Mienen, die vieles aussagen. Wild-Wings-Coach Harold Kreis mit seinen Spielern während einer Auszeit gegen Bremerhaven. Foto: Eibner/Lägler

Nichts Neues in Schwenningen! Die Deutschland-Cup-Pause naht – und die Wild Wings haben fast Jahr für Jahr zu diesem Zeitpunkt ihren Stammplatz in der DEL-Tabelle unten. Das 1:3 am Dienstag gegen Bremerhaven bedeutete die sechste Niederlage in Folge. Mit Kommentar

Jetzt stehen die Wild Wings auf einem Abstiegsrang. Dabei versucht Cheftrainer Harold Kreis mit seiner ganzen Erfahrung in diesen sportlichen Krisenzeiten alles, um diesen Negativ-Trend zu brechen.

Die Misere im Angriff

Gegen die Pinguins mischte er am Dienstag seine Angriffsreihen neu durch. Ohne Erfolg. Einen Tag nach der 1:3-Niederlage gab es ein ausführliches Videostudium mit dem Team. Mit ihrer aktuellen Offensivschwäche werden die Wild Wings nicht den Klassenerhalt schaffen. Gegen Bremerhaven hatten die Schwenninger nach 30 Minuten erst fünf (!) vernünftige Schüsse auf das Tor von Gästekeeper Maxi Franzreb gebracht. Am Ende lautete das Schussverhältnis 24:33. Dies in einem Heimspiel!

Das Nervenkostüm der Fans

Viele Schwenninger Fans scheinen nach neun Jahren DEL-Frust – abgesehen von ein paar positiven Ausreißern – mit ihrer Geduld am Ende. Ein Beispiel: Bevor der neue Try-out-Spieler David Ullström überhaupt am Montag in Schwenningen eintraf, wurde auch diese Personalidee der Wild-Wings-Verantwortlichen in den sozialen Medien schon wieder regelrecht zerlegt.

Harold Kreis läuft Gefahr, trotz seiner großen Kompetenz und blendenden Vita, auch in die bekannt gefährlichen Mühlen der Schwenninger Eishockeyszene zu geraten.

Wie Coach Harold Kreis die Situation sieht

Harold Kreis ist ein Pragmatiker durch und durch, beschäftigt sich nicht mit den Gedanken, was bei weiteren Misserfolgen alles in den kommenden Wochen in Schwenningen passieren könnte. Dem 63-Jährigen geht es um das Hier und Heute sowie die notwendigen Lösungsansätze: "Wir müssen zurück zum einfachen Eishockey kommen, nicht vor dem gegnerischen Tor nach komplizierten Lösungen suchen. Außerdem sind wir generell in unseren Entscheidungen mit der Scheibe zu überhastet. Dies müssen wir auch abstellen. Ich habe großes Vertrauen in unsere Mannschaft und weiß, wie selbstkritisch die Jungs mit unserer angespannten Situation umgehen."

Harold Kreis ist sich sicher: "Ein Sieg würde für die Mannschaft einiges dann wieder leichter machen. Wir brauchen dringend nun Erfolgserlebnisse."

Was Sportdirektor Christof Kreutzer nicht versteht

Für Sportdirektor Christof Kreutzer, der am Mittwoch aus seiner Corona-Quarantäne zurückkehrte, ist momentan unverständlich, "warum die Mannschaft nicht mehr das Eishockey spielt, das sie in den ersten Saisonspielen ausgezeichnet hat. Es gibt keine Probleme zwischen Trainer und Mannschaft. Wichtig ist vor allem jetzt, dass wir die Defizite und Fehlerquellen intern konkret ansprechen und Ruhe bewahren", fordert er.

Die Forderung von Geschäftsführer Christoph Sandner

Wild-Wings-Geschäftsführer Christof Sandner hat weiterhin "vollstes Vertrauen" in die sportliche Leitung. "Aber schönreden werden wir unsere aktuelle Situation sicher nicht. Mehr als drei, vier schwache Spiele dürfen wir uns in dieser Saison, in der die Konkurrenz in meinen Augen noch enger zusammengerückt ist, nicht leisten. Die Jungs haben ja in den ersten Saisonspielen gezeigt, was sie können. Dahin müssen wir zurückkommen." Am besten schon am Freitag im Heimspiel gegen Ingolstadt.

Kommentar: Wie immer

Von Michael Bundesmann

Die Fans der Wild Wings brauchen keinen Kalender. Wenn ihre Mannschaft in der ersten Krise einer DEL-Saison steckt, ist meistens Oktober. In diesem Jahr aber mit dem Unterschied, dass die Fallhöhe nach einem guten Saisonstart für das Team um Coach Harold Kreis noch größer ausfällt. Sollte die in ihrem Offensivspiel aktuell so limitierte Mannschaft nicht schnellstens die Kurve in der DEL bekommen, dann läuft bei den Wild Wings wohl wieder der altbekannte Film ab: Stufe 1: Dem Trainer wird noch der Rücken gestärkt. Stufe 2: Der Coach muss doch gehen – eventuell nach Problemen in der Transferpolitik nun vielleicht auch dazu der Sportdirektor. Bei den Wild Wings werden seit Jahren die Symptome behandelt, aber nicht die Ursachen. Bei der Anzahl an Volltreffern bei den Neuzugängen ist beispielsweise weiterhin Luft nach oben.