Nicht wie erwartet verläuft der Abend für Amtsinhaber Johannes Blepp (rechts), der sich hier mit seinen Bürgermeister- und Kreistagskollegen unterhält. Foto: Cools

Zwei zufriedene Gesichter und ein schockiertes – das ist die Bilanz des Wahlabends in der Gemeinde Bösingen. Während Peter Schuster sich über die Mehrheit der Stimmen – wenn auch nicht die absolute – freuen konnte, verlief der Abend für Amtsinhaber Johannes Blepp unerfreulich.

Bösingen - Dass der amtierende Schultes es bei der Bösinger Bürgermeisterwahl am Sonntag nicht leicht haben würde – er erhielt die wenigsten Stimmen – hatte sich in den vergangenen Wochen bereits angedeutet.

Seine Konkurrenten, der 26-jährige Landwirtschaftsrat Felix Hezel (zweitbestes Ergebnis) und der 59-jährige Geschäftsführer des Jobcenters im Landkreis Freudenstadt, Peter Schuster (Wahlsieger), hatten sich nicht nur bei den Kandidatenvorstellungen in Bösingen und Herrenzimmern gut präsentiert und klar gemacht, wie ernst es ihnen mit dem Posten des Bürgermeisters ist. Parallel war nicht nur hinter vorgehaltener Hand Kritik an Amtsinhaber Johannes Blepp (41 Jahre, CDU) laut geworden.

Zweiter Wahlgang ohne Blepp?

Angesichts des Wahlergebnisses von 468 Stimmen (23,5 Prozent) sagte der sichtlich bedrückte Schultes gleich nach der Verkündung in der Herrenzimmerner Halle, er sei "schockiert". Er fühle sich sehr wohl in der Gemeinde und habe hier viel bewegt.

Blepp, der im Wahlbezirk Bösingen immerhin die zweitmeisten Stimmen erhalten hat (29 Prozent), nannte die Planung des "Norma"-Marktes und die beiden Sportheime in Bösingen und Herrenzimmern als Beispiel. Ob er nun zum zweiten Wahlgang am 6. November noch einmal antreten werde, darüber müsse er zunächst eine Nacht schlafen, sagte er.

Angesprochen auf die an ihm geübte Kritik der vergangenen Wochen, meinte der Schultes, bei kontroversen Themen, wie der Windkraft, sei eine Gegnerschaft nicht ungewöhnlich. Im Wahlkampf habe er sich "super engagiert", sei von Haus zu Haus gegangen und habe gute Rückmeldungen erhalten. Umso mehr überrasche ihn das Ergebnis.

Jüngster Kandidat erhält 31,1 Prozent

Konkurrent Felix Hezel hat 618 Stimmen (31,1 Prozent) auf sich vereinen können und war damit "absolut zufrieden", wie er mitteilte. In seinem Heimatort Bösingen erhielt er sogar die meisten Stimmen von allen Kandidaten – 43,7 Prozent.

Er sei ohne bestimmte Erwartungen in den Wahlkampf gegangen. Dass es nun im Gesamtergebnis mehr als 30 Prozent seien, darüber freue er sich sehr. Bis zum zweiten Wahlgang werde er nun noch die Vereine besuchen, teilte er mit. Dafür habe ihm im Vorfeld des ersten Wahlgangs die Zeit nicht mehr gereicht. Damit hoffe er, auch in Herrenzimmern mehr Wähler von sich überzeugen zu können. Dort hatte er nur 20,6 Prozent der Stimmen erhalten. "Jetzt heißt es einfach: Nochmal drei Wochen lang Gas geben."

Schuster lobt Wahlbeteiligung

Ein Strahlen auf dem Gesicht hatte auch Kandidat Peter Schuster, der insgesamt 898 Stimmen (45,1 Prozent) erhielt. Er hob zunächst die hervorragende Wahlbeteiligung hervor. "Das spricht absolut für die Gemeinde. Das Interesse hat man schon bei der Kandidatenvorstellung gespürt." Zudem lobte er das beispielhafte, faire Miteinander unter den Kandidaten.

Das Wahlergebnis habe er in der Tat so erwartet, sagte Schuster, der die meisten Stimmen (65,6 Prozent) aus Herrenzimmern erhielt. Es sei das Resultat vieler Gespräche und positiver Rückmeldungen. Das sei gleichzeitig Ansporn und Vertrauensvorschuss. "Ich werde meinen Weg in gleicher Weise weitergehen", sagte Schuster und meinte, er setze weiter auf persönliches Kennenlernen.

Die Themen für die Gemeinde seien klar. Am Ende liege der Unterschied in der Umsetzung. Er habe ganz klare Vorstellungen, so Schuster. Wichtig sei ihm vor allem ein gutes Miteinander mit dem Rathaus-Team und dem Gemeinderat.

Zweiter Wahlgang in drei Wochen

Das Wahlergebnis wird am Montag in der Sitzung des Gemeindewahlausschusses festgestellt, kündigte Bürgermeisterstellvertreterin Bernadette Stritt an. Bis Mittwoch könnten zudem weitere Bewerbungen für das Amt abgegeben werden. Und am 6. November heißt es dann erneut für hoffentlich mindestens genau so viele Bürger aus Bösingen und Herrenzimmern: Ran an die Urne.