Erst die Corona-Pandemie, jetzt Energiesparen wegen dem Ukraine-Krieg: Für Kinder wird es immer schwieriger, Schwimmen richtig zu lernen. Foto: DLRG

Die Stadt Albstadt und die Albstadtwerke wollen Energie sparen. Dazu werden unter anderem drei Hallenbäder nicht nur über die Ferien, sondern auch darüber hinaus geschlossen bleiben. Das sind keine guten Nachrichten für ehrenamtliche Vereine wie die DLRG.

Eigentlich will Maria Maser von der DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft), Ortsgruppe Ebingen, nur Kindern das Schwimmen beibringen. Das findet sie persönlich sehr wichtig. "Dramatische Zwischenfälle wie jüngst im Badkap mit Todesfolge oder im Geislinger Schlossparkbad, wo eine Zehnjährige einen Vierjährigen vor dem Ertrinken retten konnte, verdeutlichen, wie wichtig es ist, Schwimmen zu lernen."

Schwimmkurse vor ungewisser Zukunft

Doch ob die Kinder, die aktuell im Kurs von Maria Maser die ersten, überlebenswichtigen Bewegungen im Wasser lernen, nach den Sommerferien weitermachen können, ist alles andere als sicher. Dabei zählen sie bereits zu den glücklichen, die aktuell einen Platz in einem Schwimmkurs ergattern konnten. Die Wartelisten sind lang, die Plätze begrenzt. Coronabedingt war das Hallenbad in Albstadt-Ebingen knapp zwei Jahre geschlossen. Stück für Stück hatte sich die Situation wieder normalisiert. Doch nun haben die Stadt Albstadt und die Stadtwerke beschlossen, das Hallenbad nach den Sommerferien geschlossen zu lassen. Es soll Energie gespart werden. 

Schwierige Situation für das DLRG

"Wir haben heute Kinder, die vom Verhalten her ängstlicher sind, wie vor Corona. Es gibt Bindungsängste bei den Kindern. Die Kinder sind wesentlich älter, die nicht schwimmen können. Und der Ansturm ist immens. Die Eltern finden keinen Schwimmkurs", sagt Maria Maser und kommentiert die aktuelle Entwicklung so: "Jetzt wird diese Energiekrise wieder auf dem Rücken der Kinder ausgetragen. Wie soll das denn werden, wenn nochmal ein Jahr nichts angeboten werden kann?" 

Badkap wohl einzige Alternative

60 Kinder, sogenannte Frühschwimmer, dürfen jetzt erst einmal auf unabsehbare Zeit nicht mehr ins Wasser. Hinzukommen würden zehn weitere Kinder aus der Kooperation mit dem Jugendamt, die ebenfalls auf dem Trockenen sitzen. Einen möglichen Ausweg bietet nur das Badkap, das vor einigen Jahren privatisiert wurde. Dort bestünde unter Umständen die Möglichkeit, die Kurse während des normalen Badebetriebs nach den Ferien fortzuführen. Doch natürlich drängen auch andere Vereine ins Badkap. "Alles ist in der Schwebe, wir können noch gar nicht planen. Hat das Badkap noch offen im September? Gibt es dann noch Gas für alle? Das steht ja alles noch in den Sternen", berichtet Maria Maser. Und natürlich ist auch die Coronasituation im Herbst ein weiterer Unsicherheitsfaktor. 

Personalmangel einer der Hauptgründe

Wie groß die Einsparung für die Stadt Albstadt und die Albstadtwerke durch die Schließung der drei Hallenbäder sein wird, wurde noch nicht genau beziffert. Die Stadt Albstadt will jedoch eine Vorreiterrolle in Sachen Energiesparen und Versorgungssichrheit einnehmen. Der erarbeitete Katalog umfasst noch weitere Maßnahmen.

Maria Maser vermutet die Gründe für die Bäderschließung aber weniger bei den Energiekosten, als beim Personal. "Die akute Schließung zwei Wochen vor den Ferien beruht definitiv auf Personalengpässen. Nach den Sommerferien, so wird behauptet, seien es die Energiekosten. Aber ich denke durchaus, dass das Personal bei der Entscheidung da mit eine Rolle spielt." Insgesamt klagen die Bäderbetriebe vielerorts schon seit Monaten über akuten Personalmangel. 

Die Leiterin Nichtschwimmer schließt mit einem flammenden Appell: "Das Kind aus Geislingen würde nicht leben, wenn die zehnjährige Chiara als Schwimmerin das vierjährige Kind nicht entdeckt hätte. Auch dort wäre das Kind wahrscheinlich verstorben. Und die Chiaras werden immer weniger, wenn wir keine Kinder mehr ausbilden können."