit für die gesamte Republik: „Das Stadtzentrum von Freudenstadt ist einem Mühlebrett nachempfunden.“ Und schon hebt wieder die Kameradrohne ab und zeigt diesmal den Marktplatz von oben – mit seinen zur Zeit der Dreharbeiten relativ frisch sanierten Straßen und neu angelegten Radwegen.

Loßburg hingegen war da bei seiner nervenaufreibenden Sanierung der Ortsdurchfahrt noch mittendrin. Im Film ist aber von Vollsperrung und Umleitung nichts zu sehen, im Gegenteil: Mit Blick auf einen draußen vorbeidonnernden Langholzlaster erklärt die Hirsch-Wirtin in ihrer Gaststube der Kommissarin: „So geht das hier den ganzen Tag, deshalb bleiben die Fenster zu.“

Die Schwarzwälder Der Wirtin geht es im Übrigen wie so manchem in dem Film: zugezogen. „Ich bin nicht von hier“, wird auch an anderer Stelle klargestellt. Und so kommen die Schwarzwälder, die im Vorgänger auch schon mal an Erdgeister glauben mussten, diesmal, vom Heimpersonal einmal abgesehen, ganz gut weg – weil sie im Grunde nicht vorkommen. Außer in Person des Rechtsmediziners, vielleicht. „Der Gockel ist Badener“, erfährt man jetzt. Schwäbisch schwätzt jedenfalls niemand in Freudenstadt.

Die Presse Umso bunter präsentiert sich die Journaille. Schmunzeln darf, wer bei der Pressekonferenz der Kripo ganz genau hinschaut und angesichts der per Video zugeschalteten Redakteure auf eine blühende Medienlandschaft trifft. Rund um den Platzhirsch „Freudenstädter Bote“ versammeln sich also das „Radio Mitteltal“, die „Alpirsbacher Zeitung“, das „Radio Klosterbach“, „Loßburg Live“ und die „Baiersbronner Nachrichten“.

Filmcrew besuchte auch Lokalredaktion in Freudenstadt

Die Filmcrew hat übrigens auf ihrer Suche nach Drehorten auch die Räume der Lokalredaktion des Schwarzwälder Boten begutachtet. Daraus wurde nichts – außer einem ähnlich gestalteten Schaufenster des „Freudenstädter Boten“, der im Film am unteren Marktplatz „aktuelle Nachrichten aus dem Schwarzwald“ ankündigt – und Todesanzeigen schon vor dem Ableben druckt.

Info: Die Sendetermine

Der Zweiteiler „Schneekind – Ein Schwarzwaldkrimi“ läuft am Dienstag, 2., und Mittwoch, 3. Januar, jeweils ab 20.15 Uhr im ZDF .