Alle feiern die schöne Aussicht und die Brücke über den bisher schlimmsten Bahnübergang: Hermann Walz, Wolf Hoffmann, Margarethe Rebholz, Anton Ade, Katrin Schindele, Timm Kern, Winfried Hermann, Landrat Klaus-Michael Rückert, Peter Rosenberger, Sylvia M. Felder und Uwe Hellstern (AfD). Foto: Juergen Lueck

Unfälle und Flatterband statt Schranke sind jetzt vorbei. Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) scherzt: „Hier auf die neue Brücke könnte eine Aussichtsplattform hin!“ Der knapp vier Millionen Euro teure Bau ist sogar früher fertig.

Erst war er einer der schlimmsten Bahnübergänge Deutschlands: Jede Menge schwerer Unfälle. Dann der absurdeste: Monatelang wurden die kaputten Schranken durch eine Flatterband-Absperrung per Hand ersetzt, wenn ein Zug kam. Und jetzt ist er Horbs schönste Aussicht: Der Bahnübergang Talheim.

Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne): „Man könne hier an die Brücke eine Plattform hinmachen – so schön ist die Aussicht. Auch auf die Frau Regierungspräsidentin.“ Denn: Sylvia M. Felders Outfit (herbstbraune Weste, gelbgrünes Top und der Schal in gebrochenem Weiß) passt perfekt zu den Farben der Herbststräuße im Zelt zwischen den Fahnen von Deutschland und Baden-Württemberg.

Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder: Das perfekte Outfit zu den Herbsträußen bei der Verkehrsfreigabe. Foto: Jürgen Lück

Kommt ein Tempolimit auf die schöne neue Straße?

Halb scherzend schlägt Hermann gleich ein Tempolimit vor: „Nicht, dass die Leute hier oben wegen der herrlichen Aussicht auf die Gegenfahrbahn kommen.“

Felder – ihr RP hat es gemeinsam mit den Baufirmen geschafft, die Brücke über die Schienen schneller als geplant fertig zu bekommen. Eigentlich waren 15 Monate Bauzeit geplant. Jetzt ist das Bauwerk sechs Wochen eher fertig. Und alle, die gekämpft haben, feiern.

Alle haben für die Brücke über den Bahnübergang gekämpft

Hermann Walz. Hatte 2016 Heinrich Kuhn (AfD), Alterspräsident des Landtags, an den Bahnübergang geholt, nachdem es hier einen schlimmen Unfall gegeben hatte.

Timm Kern (FDP). Hatte mit seinem Brief an den damaligen Bahn-Bevollmächtigten Sven Hantel erreicht, dass die Handabsperrung der Gleise durch das Flatterband beendet wurde. Weil der Bahn-Verantwortliche die Installation eine Ersatz-Schrankenanlage zusagte.

OB Peter Rosenberger (CDU) : „Als ich 2008 nach Horb kam, hieß es schon: Was muss am Bahnübergang Talheim noch passieren, ehe er beseitigt wird?“

Landrat Klaus Michael Rückert (CDU): „Danke an den Verkehrsminister. Dass er nicht nur die Hochbrücke sieht, sondern sich um die Gesamt-Verkehrssituation des Landes kümmert.“

Verkehrsminister: „Landkreis Freudenstadt ist zu Schwerpunkt geworden“

Landesverkehrsminister Hermann: „Der Landkreis ist schon zu einem Schwerpunkt geworden. Es reicht ja nicht, eine Hochbrücke zu bauen. Das Güterverkehrsterminal in Horb zu haben. Wichtig ist, dass die Straßen rundherum ausgebaut erden, damit der Verkehr ja auch vernünftig fließen kann – besonders die LKW.“

Dazu gehört auch der Ausbau der Landesstraße 356 zwischen dem Abzweig Richtung Talheim und Hochdorf, der nächstes Jahr beginnen soll. Das bestätigt auch Jürgen Skarke, Abteilungspräsident Verkehr vom Regierungspräsidium: „Der Grunderwerb läuft. Die Anhörung ist in Vorbereitung, und wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr mit dem Ausbau beginnen können.“

Was wird mit der alten Straße?

Aber: Beim zweiten Abschnitt zwischen dem Kreisverkehr Ziegelhütte wird es hakelig. Skarke: „Das liegt nicht an uns Planern. Dort gibt es eine Vielzahl von Grundstückseigentümern, teilweise mit Kopfgrundstücken. Da ist noch nicht zu sehen, dass wir die Grundstücke zusammen bekommen.“

Und was ist mit der alten Straße? Hermann: „Die ist schon zurückgebaut. Die wäre doch ideal für einen Radweg, den man hier bald planen sollte!“ Rosenberger nickt.

Die Straße am Bahnübergang ist schon deutlich zurückgebaut. Hier wäre ein Radweg ideal, meint Verkehrsminister Winfried Hermann Foto: Jürgen Lück

Und Horbs Stadtoberhaupt sagt noch: „Gute Straßen sind die Voraussetzung, das freiwillig um die Dörfer herumgefahren wird.“ Und sagt scherzend zu Altheims Ortsvorsteherin Sylvia Becht: „Dann wird Altheim heute Nachmittag ja komplett ohne Autos sein!“

PS: Derzeit gibt es auf der neuen Straße zwischen Heiligenfeld und Talheim noch kein Tempolimit.

Der lange Weg zur Sanierung

Planung
Laut Regierungspräsidentin Felder wurde schon Ende der 70er Jahre darüber nachgedacht, wie die Gefahrenstelle beseitigt werden kann. Problem: Kurvige, bergige, schmale Straße. Der Bahnübergang an sich befindet sich auch noch in einer Kurve.

Unfälle
Das führte zu zahlreichen Unfällen am Bahnübergang Talheim. Als am 10. September 2015 ein Regionalzug mit einem Sattelzug zusammenstieß mit acht Verletzten, flammte die Diskussion wieder hoch.

Flatterband
Weil durch den Unfall die Schrankenanlage zerstört wurde, ließ die Deutsche Bahn die Gleise mit Flatterband per Hand sperren, wenn ein Zug anrollte. Wenn Mitarbeiter ausfielen, musste der Lokführer langsam an den Bahnübergang ranfahren und hupen. Extrem gefährlich für alle

Brückenbau
Im Mai 2022 verkündet das Regierungspräsidium, dass die Bauarbeiten für die Überführung starten. Am 10. November vor einem Jahr wurden die Brückenteile über den Bahnübergang Talheim eingebaut. Sie stellte den Meilenstein beim Bau dar, der insgesamt knapp 4 Millionen Euro kostet. Das Land hat davon knapp 2,3 Millionen Euro bezahlt, Bahn und Bund gut 800.000 Euro, so Verkehrsminister Hermann.