Ein regionaler Impfstützpunkt könnte kurzfristig in Rottweil an den Start gehen. Foto: Pleul

In Rottweil neben dem Landratsamt könnte ein regionaler Impfstandort in Betrieb gehen. Schon am Wochenende. Wenn denn das Land grünes Licht gibt und die EDV-Ausstattung wieder zur Verfügung stellt.

Kreis Rottweil - Als zum 30. Oktober das Land das Kreisimpfzentrum (KIZ) in der Stadthalle Rottweil abbauen ließ, hat die Kreisverwaltung vorausgedacht: In der Marienstraße in Rottweil, im Gebäude zwischen Landratsamt und Kreissparkasse, stehen die Räume bereit, um in Abstimmung mit dem Schwarzwald-Baar-Klinikum einen regionalen Impfstützpunkt aufzubauen. "Wir haben vorausgedacht", sagt der Erste Landesbeamte Hermann Kopp, man habe das Personal aus dem KIZ gehalten und könnte nun mit einer pragmatischen Lösung kurzfristig loslegen.

"Wir brauchen aber noch die Zusage des Landes, dass die Kosten übernommen werden", machen Landrat Wolf-Rüdiger Michel und Kopp deutlich, was im Moment noch fehlt. Zudem müsste das Land die EDV-Ausstattung aus dem KIZ wieder zur Verfügung stellen, damit dieses niederschwellige Impfangebot an den Start gehen kann. "Wir wären darauf eingerichtet, spätestens Ende der Woche loszulegen", bietet der Kreis Rottweil die von der Politik geforderte pragmatische Lösung.

Es war ein Fehler

"Das vollständige Herunterfahren des Kreisimpfzentrums war ein Fehler", sagt Kopp unverhohlen. "Wer auf fünf zählen kann, hätte sehen können, dass die Zahlen wieder hochgehen und die Nachfrage nach Impfungen wieder steigen wird."

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Die Kritik richte sich aber ausdrücklich nicht gegen die Hausärzte, betonen Michel und Kopp. In den Praxen werden beachtliches geleistet, die Kapazitäten seien aber an ihren Grenzen. Mit ihrer Kritik richten sich der Landrat und der Erste Landesbeamte an die kassenärztliche Vereinigung im Land und deren "vollmundige Ankündigungen".

Es ist 5 nach 12

Das es notwendig ist, für den Schwarzwald-Baar-Kreis und den Landkreis Rottweil zusätzlich zu den bestehen Möglichkeiten sowie den mobilen Impfteams einen solchen regionalen Stützpunkt anzubieten, unterstreichen Michel und Kopp mit einem Blick auf die aktuelle Situation.

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Unterstützung bekommen sie dabei nicht nur von Heinz-Joachim Adam als Leiter des Gesundheitsamtes, sondern auch von den Geschäftsführern der beiden Kliniken im Kreis: Tobias Grundmann für die Helios-Klinik Rottweil und Andor Toth für das SRH-Krankenhaus in Oberndorf. "Es ist fünf Minuten nach 12", sagte Toth, und Michel sieht seine Befürchtungen aus dem Sommer bestätigt: "Wir hatten noch so viele Infizierte innerhalb einer Woche wie jetzt in der vierten Welle."

Michel spricht von einer dramatischen Lage und verbindet das mit dem dringenden Appell, sich impfen zu lassen oder sich gegebenenfalls den Auffrischungspieks abzuholen. Wolf-Rüdger Michel macht hier aber nicht Halt: Nicht weniger deutlich fallen die Hinweise aus, Kontakte aufs Nötigste zu reduzieren und Masken zu tragen. Bei allem Verständnis für das Bedürfnis der Menschen, zu feiern, bittet Kopp, möglichst auf Weihnachtsfeiern im Betrieb oder im Verein zu verzichten. Solche Veranstaltungen hält er für "höchst bedenklich". Der Landrat hofft auf das Verständnis der Leute: Weihnachtsmärkte seien zwar rechtlich möglich, doch er halte solche Menschenansammlungen ob im Freien oder in einem Raum "für brandgefährlich und für Treiber der Infektion".

Wolf-Rüdiger Michel sieht seine Befürchtungen aus dem Sommer bestätigt: "Wir hatten noch nie so viele Infizierte innerhalb einer Woche wie jetzt in der vierten Welle." Noch nach Meldeschluss waren am Montagabend weitere bestätigte Corona-Fälle bekannt geworden, sodass die Inzidenz für den Kreis näher an 600 liege, als knapp unter 580. Mit Blick darauf, dass die Lage in den beiden Kliniken jetzt schon angespannt sei, erinnert der Landrat: Bislang habe sich so eine Entwicklung immer mit acht bis zehn Tagen Verzögerung in den Kliniken widergespiegelt.