Während Corona tagte der Starzacher Gemeinderat mit Kämmerer Tobias Wannenmacher (links) und Bürgermeister Thomas Noé in der Mehrzweckhalle Wachendorf. Jetzt wurde beschlossen: Hier kommt die Containersiedlung für Flüchtlinge hin. (Archivfoto) Foto: Lück

Das Land setzt die Kommunen bei den Flüchtlingen hart unter Druck. Damit die Vereine nicht leiden, muss das chronisch klamme Starzach jetzt neues Geld in die Hand nehmen. Bürgermeister Noé verzweifelt: "Im Zweifel fahre ich den Bus mit den Flüchtlingen nach Berlin!"

Starzach - Der Druck ist gewaltig. Hauptamtsleiterin Christiane Krieger zitiert aus einem Brief des Landes: "Flüchtlinge werden auf die Kommunen verlegt – egal, ob dort Aufnahmekapazitäten vorhanden sind! Wenn die Busse so kommen wie angekündigt, können wir nur kurzfristig die Hallen belegen!"

Um das zu vermeiden, sollen jetzt im leerstehenden Rathaus Wachendorf Platz für 14 Flüchtlinge geschaffen werden. Kosten: 20.000 Euro. Dazu soll eine Containersiedlung für mehr als 80.000 Euro an der Mehrzweckhalle Wachendorf entstehen. Monatsmiete für die Container: 7500 Euro.

Noé: Ärztehaus darf nicht für Flüchtlinge weichen

Noé betont, dass eine Containersiedlung am Standort des geplanten Ärztehaus Starzach zwar knapp 50.000 Euro günstiger sei als der Parkplatz der Mehrzweckhalle. Der Bürgermeister: "Das Ärztehaus liegt uns am Herzen!" Noé versprach noch, dass man – falls möglich – in Wachendorf lieber den Bolzplatz als Flüchtlingssiedlung nimmt.

Gemeinderat Hans-Peter Ruckgaber: "Paulus hat geschrieben: Einer trage des anderen Last. Warum ist diesmal Wachendorf der eine? Warum nicht in der alten Schule in Börstingen oder im Gewerbegebiet am Netto?" In der alten Schule Börstingen hatte der Kunstort Eleven jahrelang für Schlagzeilen und Aufsehen gesorgt – mit tollen Aktionen und Konzerten wie dem Woodstöckle.

"Je mehr wir für Flüchtlinge verdrängen, desto mehr sozialer Unfrieden!"

Bürgermeister Noé: "Der Platz vor der alten Schule in Börstingen ist zu klein für eine Containerlösung. In der alten Schule ist die Kita, die Halle wird von Vereinen genutzt. Je mehr wir andere Gruppen für Flüchtlinge zurückdrängen, desto mehr sozialen Unfrieden wird es geben. Und im Gewerbegebiet ist die Löschwasserversorgung unzureichend!"

Noé: "Darf nicht alles sagen, sonst wird man in rechte Ecke gedrängt!"

Gemeinderätin Monika Obstfelder (BVS) will wissen, wie lange die Flüchtlinge bleiben. Bürgermeister Noé: "Da ist die Vorhersage der nächsten Lottozahlen seriöser. Es gibt schon Flüchtlinge, die sieben bis acht Jahre da sind. Vom Grundsatz her müssten sie gehen. Aber es gibt Abschiebehindernisse. Wir wissen von Flüchtlingen, die suchen offiziell einen Job hier, aber machen Urlaub im Heimatland. Das darf man alles nicht sagen – sonst wird man in die rechte Ecke gedrängt!"

Annerose Hartmann (BVS) regt an, die Flüchtlinge zentral unterzubringen – wegen Schule, Netto. Bus-Verbindungen. Die Gemeinderätin: "Da bin ich im Zwiespalt!"

Bürgermeister Noé: "Wir müssen heute eine Entscheidung treffen, für die wir kritisiert werden. Es wäre ein Schildbürgerstreich, die Container auf dem Ärztehaus-Gelände aufzustellen. Und wenn das Ärztehaus klappt, die wieder verlegen müssen. Gucken Sie sich die Wahlen in Italien ab – dann wissen Sie, was passieren kann, wenn wir nicht umsichtig sind!"

Dann wird abgestimmt. Bei zwei Gegenstimmen (Baron Ouw-Wachendorf, Ruckgaber) und einer Enthaltung wurde dem Rathaus Wachendorf zugestimmt. Die Containersiedlung an der Mehrzweckhalle Wachendorf wurde einstimmig beschlossen.