Das Schiltacher Unternehmen BBS Automotive hat erneut Insolvenz angemeldet. Foto: Wegner

Die BBS automotive GmbH hat die vorläufige Insolvenz angemeldet. Das besagt der Eintrag von 9 Uhr auf einem einschlägigen Insolvenz-Internetportal.

Unter dem Aktenzeichen 8 IN 159/23 hat die BBS automotive GmbH in Schiltach, vertreten durch die Geschäftsführer Jürgen Klingelmeyer und Klaus Wohlfarth, den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Rottweil den Rechtsanwalt Martin Mucha aus Stuttgart bestellt. Mucha ist Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht und Partner bei „Gruber Brugger Partnerschaft von Rechtsanwälten mbB“ in Stuttgart.

Insider des Unternehmens sehen zwei Gründe für die Insolvenz: Zum einen die zur Zeit hohen Energiepreise, die ein energieintensives Unternehmen wie die BBS automotive besonders treffen. Zum andern sei es bislang noch nicht gelungen, die Produkte der BBS automotive wie geplant über den Aftermarket in ausreichendem Volumen zu vertreiben.

Strategie ging nicht auf

Geschäftsführer Wohlfarth hatte nach der Übernahme das Geschäft mit den Automobilherstellern (OEMs) wegen deren Preisdrucks heruntergefahren und stattdessen das Aftermarket-Geschäft forciert, den Verkauf über den Fachhandel oder über das Internet direkt an den Endkunden. „Das ist angelaufen, aber noch nicht voll eingeschlagen“, meint ein Insider.

Nach der dritten Insolvenz und dem Neustart als BBS automotive GmbH arbeiteten noch circa 260 Beschäftigte am Standort Schiltach. Der nach der dritten Insolvenz mit der IG Metall abgeschlossene Sanierungstarifvertrag hatte nach dem damaligen Neuanfang weitere betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.

Jetzt tickt die Uhr: Rechtsanwalt Mucha hat als vorläufiger Insolvenzverwalter drei Monate Zeit für eine neues Konzept und die Suche nach einem Käufer. In dieser Zeit zahlt die Agentur für Arbeit den Lohn der Beschäftigten.

Die Geschäftsführer Jürgen Klingelmeyer und Klaus Wohlfarth hatten große Pläne: Sie wollten weg von dem engen Firmengebäude des früheren Eigentümers in Hinterlehengericht und in Aichhalden in einem neu zu gründenden interkommunalen Gewerbegebiet der Kommunen Aichhalden und Schiltach ein neues Werk bauen.

Mitgefühl für Beschäftigte

Deshalb ist die Insolvenz nicht nur für die betroffenen Mitarbeiter ein Schock, sondern auch für Aichhaldens Bürgermeister Michael Lehrer, den der Anruf unserer Redaktion kalt erwischte: „Das sind schlechte Nachrichten“, sagte er. Für ihn komme diese Nachricht völlig unerwartet und sei schade für das gemeinsame Projekt des interkommunalen Gewerbegebiet.

Die Gemeinde hätte Lehrer zufolge nämlich gerne eine bauliche Perspektive geboten. Weitaus dramatischer sei die Lage aber für die Mitarbeiter, die zum wiederholten Male vor einer ungewissen Zukunft stehen.

Ebenfalls für getrübte Stimmung sorgt die BBS-Insolvenz beim Schiltacher Bürgermeister Thomas Haas. Die Insolvenz von BBS Automotive sei bedauerlich. Außerdem: „Mein besonderes Mitgefühl haben die Beschäftigten, da sie über viele Jahre hinweg ein ständiges Auf und Ab erleben.“, schilderte er.

Haas bedauerte ebenfalls die Auswirkungen, welche die Insolvenz auf das geplante interkommunale Gewerbegebiet haben könnte. Er hoffe für alle Beteiligten, dass der Betrieb der BBS automotive dauerhaft weitergeführt werde.