Die Bergwacht-Retter mit dem neuen gebrauchten geländegängigen Einsatzfahrzeug, das in Sulgen stationiert ist und am Mittwoch seinen ersten Einsatz hatte (von links): Kreisleiter Dominik Weiss , Marco Raddatz, Michael Neef, Heiko Tscherter und Frank Knobel. Foto: Wegner

Mit einem eigenen Einsatzfahrzeug ist die DRK-Bergwacht künftig im südlichen Landkreis Rottweil unterwegs. Dabei reicht der Radius der Einsatzorte bis in den Ortenaukreis.

Ein verletzter Holzfäller im Wald oberhalb des Sonnenbergs, eine abgerutschte Fußgängerin am Schlossberg, gestürzte Mountainbiker in unwegsamem Gelände oder eine Frau, die beim Wandern 30 Meter einen Abhang hinunterrutscht – immer wieder ist es nicht möglich, mit einem Rettungsfahrzeug zu Verletzten oder Verunfallten zu gelangen – bei solchen Fällen ist dann die Bergwacht des Roten Kreuzes gefordert.

Bislang in Privatautos

Bislang rückten die Helfer aus dem ganzen Landkreis größtenteils mit Privatfahrzeugen an – in Schrambergs näherer Umgebung gab es bislang nur ein Allrad-Einsatzfahrzeug in Rottweil. Dies ist seit diesem Jahr anders: Mittlerweile sind die Bergretter im Schramberger Bereich ebenfalls organisiert mobil. Sie konnten über Spenden ein älteres Spezialfahrzeug erwerben, das zuletzt sieben Jahre im Zollernalbkreis genutzt und dort durch ein neues Fahrzeug ersetzt worden war, erzählt Dominik Weiss, der Leiter der Bergwacht im Landkreis Rottweil.

Ausrüsten für den Einsatz Foto: Wegner

Ehrenamtlich im Einsatz

Für viele klinge Bergwacht eher nach hohen Bergen und weniger nach Mittelgebirge, räumt Weiß ein. Doch die Einsätze auch im Mittelgebirge wie dem Schwarzwald und speziell auch im Bereich um Schramberg hätten in jüngerer Zeit gezeigt, wie wichtig ein solcher Fachrettungsdienst sei. Dieser sei auch im Rettungsdienstgesetz des Landes so vorgesehen. Immer dann, wenn der „straßengebundene Rettungsdienst“ wegen des Geländes an seine Grenzen stoße, unterstütze die Bergwacht, die komplett ehrenamtlich im Einsatz sei und abgesehen von einer Pauschale bei einem Einsatz unabhängig vom Aufwand keinen weiteren Ersatz erhält.

Auf der Fahrt zum ersten Einsatz von Sulgen aus nach Schramberg Foto: Wegner

Der Alarm schrillt

Zu den aktiven Bergrettern im Schramberger Bereich zählen Frank Knobel, Heiko Tscherter, Marco Raddatz und Michael Neef. Sie freuen sich darüber, dass sie künftig vom Sulgener Lienberg aus – mit ihrem „neuen“ Geländefahrzeug jetzt noch besser mögliche Einsatzstellen erreichen können. Wie schnell es zu einem Einsatz kommen kann, das wurde beim Pressetermin zur Vorstellung des Fahrzeugs deutlich: So schrillt der Alarm bei allen Aktiven. Ein 22-jähriger Waldarbeiter hat sich im Schramberger Steighäuslewald verletzt, benötigt Hilfe und ist aufgrund eines steilen und matschigen Waldwegs, an dessen Ende er jetzt liegt, nur zu Fuß erreichbar.

Mit der Gebirgstrage mit Radsatz geht es zu dem Verletzten im Wald Foto: Wegner

Unterstützung aus Rottweil

Da heißt es für die Helfer schnell ihre Klettergurte anzulegen und mit dem neuen Sulgener Fahrzeug erstmals zu einem Einsatz auszurücken. Unterstützt werden die Schramberger Bergretter dabei von ihren Kollegen aus Rottweil, die wenige Minuten später dann, ebenso wie auch die Feuerwehr und der Rettungsdienst auf den befahrbaren Bereich des Waldwegs bei der Charlottenhöhe fahren können.

Nur noch zu Fuß

Von dort aus geht es dann aber nur noch zu Fuß und mit der Gebirgstrage weiter – 400 Meter den nassen, glitschigen Forstweg aufwärts und dann noch einmal wenige Meter oberhalb ins Gelände. „Wir sind speziell für das Retten aus Höhen und Tiefen ausgerüstet und ausgebildet“, erzählt Weiss, selbst zudem Rettungssanitäter. Dies könne teilweise auch die Feuerwehr, diese stoße aber an Grenzen, wenn 30 Meter Höhe überschritten würden, was für die Ehrenamtlichen der Bergwacht keine Grenze darstellt. Sie sind in der Regel selbst langjährige Bergsteiger, die genau wissen, wie sie im jeweiligen Gelände vorgehen müssen und können, um den Patienten möglichst sicher und schonend zu einem Fahrzeug des Rettungsdiensts oder dem Hubschrauber bringen zu können.

Über die Organisation

Die Bergwacht,
so sagt Micha Neef, einer der Aktiven, ist seit 1986 als Fachrettungsdienst Bestandteil des Rettungsdiensts im Landkreis und zuständig für professionelle Rettung und Bergung jenseits aller Wege, Höhen und Tiefen. Und dabei 365 Tage im Jahr zu jeder Zeit und bei jedem Wetter im Gelände einsatzbereit. Die Bergwacht habe einen eigenen Notarzt und medizinisch hoch ausgebildetes Personal wie Rettungsassistenten, Rettungssanitäter und angehende Notfallsanitäter. Alle Mitglieder der Bergwacht hätten eine notfallmedizinische Prüfung. Dabei sei die Ausbildung zur Bergrettungseinsatzkraft komplex und umfasse weitere verschiedene Prüfungsgebiete. Eine solche Organisation wie die Bergwacht könne sich hauptsächlich nur durch Spenden und Zuschüsse finanzieren, schließt Neef.