Mit Symbolcharakter: Holzhausens Carlos Antonio Konz (links) kommt gegen den Reutlinger Roman Kasiar zu spät. Foto: Tobias Baur/Eibner-Pressefoto

Da war mehr drin! Der FC Holzhausen hat in Reutlingen zunächst die besseren Chancen – und geht am Ende doch leer aus.

„Druck auf dem Kessel“ hatte FC-Holzhausen-Trainer Benjamin Maier vor dem Gastspiel in Reutlingen erwartet. Und das kam nicht von ungefähr. Denn das Team von der Kreuzeiche hatte beide Partien zum Saisonstart verloren – unglücklich 0:1 gegen Normannia Gmünd, deutlich beim 1:5 in Hollenbach. Da liest sich die Bilanz des FC Holzhausen besser: Der 3:0-Startschuss gegen Nöttingen wurde aber in Göppingen (0:1) nicht veredelt. Maier bemängelte, sein Team habe nicht genug gezeigt, um die Punkte zu sichern. Nun ging es also an die Kreuzeiche.

Andrej Schlecht kommt rein

Viel Erfahrung hatten die beiden Teams bisher nicht miteinander. In der Vorsaison gab es ein 1:0 für den SSV und ein torloses Unentschieden in Holzhausen. Während bei den Reutlingern Marco Gaiser, Jonah Adrovic und Daniel Sanchez krank ausfielen und Onesi Kuengienda nach einem Schlag auf den Knöchel in Hollenbach noch nicht bei 100 Prozent war und deshalb nicht in der Startformation stand, musste Maier umbauen, weil sich Marius Oberle in Göppingen eine Zerrung und Neuzugang Antonio Babic, einen Muskelbündelriss zugezogen hatten. Für Oberle brachte Maier Andrej Schlecht ins Team, Lars Czerwonka ersetzte Babic, und Lysander Skoda musste für Marc Wissmann weichen, „weil wir ein bisschen mehr für die Offensive tun wollten“, erklärte Maier.

Erste Halbzeit

Der FC Holzhausen kam gut in die Partie, legte offensiv gleich mächtig vor und hätte fast durch Lars Czerwonka die erste Chance nach zwei Minuten gehabt, doch sein Schuss wurde geblockt. Nach einem Missverständnis in der Reutlinger Abwehr lauerte Janik Michel auf den Ball, aber er kam nicht ganz ran vor Torhüter Enrico Alejandro Piu. Der war auch weiter im Bilder und unterband einige Holzhausener Offensiv-Aktionen, indem er die langen Bälle gut vorausberechnete und erst gar keine Gefahr aufkommen ließ. Das Spiel hatte viele bemühte Aktionen, das meiste blieb aber Stückwerk. Doch die Gastgeber wurden mehr und mehr spielbestimmend, auch wenn Reutlingens Keeper Piu einen Ball durch die Hände gleiten ließ. Pech für die Gäste, dass ein Reutlinger retten konnte, ehe der Ball über die Linie gekullert wäre. Und dann „war es nur eine Frage der Zeit“, meinte FCH-Coach Maier, bis das passierte: Mattia Trianni flankt perfekt, findet Riccardo Gorgoglione, und der köpft schulbuchmäßig ins untere Toreck. 1:0 für den SSV. Die einzige nennenswerte Aktion des FC Holzhausen bis zur Pause war ein Weitschuss von Nils Schuon, der aber im Reutlinger Abendhimmel verschwand. Eine verdiente Reutlinger Führung zur Pause.

Zweite Halbzeit

Die zweiten 45 Minuten begannen denkbar schlecht für die Gäste: Nur wenige Sekunden waren gespielt, als sich die Gäste einen „blöden Ballverlust“ (Maier) leisten, sich Kevin Founes ein Herz fasst und aus 16 Metern abzieht. 2:0. „Der geht nicht immer rein“, meinte Benni Maier, „aber an diesem Tag hat bei Reutlingen alles geklappt.“ Damit meinte er die Phase nach dem 2:0: Holzhausen drehte auf, und SSV-Torhüter Piu rückte in den Mittelpunkt. In der 52. Minute rettete er mit einem Reflex auf der Linie gegen Carlos Antonio Konz, zwei Minuten später bekam er bei einem Fabio-Pfeifhofer-Geschoss gerade noch die Arme nach oben gerissen. Doch die Offensive hatte ihren Preis – die Gäste standen hinten sehr offen. Und nur eine Minute nach der Pfeifhofer-Chance nutzte das Tom Schiffel zu einem unbedrängten Geschoss aus wiederum 25 Metern zum 3:0 in den oberen rechten Torwinkel. „Wir standen nach dem Ballverlust nur und haben gar nicht reagiert“, meinte Maier frustriert. Dieser Tiefschlag saß. Es dauerte eine Weile, bis sich der FC Holzhausen wieder sortiert hatte und den Vorwärtsgang einlegte. Und wie! Janik Michel rückte in den Mittelpunkt. Erst leistete er sich ein Foul im Strafraum, und die Gastgeber gingen hoch wie die HB-Männchen, dann schlug der Torjäger nach abermaliger Konfusion in der Reutlinger Deckung eiskalt zu. 3:1 nach 76 Minuten – ging da noch was? Nein! Denn der SSV schlug sofort zurück, Luca Meixner kam im FCH-Strafraum zu Fall, der Schiedsrichter zeigte auf den Punkt, und der kurz zuvor eingewechselte Vladan Djermanovic verlud Keeper Henning Schwenk und versenkte das (Kunst-)Leder zum 4:1. Während der FC Holzhausen nicht aufgab und weiter nach vorne spielte, kamen die Reutlinger zu einigen Kontermöglichkeiten, und in der vierten Minute der Nachspielzeit musste Henning Schwenk sein ganzes Können aufbieten, um das 5:1 gegen Mirhan Inan abwehren zu können. Danach war Schluss.

Das sagt der Trainer

Benjamin Maier (FC Holzhausen): „Der Sieg für Reutlingen war verdient, logisch. Alles andere zu sagen, wäre bei einer 1:4-Niederlage auch Quatsch. Wir hatten uns nach der Halbzeit einiges vorgenommen, dann kommt gleich dieser blöde Ballverlust, der zum 0:2 führt. Danach hatten wir unsere beste Phase, da war was drin, aber das 0:3 hat uns am Ende den Zahn gezogen. Und das 1:4 fiel einfach viel zu früh nach dem Anschlusstreffer.“

SSV Reutlingen – FC Holzhausen 4:1 (1:0)

SSV Reutlingen: Enrico Alejandro Piu – Marvin Jäger, Stefan Iliv, Denis Lübke, Roman Kasiar (77. Vladan Djermanovic), Riccardo Gorgoglione (72. Florian Krajinovic), Tom Patrick Schiffel (85. Ole Deininger), Kevin Founes, Luca Plattenhardt (85. Nils Staiger), Luca Meixner, Mattia Trianni (25 Mirhan Inan).

FC Holzhausen: Henning Schwenk – Noah Haller (56. Enrico Huss), Andrej Schlecht (82. Oliver Grathwol), Carlos Antonio Konz, Kevin Müller, Max Brendle, Marc Wissmann (62. Julian Oberle), Lars Czerwonka (46. Fabio Pfeifhofer), Nils Schuon, Niklas Schäuffele (62. Lysander Skoda), Janik Michel.

Tore: 1:0 Riccardo Gorgoglione (40.), 2:0 Kevin Founes (46.), 3:0 Tom Patrick Schiffel (59.), 3:1 Janik Michel (76.), 4:1 Vladan Djermanovic (80., Foulelfmeter).

Schiedsrichter: Timon Ulrich (Sülzbach); Valentino Parys, Niklas Straßer.

Zuschauer: 925.