Alles gegeben, aber am Ende bleiben die Hände leer: Manuel Faißt. Foto: Karmann

Der Baiersbronner Manuel Faißt ist nur als Ersatzmann im Team der Nordischen Kombination nach Peking gereist – und im Einzel von der Großschanze wächst der 29-Jährige über sich hinaus.

Zur ganz großen Olympia-Geschichte und einem verrückten Medaillen-Coup fehlten Manuel Faißt nur 2,7 Sekunden. Erst im packenden Schlussspurt verpasste der ins eisige China nachgereiste und ins Team gerückte Baiersbronner Bronze. "Dass es der vierte Platz geworden ist, na ja, einer muss halt Vierter werden, und heute hat’s leider mich getroffen", sagte Faißt. "So ist der Sport, aber ich bin trotzdem sehr glücklich, wie das heute für mich gelaufen ist."

 

Bis zum Schluss kämpft Manuel Faißt um Gold

Ein wenig wurmte den 29-Jährigen aber doch, dass die greifbare Chance auf eine Sensation an ihm vorüberzog. "Das ist ärgerlich, weil es nur für die ersten drei Medaillen gibt. Schade, dass die zweite Gruppe rangekommen ist, sonst hätten wir das zu dritt ausgemacht." Faißt zeigte nach einem super Sprung auf 133,0 Meter bei schwierigen Bedingungen einen erstklassigen 10-Kilometer-Langlauf, bei dem er bis kurz vor Schluss sogar um Gold kämpfte.

Teamkollege bringt Verfolger heran

Doch Teamkollege Vinzenz Geiger brachte die Verfolgergruppe an die führenden drei heran, und während Geiger selber die Kraft nicht mehr hatte anzugreifen, danke ihm der Norweger Joergen Graabak für die permanente Führungsarbeit, übersprintete das Führungstrio und siegte vor Landsmann Jens Luraas Oftebro. Und Faißt, der alles versuchte, wenigstens den Japaner Akito Watabe zu überholen, kam einfach vorbei. Auf der Schlussgeraden "war er dann kaputt", wie Bundestrainer Hermann Weinbuch konstatiert.

Das beste Rennen der ganzen Saison

Der erst nach Beginn der Winterspiele als Ersatzmann angereiste Schwarzwälder war mit seinem Wettkampf aber "mehr als zufrieden. Das war das beste Rennen, das ich gemacht habe in dieser Saison." Wohl wahr. Zwar hatte Superstar Jarl Magnus Riiber nach dem Sprung mit Riesenvorsptung geführt, doch dahinter startete Faißt mit nur drei Sekunden Rückstand auf Silber in die Loipe.

Superstar Riiber verirrt sich

Riiber, der gerade erst eine Corona-Quarantäne überstanden hatte, bog allerdings nach der ersten Runde falsch ab und verlor viel Zeit. Am Ende ging ihm die Kraft aus. Bei Temperaturen von um die minus 20 Grad wurde der 24-Jährige Achter.

Unglaubliche Spannung

Faißt allerdings war in Topform, übernahm im Top-Trio mit Oftebro und Watabe auch Führungsarbeit. "Ich hatte in der letzten Runde so viele Körner, wie ich es mir vorgestellt hatte", sagte Faißt – und das sah man. Bissig und erfolgshungrig ließ er sich von den als bessere Läufer geltenden drei Konkurrenten nicht abhängen – nur: Vorbei kam er bei allem Einsatz leider auch nicht.

Werbung für die Kombination

"Es war wieder unglaublich spannend. Auf der Höhe und in der Kälte ist so viel möglich in der Loipe. Von daher war es wieder ein Wahnsinn", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch über das Rennen, das wie schon der Winterspiele-Auftakt der Kombinierer in der vergangenen Woche Werbung für die Sportart war. "Leider haben wir diesmal nicht das Glück auf unserer Seite gehabt", sagte Weinbuch.

Dank an die anfeuernden Quarantäne-Geplagten

Geiger machte zwischen Start und Ziel rund 1:45 Minuten auf Platz eins gut und wurde am Ende Siebter. Drittbester Deutscher war Julian Schmid auf Rang zehn. Johannes Rydzek lief abgeschlagen als 28. ins Ziel.

Faißt bedankte sich für die Unterstützung der gerade aus der Quarantäne entlassenen Teamkollegen Eric Frenzel und Terence Weber an der Strecke. "Ich habe schon ein schlechtes Gewissen gehabt, dass ich Terence die Akkreditierung weggenommen habe", sagte er. Wie das Team zusammenhält, begeistert ihn. "Mit der ganzen Vorgeschichte bin ich einfach froh, dass ich den Tag heute so erleben durfte", sagte er.