Bundestrainer Hermann Weinbuch hat entschieden: Weil Konkurrent Johannes Rydzek derzeit besser in Form schein, muss Manuel Faißt aus Baiersbronn trotz schon längst erfüllter Olympia-Norm zu Hause bleiben. Auch dem Breitnauer Fabian Rießle bleibt nur die Rolle des Zuschauers.
Obwohl Manuel Faißt sich zuletzt in der Loipe stark verbessert gezeigt hat, muss der nordische Kombinierer aus Baiersbronner in den sauren Apfel beißen – im internen Qualifikations-Ranking für Olympia in Peking setzte ihn Bundestrainer Hermann Weinbuch auf Platz 6. Nur die ersten fünf dürfen allerdings mit nach Peking. Zu den vor Wochenfrist nominierten Vinzenz Geiger und Eric Frenzel kommen daher Julian Schmid, der am Wochenende in Klingenthal am Samstag als Vierter knapp am Podest vorbeigelaufen war, Terence Weber und Johannes Rydzek, der sich in den letzten Wochen stark verbessert gezeigt hatte und auch in Klingenthal am Sonntag wie entfesselt lief, alles in die Waagschale warf und mit letzter Kraft ins Ziel – und auf den Olympiazug lief.
Ein achter Platz entscheidet
Ausgerechnet dieser letzte achte Platz vom Sonntag – Faißt war 12. geworden – zog Weinbuch zur Begründung heran, ungeachtet dessen, dass Faißt am Samstag als Zehnter zwei Plätze vor Rydzek ins Ziel gekommen war. "Wir sind strikt nach Leistung gegangen", bemerkte Weinbuch, "nach Qualifikationsnormen, wer die besten Platzierungen erreicht hat." Und auf dieser Grundlage setzte er Johannes Rydzek intern auf den fünften Platz, auch wenn Manuel Faißt einen Podestplatz in Otepää zu verbuchen gehabt hatte. "Weil der Ridschi jetzt im Januar die Norm erreicht hat. Gegenüber Manuel Faißt hat der Ridschi einen zusätzlichen achten Platz. Daher haben wir ihn nominiert."
Rydzek schnell in der Loipe
Schon vor Wochenfrist war zu merken, dass der fünfte Platz an Rydzek gehen sollte, "weil er für Peking durch die Höhe mit seiner Super-Laufleistung – er ist jetzt immer Bestzeiten gelaufen – da prädestiniert ist, sehr schnell zu laufen, da muss man richtig viel draufhaben, und dementsprechend kann er vielleicht da seine Stärken noch mehr ausspielen."
Faißt lässt auf der Schanze zu viel liegen
Ein paar Meter auf der Schanze mehr – dann hätte der Bundestrainer größere Probleme gehabt, die Nicht-Berücksichtigung des enttäuschten Manuel Faißt zu erklären. Aber der Baiersbronner hat zwar läuferisch ein gutes Wochenende in Klingenthal hinter sich, doch auf der Schanze ließ er – wie die Kollegen – zu viel liegen. Am Ende reichten die Plätze 10 und 12 für ihn nicht.
Rießle scheitert an der Norm
Team-Olympiasieger Fabian Rießle aus Breitnau ließ als 14. – und am Samstag gar 26. – seine letzte Gelegenheit zur Erfüllung der Peking-Norm aus. Der 31-Jährige, der mindestens Sechster hätte werden müssen, wird damit aufgrund seiner Sprungprobleme erstmals seit der WM 2011 bei einem Großereignis fehlen.
Auf den letzten Drücker
Mit dabei ist nun aber Rydzek, der gerade noch rechtzeitig in Form gekommen ist. "Ich fühle mich auf der Strecke im Moment sehr wohl, und auf der Schanze läuft es immer besser", sagte Deutschlands Sportler des Jahres 2017, der in der Loipe 50 Sekunden und acht Plätze gutmachte: "Es macht im Moment sehr viel Spaß." So viel wie für Johannes Lamparter – der Österreicher feierte in Klingenthal zwei Siege.
Sprung-Sondertraining vor Peking
Zufrieden war Weinbuch mit der Performance seiner Aktiven nicht. "Ich denke, dass sich die Qualifikation ein bisschen festgesetzt hat im Kopf und die Jungs ein bisschen angespannter waren als sonst", erklärte er. Vor Olympia will er auf jeden Fall noch einmal einen Zwischenstopp in Oberstdorf einlegen: "Da wollen wir hauptsächlich an der Sprungform arbeiten."
Für die Spiele ist Weinbuch dennoch nicht bange: "Ich sag mal so: Schlechte Generalprobe – ist manchmal ganz gut, dass man dann vielleicht dann bei der Premiere, bei den Olympischen Spielen richtig zulangen kann." Leider ohne Schwarzwälder Beteiligung.