„Die Bahn wird neben der Antragstrasse vier oder fünf Möglichkeiten vorstellen, sagt Wolfgang Dietrich. Leiter des S-21-Sprecherbüros. Foto: Leif Piechowski

Die Bahn will vier oder fünf Trassen vorstellen – Moderator Weitz lehnt Denkverbote ab.

Stuttgart - Wer darf wen und wie viele Personen einladen, wer findet noch Platz am Tisch, wer gestaltet das Themenmenü? Beim Filderdialog stellen sich auch nach dem zweiten, vierstündigen Zusammentreffen der vorbereitenden Spurgruppe viele Fragen. Bis zum 25. Mai sollen sie geklärt sein. Dann startet in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen die von der Landesregierung ins Leben gerufene Mammutgesprächsreihe über die umstrittene Anknüpfung des Flughafens an das Projekt Stuttgart 21.

160 statt 150 Bürger sollen nun debattieren. 80 davon aus organisierten Pro- oder Contra-S-21-Verbänden, 80 weitere Bürger werden zufällig ausgewählt. Das beschloss am Donnerstag die Spurgruppe unter der Leitung des Bonner Moderators Ludwig Weitz. Neu unter den jetzt 17 Mitgliedern ist der Stuttgarter Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD). Schon die Besetzung der Spurgruppe führte zum öffentlichen Streit zwischen Befürwortern und Gegnern des 4,3 Milliarden Euro teuren Bahnprojekts.

„Geklapper der einzelnen Gruppen gehört nun mal dazu“

Ludwig Weitz versucht, die Dissonanzen zu dämpfen. „Ich habe erwartet, dass das hier schwierig wird, Geklapper der einzelnen Gruppen gehört nun mal dazu“, sagt der hauptberuflich um Ausgleich bemühte Moderator. Im Kern, so Weitz, werde es in dem Dialog „darum gehen, dass der Zug aus Singen von der Gäubahn zum Flughafen kommt“.

Auf welchem Weg dies geschehen werde, das sei offen. „Es gibt genügend Varianten“, so Weitz, „Denkverbote“ werde es keine geben. Am Ende müssten Empfehlungen an die Projektpartner Bahn, Bund, Land, Stadt und Region sowie Flughafen stehen, sagt der 51-Jährige. Kostensteigernde Varianten bedürften einer besonderen Begründung.

Verkehrsminister Hermann lehnt Mischverkehr auf den S-Bahn-Gleisen ab

Die Bahn als Bauherr will die Zahl der diskutierbaren Varianten gering halten. „Die Bahn wird neben der Antragstrasse vier oder fünf Möglichkeiten vorstellen“, sagt Wolfgang Dietrich, Sprecher des S-21-Kommunikationsbüros.

Die Trasse, die die Bahn für den Bau beantragen will, nutzt die bestehenden S-Bahn-Gleise zwischen Böblingen und Flughafen auch für Regional- und Fernzüge. Sie sollen in den heutigen S-Bahnhof am Flughafen einfahren. Es sei aber fraglich, „ob die Bahn eine Möglichkeit zeigt, die die Grundlagen von Stuttgart 21 infrage stellt“, so Dietrich.

Damit wäre die Idee von Landesverkehrsminister Winfried Hermann, der die Gäubahn an den Tiefbahnhof anschließen will, aus dem Rennen. Hermann will keinen Mischverkehr auf den S-Bahn-Gleisen. Kaum Chancen hat auch die Variante der SPD, die neue Gleise für Fernzüge entlang der A 8 will. Sie kosten rund 200 Millionen Euro.