Ronja Eibl ist im Eiltempo in die Weltspitze gefahren. Foto: Sigel

UCI Mountainbike-WM: Grosselfingerin ist Local Hero und Hoffnungsträgerin wenn sich Elite in Albstadt trifft

Erstmals seit 25 Jahren wird eine Mountainbike-WM auf deutschem Boden ausgetragen: Vom 25. bis 28. Juni trifft sich die Elite im Cross Country in Albstadt im Zollernalbkreis. In einer Serie stellt der Schwarzwälder Bote Athleten, Funktionäre und Macher der WM vor.

Aus welcher Perspektive man die WM in Albstadt auch betrachtet, an Ronja Eibl kommt man kaum vorbei. Man entdeckt sie auf Werbe-Bannern als ein "Gesicht der WM". Fragt man nach deutschen Medaillenkandidaten bei der Heim-WM, fällt ihr Name am häufigsten. Kommt man auf das Olympia-Jahr 2020 zu sprechen, taucht sie als potenzielle Teilnehmerin auf.

Werden die Zukunftsperspektiven der deutschen Cross-Country-Biker erörtert, dann stößt man rasch auf die 20-Jährige von der Schwäbischen Alb. Und geht es um den "Local Hero", dann ist das Lokalkolorit bei Ronja Eibl sicherlich am kräftigsten eingefärbt.

Ihr Heimatort Grosselfingen ist nur 20 Minuten von der Rennstrecke entfernt, ihr Klub, die RSG Zollern-Alb, ist in Albstadt beheimatet und Bestandteil der Organisation. Bis zum vergangenen Jahr war sie dabei als freiwillige Helferin an der Strecke eingesetzt. Ronja Eibl ist in die Rolle der Hoffnungsträgerin im Eiltempo hineingewachsen.

Bis sie 16 war, hat sich das noch nicht angedeutet, erst im zweiten Jahr U19, als sie Bundesliga-Gesamtsiegerin wurde. Das war vor zweieinhalb Jahren. 2018 holte sie in der U23 ihren ersten deutschen Meister-Titel. Ihr Coach Bernhard Mast-Sindlinger wusste natürlich vorher schon, dass er ein Juwel in seinem Klub hat. Doch er trat lieber auf die Bremse, auch was die Trainingsumfänge anging.

Ronja Eibl wird bei der WM und auch schon davor sehr stark im Fokus stehen. Im Gespräch zeigt sie sich offen, ihre Antworten sind immer mal wieder gewürzt mit einem Schuss Humor. Überspitzte Aussagen relativiert sie mit einem Lachen. 2020 ist das Jahr der Heim-WM und nach aktuellem Stand könnte Ronja Eibl fünf Wochen später in Tokio auch noch ihre Olympia-Premiere feiern.

Im Herbst ist die Radsportlerin in Todtnau in die Sportfördergruppe der Bundeswehr eingerückt. Die Grundausbildung liegt hinter ihr, jetzt könnte sie sich voll und ganz auf dieses herausragende Jahr konzentrieren. Doch der U23-Weltcupsiegerin ist nur Radfahren nicht genug. Sofern sie einen Studienplatz bekommt, will sie zum Sommersemester ein Medizin-Studium beginnen. Im Zweifel auch Zahnmedizin.

Trotz dieser gleichermaßen reflektierten wie lässigen Haltung: An Ehrgeiz mangelt es Ronja Eibl nicht. Nachdem sie voriges Jahr noch vorsichtig regelmäßige Top-Fünf-Ergebnisse im U23-Weltcup als Ziel formulierte – "das hat ja gut geklappt" – will sie 2020 den Gesamtsieg im U23-Weltcup wiederholen, bei der WM in Albstadt eine Medaille, "im besten Fall gewinnen", und bei der EM in Graz im Mai zumindest mal ohne Defekt durchkommen. Also "möglichst viele Trikots" holen.