Ein beträchtliches Polizeiaufgebot wachte am Mittwochnachmittag über die Einhaltung der städtischen Allgemeinverfügung. Das Bild entstand außerhalb des vom Fotografierverbot betroffenen Bereichs. Foto: Kistner

Mehrere Hundert Menschen haben am Mittwochnachmittag Christian Z., der am 21. Dezember auf dem Ziegelplatz durch mehrere Schüsse getötet worden war, auf dem Ebinger Friedhof das letzte Geleit gegeben.

Albstadt-Ebingen - Die meisten von ihnen gehörten zu Albstadts italienischer Community; es waren aber auch viele Deutsche darunter. Jedes Alter war vertreten; allerdings überwogen die Altersgenossen von Christian Z., der 23 Jahre alt geworden war. Er hatte viele Freunde gehabt.

Der Trauergottesdienst in der Aussegnungshalle des Friedhofs wurde in italienischer Sprache gehalten und hielt sich an die Vorgaben der Liturgie – Reden wurden nicht gehalten, auf eine besondere, individuelle Gestaltung des Ablaufs wohl bewusst verzichtet: Die Strenge des Rituals kann auf eigene Weise Halt gewähren und Trost spenden. Die Lesung begann mit Kapitel 8 des paulinischen Römerbriefs; es folgten Psalm 23 – "Der Herr ist mein Hirte" – und dann, vorgetragen von Lawrence Ndiwalana, dem neuen Seelsorger der italienischen Gemeinde in der katholischen Seelsorgeeinheit Talgang, Kapitel 11 aus dem Johannesevangelium: die Auferweckung des Lazarus von den Toten.

Großes Polizeiaufgebot

In den Mittelpunkt seiner kurzen Predigt stellte der neue Pfarrer aus Uganda das Motiv des Weinens. Das Weinen, so Ndiwalana, sei eine der humansten und vornehmsten Lebens- und Gefühlsäußerungen überhaupt – und nicht nur des Menschen: Auch Christus weine, und es gebe auch nicht nur Tränen der Verzweiflung, sondern auch des Glaubens und sogar der Hoffnung. Es wurde viel geweint an diesem Nachmittag; besonders während des Kondukts, als Freunde und Verwandte des Verstorbenen den Bahrwagen, auf dem der weiße Sarg lag, zur Grabstelle rollten. Der Tod von Christian Z., das war offensichtlich, macht fassungslos, weil er eben nicht alt geworden war, sondern noch so viel vor sich gehabt hätte.

Vermutlich hatte Pfarrer Ndiwalana nicht an Luftballons gedacht, als er von Tränen der Hoffnung gesprochen hatte – aber die Assoziation stellte sich ein, als viele der Trauernden am offenen Grab kleine weiße Heliumballons steigen ließen, die danach rasch in Richtung Nordwesten verschwanden.

Beisetzung von Sandra Q. ist am 29. Dezember

Rings um den Friedhof hatte während der Trauerfeier und der Beisetzung die Polizei mit einem größeren Aufgebot über die Einhaltung der städtischen Allgemeinverfügung gewacht, wonach Bild- und Tonaufnahmen auf dem Friedhof und den ihn begrenzenden Straßen untersagt waren. Die Stadtverwaltung hatte befürchtet, dass Medienrummel den würdigen Rahmen und die Persönlichkeitsrechte der Trauerfamilie beeinträchtigen könnte. Es gab jedoch keine besonderen Vorkommnisse.

Bereits am Dienstagabend hatte es in Albstadt eine Trauerfeier für den Getöteten gegeben, zu der ebenfalls mehrere Hundert Teilnehmer gekommen waren. Die Beisetzung des zweiten Opfers der Bluttat, Sandra Q., ist für den Donnerstag, 29. Dezember, ebenfalls auf dem Friedhof in Albstadt-Ebingen geplant. Auch dort greift die städtische Allgemeinverfügung, wonach keine Bild- und Tonaufnahmen gestattet sind.

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