Viel Wind um Edeka Loßburg. Marktleiter Alexander Kebeck möchte eine Aufhebung der Maskenpflicht durchsetzen. Foto: Fuchs

Marktleiter befreit seine Mitarbeiter von Maskenpflicht. Klaus Michael Rückert nennt dies "Rechtsverstoß".

Loßburg - Mit der Befreiung seiner Mitarbeiter von der Schutzmasken-Pflicht hat der Leiter des Edeka-Markts in Loßburg, Alexander Kebeck, einen groben Rechtsverstoß begangen. So stuft das Landratsamt den Fall ein.

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Das geht aus einer Stellungnahme von Landrat Klaus Michael Rückert auf Anfrage unserer Zeitung hervor. Darin legt er dar, wie er den Vorfall vom Samstag, 9. Mai, erlebt habe. Er sei zusammen mit seiner Frau im Edeka-Markt in Loßburg beim Einkauf gewesen. Dabei sei ihm aufgefallen, dass alle Kunden im Geschäft Mund-Nasen-Schutz getragen hätten, aber keiner der Mitarbeiter. Er habe das "zu Zwecken der Beweissicherung" mit dem Handy fotografiert und "Kontakt zur anwesenden stellvertretenden Marktleiterin" aufgenommen.

Laut deren Aussage habe der Marktleiter entschieden, dass die gesetzliche Maskenpflicht für die Mitarbeiter des Edeka Loßburg nicht gelte und er das "auf seine Kappe" nehme. Daraufhin habe die stellvertretende Marktleiterin den Chef angerufen und das Telefon dann an den Landrat weitergegeben.

Marktleiter habe Rechtsverstoß eingeräumt

"Landrat Rückert wies Herrn Kebeck darauf hin, dass eine Maskenpflicht für Mitarbeitende, ebenso wie für die Kundinnen und Kunden, bestehe. Der Marktleiter erläuterte ihm, dass er nicht gewillt sei, dies in seinem Markt umzusetzen", heißt es in der Stellungnahme des Landrats weiter. Damit habe Kebeck den Rechtsverstoß eingeräumt, weshalb der Landrat die Beweisfotos "umgehend wieder gelöscht" habe.

Im Laufe dieses Gesprächs mit Kebeck habe der Landrat nach eigener Beschreibung "durchaus deutliche Worte" an den Marktleiter gerichtet, dabei aber "weder getobt noch geschrien", wie es Kebeck dargelegt hatte. Er habe den Marktleiter stattdessen "mehrfach aufgefordert, zügig dafür Sorge zu tragen", dass alle Mitarbeiter der rechtlichen Maskenpflicht nachkommen sollten, die nicht durch ärztliches Attest davon ausgenommen seien. Dies diene dem Schutz der Kollegen und der Kunden. "Bis zum Ende des Telefonats zeigte sich der Marktleiter uneinsichtig", so Rückert.

Durchaus deutliche Worte

Damit deckt sich die Aussage Rückerts zumindest in der Sache mit der Darstellung von Alexander Kebeck. Wie berichtet, hatte er selbst erklärt, seine 28 Mitarbeiter von der Maskenpflicht entbunden zu haben, und es seiner Belegschaft freigestellt, Mund-Nasen-Schutz zu tragen – oder auch nicht. Er begründete dies mit Sorge um die Gesundheit seiner Beschäftigten. Für Mitarbeiter im Einzelhandel, die "den ganzen tag körperlich arbeiten", sei die das Tragen der Maske "unzumutbar". Er habe aus "Fürsorgepflicht" seinen Angestellten gegenüber gehandelt.

Darüber hinaus verwies Alexander Kebeck darauf, dass die übrigen Hygiene- und Schutzvorkehrungen im Markt durchaus umgesetzt würden, etwa durch Spender mit Desinfektionsmitteln, Abstandsmarkierungen am Boden, Hinweisschilder zu Verhaltensregeln und Plexiglas-Spuckschutzscheiben an den Kassen.

"Zwei Dinge verquickt"

Öffentlich entzündet hatte sich der Fall, weil Kebeck als Folge des Disputs den Lieferservice vorsorglich eingestellt hatte. Vor allem Senioren hatten das Angebot genutzt, sich die Einkäufe nach Hause bringen zu lassen. Er stehe "nun sicherlich unter Beobachtung" und wolle das Risiko nicht eingehen, bei einer Auslieferung für eine Unterbrechung der Kühlkette verantwortlich gemacht zu werden.

Rückert erklärt, dass die Aspekte Maskenpflicht und Lieferservice nichts miteinander zu tun hätten. "Dass in Loßburg wie in den meisten anderen Orten im Landkreis ehrenamtliche Organisationen zusammen mit Einzelhändlern die Versorgung von insbesondere älteren Menschen mit Lebensmitteln übernommen haben, ist vorbildliches, bürgerschaftliches Engagement. Dies war kein Thema beim Gespräch zwischen Herrn Kebeck und dem Landrat", heißt es in der Stellungnahme.

Dass dieser Service von Kebeck "nun unter Hinweis auf das Gespräch" mit dem Landrat eingestellt wurde, bezeichnet Rückert als "völlig unangemessen". Hier würden "Dinge miteinander verquickt", die nichts miteinander zu tun hätten.