Ein Highlight der letzten Jahre: Der Fakers-Club macht das Schulhaus-Dach zur Bühne. Foto: Hopp

Die alte Schule in Börstingen. 2015 zog hier das Künstler-Duo Monika Golla und Frank Fierke ein, um daraus den Kunstort "Eleven" zu entwickeln. Jetzt steht das Gebäude vor dem Abriss.

Starzach - Der Titel der Drucksache klingt so banal: "Veräußerung kommunale Grundstücke und Gebäude". Doch da ist richtig Musik drin: Denn der Gemeinderat will jetzt entscheiden, ob das Heim des "Eleven Artspace" jetzt abgerissen wird.

Dabei geht es nur um die Zahlen, beteuert Kämmerer Tobias Wannenmacher. Listet nüchtern auf, was im ehemaligen Schulgebäude und Turnhalle so stattfindet und was an Geld reinkommt. Jährliche Veranstaltungen: Fasnet, Kirbe, Therapiezentrum, Weihnachtskonzert, Schlachtplatte to go. Dazu sind noch Bujukai und die Gymnastikgruppe drin. Immerhin: Der Kunstort wird auch erwähnt – weil er Miete zahlt. So kommen 3800 Euro im Jahr rein. Der jährlich Aufwand liegt allerdings bei 35.000 Euro inklusive Abschreibung. So laufen hier jährlich 31.200 Euro Minus rein.

Also einfach abreißen?

BVS-Gemeinderat Manuel Faiß: "Ich finde es gut, dass wir mal an die freiwilligen Leistungen im Bestand rangehen. Die Mehrzweckhalle in Börstingen ist da ein großer Punkt – da ist was zu holen. Wir kriegen ja in Bierlingen eine neue Halle. Dann hätten wir drei Hallen in Starzach – ich weiß nicht, ob das sinnvoll ist."

Gemeinderat Hans-Peter Ruckgaber: "Das Schulgebäude hat für mich nach wie vor die erste Priorität zur Verlagerung des Kindergartens. Das jetzige Gebäude ist marode, das Schulhaus wäre in idealer Punkt. Und der Platz unten hätte für mich erste Priorität für einen Feuerwehr-Standort."

Kornelia Lohmiller: "Man kann Börstingen nicht alles wegnehmen. Wir haben schon kein Dorfgemeinschaftshaus mehr. Wenn zwei Hallen nur oben stehen, gibt es im Tal gar nichts mehr. Wenigstens an der Halle sollte man festhalten."

Bürgermeister Thomas Noé: "Es wäre fast billiger, das Ding abzureißen und die neue Kita neben die Halle zu bauen. Der Gemeinderat wäre klug beraten, die Mittel für die Untersuchung und Planung freizugeben."

Der drohende Abriss des Kunstort Eleven

Monika Golla und Frank Fierke haben den Kunstort Eleven in der alten Schule seit 2015 zu einem kräftigen Kunstimpuls für die ganze Region ausgebaut. Lockten mit spektakulären Kunstaktionen Künstler aus der ganzen Welt nach Börstingen. Eleven-Gäste wie Stephanie Müller und Klaus E. Dietl zogen ins Künstlerhaus Horb ein, Konzerte wie das "Woodstöckle" lockten Fans aus der ganzen Region nach Börstingen. Die Eleven-Gäste belebten auch den ArtPark Horb von Michael Widmann, Margarita Rozenberg vom Eleven sorgte dafür, dass am jüdischen Betsaal mit "Großmutters Schürze" zum ersten Mal seit 1938 wieder das jüdische Laubhütten-Fest 2017 begangen wurde. Und, und, und.

Durch Corona kam die internationale Residenz auf Zeit in der alten Schule für Künstler ins Stocken. In diesem Jahr wurden die Räume Künstlern für Projekte zur Verfügung gestellt. So erarbeitete die Theater-Companie "Die Stagejumpers" hier ihr neues Stück "Ratte Ratzig und der Leuchtturm" und führten drei Wochen später die Premiere in Tübingen auf.

Seit Mitte Juni wurden Schilder aufgestellt mit QR-Code. Damit können Besucher die Mitschnitte der Highlights der letzten Jahre abspielen.

Fällt das alles jetzt der Abrissbirne zum Opfer?

Der Gemeinderat hat jetzt einen Grundsatzbeschluss gefasst. Auch auf der Abriss-Check-Liste: Das Dorfgemeinschaftshaus Börstingen mit einem Defizit von 6277 Euro (2021), das Rathausgebäude Wachendorf mit einem Jahresminus von 5000 Euro.