Bernadette Stritt moderiert den Abend mit den Kandidaten Peter Schuster (von rechts), Felix Hezel und Johannes Blepp. Foto: Weisser

Die Bürger der Gesamtgemeinde Bösingen können sich glücklich schätzen. Bei der Bürgermeisterwahl am 16. Oktober gibt es drei "wählbare Kandidaten", wie es ein Zuhörer formulierte – in der heutigen Zeit alles andere als selbstverständlich.

Bösingen - Doch wer wird die Geschicke der Doppelgemeinde in den nächsten acht Jahren leiten? Soll es der bisherige Amtsinhaber Johannes Blepp, der auf das bisher Erreichte verwies und dabei als ersten Punkt die umgesetzten Sportheimprojekte des VfB Bösingen und SV Herrenzimmern erwähnte, wieder richten?

Oder ist es der dynamisch auftretende Lokalmatador Felix Hezel, der mit Elan, Frische und einer Portion Unbekümmertheit seine Visionen bis zum Jahr 20230 vorstellte und sich trotz jugendlichem Alter für eine solche Aufgabe gerüstet sieht?

Oder setzt sich der lebens- und berufserfahrene Peter Schuster, der gemeinsam mit den Bürgern einen Strategieplan bis 2030 entwickeln möchte und sein "reifes Alter" nicht als Hindernis betrachtet, bei der Wahl durch?

Spannung garantiert

Der Urnengang in knapp zwei Wochen verspricht Spannung. "Bösingen hat die Wahl", betonte Bernadette Stritt, die Vorsitzende des Wahlausschusses bei der Begrüßung. Sie moderierte die erste Vorstellungsrunde in der voll besetzten Bösinger Turn- und Festhalle mit ihrer Bürgermeisterstellvertreterkollegin Gudrun Müller (Herrenzimmern) und Gemeinderat Marius Rapp. Zahlreiche Jugendliche befanden sich unter den Zuhörern.

Die Wahlprogramme der drei Bewerber seien annähernd gleich, stellte Zuhörer Günter Pawel fest. "Sagen Sie mir, warum ich gerade Sie wählen soll", fragte er die Kandidaten auf dem Podium.

Warum gerade er?

Er sei derjenige, der in der Vergangenheit bewiesen habe, dass er Herausforderungen ziel- und umsetzungsorientiert anpacke, antwortete Blepp und zählte anstehende Großvorhaben wie die Zusammenlegung der Kläranlagen und der Feuerwehrhäuser als nächste Aufgaben auf.

Er stehe für weitsichtige und nachhaltige Überlegungen sowie offene Kommunikation und könne junge Leute motivieren, warb Hezel für sich. Zudem sei er aufgrund seines Alters als Einziger in der Lage, die fünf Wahlperioden des früheren Bürgermeisters Alfred Weiss zu erreichen. Diese Aussage (Hezel: "Ich meine das nicht humorvoll") sorgte in der Halle für Schmunzeln und Lachen.

Auf ihn sei Verlass, das habe er in seinem bisherigen Berufsleben immer unter Beweis gestellt, hob Schuster hervor. Er sehe Handlungsbedarf und sei gut vorbereitet. Aus den vielen Gesprächen habe er eine "To do-Liste" erstellt.

Direkte Fragerunde

Alle Kandidaten durften 15 Minuten lang sich und ihr Wahlprogramm vorstellen. Danach gab es eine direkte Fragerunde an den jeweiligen Bewerber. In dieser Zeit befanden sich die anderen Kandidaten außerhalb der Halle.

Wichtige Themen wie Kindergartenbetreuung, Energiewende, Schaffung von Wohnraum, Erschließung von Gewerbeflächen und Vereinsförderung wurden von allen angesprochen. Amtsinhaber Blepp hob die "solide Finanzsituation" der Gemeinde hervor. "Erhöhung von Steuern und Gebühren wird es mit mir nicht geben", sagte er.

Amtsinhaber räumt Mängel ein

Im Verlauf des Abends räumte Blepp mehrmals Mängel bei der Kommunikation mit Bürgern sowie mit dem Gemeinderat ein. Der Schultes ("Im Wahlkampf habe ich dazu gelernt") gelobte ausdrücklich Besserung.

Aus den öffentlichen Gemeinderatsprotokollen hatte Pawel – so trug er vor – Probleme in der Zusammenarbeit des Schultes mit dem Gremium herausgelesen. Gemeinsam habe man viel erreicht, antwortete der Bürgermeister und kündigte an, in den nächsten acht Jahren verstärkt die Nähe zum Gemeinderat suchen zu wollen.

Aktive Mitgestaltung aller Bürger an Entscheidungsprozessen stellte Hezel im Falle seiner Wahl in Aussicht. Eine enge und frühzeitige Einbindung schaffe bei der Bürgerschaft Vertrauen. Die Attraktivität des ländlichen Raums müsse verbessert werden, forderte er. In seinen Visionen bis 2030 maß der 26-Jährige den Themenfeldern Nachhaltigkeit, Klimawandelanpassung und Naherholung große Bedeutung bei.

Gefahr der Vetternwirtschaft?

Wie dieser mit dem Umstand umgehen wolle, dass ihn viele Bürger in Bösingen kennen würden, wollte ein Zuhörer wissen. "Es gibt keine Vetterleswirtschaft", jeder – ob die Anrede "Sie" oder "Du" sei – werde gleich behandelt, machte der Kandidat aus dem eigenen Ort klar.

Bewerber Schuster setzt auf eine kontinuierliche Kommunikation mit den Bürgern ("Bürgerbeteiligung endet nicht mit der Wahl des Bürgermeisters") und auf absolute Transparenz. Er sei ein Teamplayer, das habe er in seiner langen Berufslaufbahn stets bewiesen. Schuster plädierte für ein langfristiges Gemeindeentwicklungskonzept, einer Leitlinie für die Kommunalpolitik der kommenden zehn Jahre. Er sei nicht ein Kandidat für nur zwei Jahre, wie schon behauptet worden sei, stellte der Geschäftsführer des Jobcenters Landkreis Freudenstadt klar. Einen Strategieplan könne man auch ohne ihn weiterführen, konterte der dreifache Familienvater den Einwand, er stehe ja gar keine zehn Jahre, sondern nur eine Wahlperiode zur Verfügung.

Dorfkerne vereinsamen

Wie die Bewerber der Vereinsamung der Dorfkerne entgegenwirken wollten, hakte Helmut Müller ("Die Ortskerne vergammeln") nach. Hezel nannte mehrere Fördermöglichkeiten. In Gesprächen mit den Eigentümern der alten Gebäude sieht Schuster den ersten notwendigen Schritt. Bürgermeister Blepp lenkte den Blick auf das Landessanierungsprogramm im Ortsteil Herrenzimmern und sprach von einem "Erfolgsmodell". Eventuell lasse sich das auch auf Bösingen übertragen.

Wie verlässlich sind die Kandidaten?

Aussagen des Bürgermeisters zur Norma-Ansiedlung (Höhe Verfüllung, Kosten Straßenerweiterung), die sich im Nachhinein als unzutreffend erwiesen hätten, waren für Markus Fischinger Anlass, den Kandidaten in puncto Verlässlichkeit auf den Zahn zu fühlen.

Für ihn sei eine gute Abstimmung mit dem Gemeinderat wichtig, die Fakten müssten auf dem Tisch liegen und Begründungen offen und zeitnah kommuniziert werden, erklärte Schuster. Hezel meinte: "Verlässlichkeit schafft man, in dem man verlässlich ist".

Weitere Fragen wurden zu den Themen Rückgang der Gastronomie, Einrichtung von Tempo 30 Zonen und Maßnahmen im Zusammenhang mit der Energiewende gestellt. Mit einem Appell an die Besucher, am 16. Oktober zur Wahl zu gehen, schloss Stritt die Veranstaltung.