Großdemonstration vom Mai in Freudenstadt: Alexander Kebeck bekundet zwar Sympathien mit den Corona-Gegnern, scheut aber den direkten Schulterschluss. (Archivbild) Foto: Schwarz

Nun wirft auch Alexander Kebeck seinen Hut in den Ring: Der Loßburger will für das Amt des Freudenstädter Oberbürgermeisters kandidieren. Kebeck ist kein unbekannter: Vor rund drei Jahren sorgte er als Marktleiter der Edeka-Filiale in Loßburg für Schlagzeilen, weil er seine Mitarbeiter von der Maskenpflicht befreit hatte.

Wird ein Mann mit kontroversen Ansichten zum Thema Corona der nächste Oberbürgermeister von Freudenstadt? Noch ist das völlig offen. Denn bis zur Wahl im April 2024 kann noch viel passieren. Fest steht aber schon jetzt: Der Wahlkampf wird spannend.

Denn nun hat auch Alexander Kebeck seine Kandidatur angekündigt. Kebeck dürfte einigen Bürgern bekannt sein. Denn im Jahr 2020 sorgte er für einige negative Schlagzeilen. Damals hatte er als Marktleiter des Loßburger Edeka seine Mitarbeiter von der Maskenpflicht befreit – mitten in der Corona-Pandemie. Es folgte eine Auseinandersetzung mit Landrat Klaus Michael Rückert, der als Kunde bemerkt hatte, dass die Angestellten des Edeka keine Masken trugen. Rückert bezeichnete das damals als „Rechtsverstoß“.

Alexander Kebeck (Archivbild) Foto: Sannert

Später wurde Kebeck von seinem Arbeitgeber ohne Bezahlung freigestellt. Dagegen klagte er vor dem Arbeitsgericht in Pforzheim, verlor aber den Rechtsstreit im Januar 2022. Mittlerweile ist Kebeck laut eigenen Angaben selbstständig und arbeitet als Berater.

Doch auch im Bereich der Kommunalpolitik ist Kebeck kein Unbekannter. Denn Ende 2020 trat er bereits bei der Bürgermeisterwahl in Loßburg an. Am Ende setzte sich zwar Amtsinhaber Christoph Enderle durch. Kebeck konnte aber mit rund 33 Prozent der Stimmen einen Achtungserfolg verbuchen.

Von Parteien hält er nicht viel

Gegen einen Amtsinhaber wird er nun bei der Wahl in Freudenstadt nicht antreten müssen. Denn Oberbürgermeister Julian Osswald hat bereits angekündigt, bei der anstehenden Wahl nicht erneut zu kandidieren. Doch auf welche Unterstützerbasis kann Kebeck bei seiner Kampagne bauen? Eine Zusammenarbeit mit den etablierten Parteien erscheint zumindest unwahrscheinlich. Schon allein deshalb, weil Kebeck nach eigenen Bekunden nicht viel von Parteien hält, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt.

Doch neben den im Gemeinderat vertreten Parteien gibt es auch noch eine andere wichtige politische Kraft in Freudenstadt: Die Bewegung der Corona-Gegner. Nach wie vor ziehen diese jeden Montag lautstark durch die Stadt – wobei die Teilnehmerzahlen immer wieder schwanken. Mittlerweile richtet sich die Bewegung auch verstärkt gegen die Ukraine-Politik der Bundesregierung. Erst kürzlich gelang es den Aktivisten sogar, eine Großdemonstration auf die Beine zu stellen.

„Ein Stückweit eine Revolution“

Doch auch zu den Montags-Demonstranten wahrt Kebeck eine vorsichtige Distanz. Denn neben Parteien stehe er auch Bewegungen wie dieser kritisch gegenüber. Gleichzeitig hege er aber auch gewisse Sympathien. „Ich kann mich mit der ein oder anderen Position identifizieren“, meint Kebeck. „Das sind Menschen, die verstanden haben, dass sich die Welt nicht zum positiven entwickelt.“ Gleichzeitig stellt Kebeck klar: „Ich bin kein Querdenker oder Corona-Leugner.“

Allerdings erinnert einiges, von dem, was Kebeck sagt, an die Parolen der Montags-Demonstranten. So hält er sowohl die Impfungen als auch die Maskenpflicht für nicht wissenschaftlich fundiert. Und wenn er seine Beweggründe für die Kandidatur erläutert, kling es durchaus etwas nach Umsturz: „Das ist ein Stückweit eine Revolution, ein Kampf gegen den Schwachsinn der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik.“

Gleichzeitig erinnert manches, was Kebeck sagt, an die typischen Phrasen aus einem kommunalpolitischen Wahlkampf: „Ich will etwas positiv für die Bevölkerung verändern“, sagt Kebeck. Es brauche eine Politik, die gerechter sei und mehr für die Bevölkerung tue.

Welche Chancen Kebeck bei der Wahl hat, ist noch völlig offen. Denn da die Wahl erst im April des nächsten Jahres stattfindet, wird erwartet, dass sich mit Näherrücken des Wahltermins noch weitere Kandidaten melden werden. Kebeck ist allerdings schon der zweite Kandidat, der sich ungewöhnlich früh aus der Deckung wagt. Bereits im Mai hatte Stadtrat Axel Reich seine Kandidatur angekündigt.