Ronja Eibl hat aktuell mit Rückenschmerzen zu kämpfen. Foto: Cerveny

Für die Grosselfingerin Ronja Eibl läuft es in dieser Saison nicht rund. Nun wirft eine Rückenverletzung die 22-Jährige weiter aus der Bahn. Auf Nachfrage unserer Redaktion gibt die Mountainbikerin nun Einblick in ihr Seelenleben. 

Ronja Eibls Weg zeigte steil nach oben. Schon in Jugendjahren stieß die Grosselfingerin in die Weltspitze vor, konnte mit 17 den Bundesliga-Gesamtsieg feiern und 2019 schließlich den U23-Weltcupgesamtsieg einfahren. Seither stockt die Entwicklung der heute 22-Jährigen jedoch. 

Nach ihrem Seuchenjahr 2020, als sie aufgrund einer Form des Übertrainings in ein sportliches sowie mentales Loch geriet und sie sich in Folge dessen auch von ihrem Trainer trennte, verlief auch das Jahr 2021 überaus enttäuschend. Sowohl von den Olympischen Spielen als auch den Weltmeisterschaften reiste Eibl unter Tränen ab. In Bezug auf Tokio sprach sie sogar vom "schlimmsten Rennen, das sie je gefahren ist." 2022 sollte es nun eigentlich wieder aufwärts gehen, doch Eibl kommt einfach nicht in Tritt. 

Denkt Eibl an ein Karriereende?

Wohin führt also der Weg der größten deutschen Mountainbikehoffnung? "Es ist jetzt das dritte Jahr in Folge mit dieser Durststrecke. Da denke ich schon darüber nach, ob ich es nicht sein lassen sollte", sagt die 22-Jährige ehrlich. Ist der Zug für Eibl vielleicht schon abgefahren? Ist es für die junge Fahrerin überhaupt noch möglich, an die Leistungen früherer Tage anzuknüpfen? 

Zwar fehle der Grosselfingerin schon seit geraumer Zeit dieser Flow, der im Sport einfach wichtig sei, um Topleistungen abzurufen, doch die Ziele der Lokalmatadorin sind auch weiterhin groß. "Ich will WM- und Olympia-Medaillen sammeln und den Gesamtweltcupsieg feiern. Ich möchte Olympia einfach nicht so im Kopf behalten wie 2021, aber ich habe gerade Probleme, an mein Potential zu glauben", erklärt die Mountainbikerin.

Nun wirft Ronja Eibl auch noch eine Rückenverletzung weiter zurück. Beim jüngsten Weltcup im tschechischen Nove Mesto musste sie deswegen sogar das Cross Country Rennen abbrechen. "Seit einiger Zeit ist es wieder richtig schlimm. Ich hab dann schnell gemerkt, dass es keinen Sinn macht. Wir vermuten einen Sturz im Dezember als Ursache", sagt die 22-Jährige auf Nachfrage unserer Redaktion. 

MRT gibt erste Antworten

Angst um ihre Gesundheit habe sie zwar nicht, doch was bedeutet das für den weiterer Saisonverlauf? "Ein MRT hat gezeigt, dass mit meinem Rücken grundsätzlich alles in Ordnung ist. Es ist auch keine Verletzung, sondern eine Reizung. Die nächsten Termine stehen jetzt an, aber bisher hab ich noch keinen richtigen Trainingsausfall gehabt", gibt sich die junge Frau zuversichtlich. 

Tour de France als Ziel 

Eibl versuche nun mehr auf der Straße zu fahren, um den Rücken zu entlasten. Grundsätzlich habe sie Gefallen am Straßenradfahren gefunden, erzählt die Mountainbikerin. "Mein Team hat ja auch einen Straßenradsektor. Das ist einfach eine gute Abwechslung neben dem Montainbikefahren." Besonders die Tour de France sei mittlerweile ein kleiner Traum Eibls geworden. "Das ist schon ein Ziel von mir. Besonders der Team-Gedanke ist bei solchen Mehrtagesrennen ganz anders, aber auch die Geschwindigkeit und die Dauer der Rennen reizt mich", sagt die 22-Jährige.

Aufgrund der Weltcups in diesem Jahr ist eine Teilnahme am wichtigsten Mehrtragesrennen der Welt jedoch sehr unwahrscheinlich. Eibl verfolgt für die nächsten Monate zunächst andere Ziele: "Eigentlich sind die Weltmeisterschaften schon das Saison-Highlight, aber auch die European Championships in München sind für mich wichtig." Das Event im August kann quasi mit Olympischen Spielen auf europäischer Ebene verglichen werden. Wie sehr die Verletzung Eibl bei den Plänen beeinträchtigt, bleibt natürlich offen, doch ihre Weltcup-Ziele hat sie bereits relativiert: "Ursprünglich wollte ich mich in den Top-Ten etablieren, aber daran ist gerade natürlich nicht zu denken."

Studium steht vor dem Abschluss

Für Ronja Eibl geht es also auch in Zukunft auf dem Rad weiter, doch wie lange noch?. "Wenn man keine Leistung bringt, kommt immer jemand von unten nach. Das wird einem auch so deutlich gesagt. Solche Momente kommen immer wieder mal, doch der Gedanke hat sich bisher nie weiter entwickelt." Gäbe es denn einen Plan B der 22-Jährigen? Immerhin steht die Grosselfingerin kurz vor dem Abschluss ihres Studiums in Wirtschaftsingenieurwesen. "Das ist eine gute Frage. Ich kann mir ganz ehrlich nicht vorstellen, in einem normalen Beruf aufzugehen. Zudem habe ich natürlich Glück, in einem professionellen Straßenradteam zu fahren", sagt Eibl ehrlicherweise.

 

Nach zwölf Jahren Mountainbikesport denkt Ronja Eibl also nicht ernsthaft an ein baldiges Karriereende. Zumal zeigt die derzeitige Dominatorin bei den Frauen, die 30-jährige Australierin Rebecca Mcconnell, dass man auch im gehobenen Alter noch vorneweg fahren kann.