Zwei, die sich kennen und mögen: Matthias Ginter (links) und Trainer Christian Streich. Abwehrspieler Ginter konnte in der Hinrunde mit starken Leistungen überzeugen. Foto: Eibner/Hubbs

Der SC Freiburg ist nicht gerade für Schnellschüsse bekannt. Auch bei Transfers hält sich der Klub aus dem Breisgau gerne mal zurück. Im vergangenen Sommer war der Sportklub jedoch reichlich aktiv: Zeit für ein Zwischenzeugnis.

Mit einem ordentlichen "Doppel-Wumms" lässt sich die vergangene Sommer-Transferphase der Freiburger beschreiben und auch in diesem Winter geht es bereits nahtlos weiter. Laut transfermarkt.de haben schon insgesamt neun Spieler den SC verlassen, dafür sind aber auch acht Akteure neu in den Breisgau gewechselt. Für die Neuzugänge hat Freiburg knapp 16 Millionen Euro ausgegeben, für die Abgänge wiederrum knapp 21 Millionen erhalten. Der Sportklub steht also mit einem Transferplus da. Angesichts der dazugewonnen Qualität spricht das für die gute Arbeit im Breisgau.

Auch sportlich scheint das wilde Transfertreiben zu fruchten. Nach der Hinrunde grüßen die Freiburger vom zweiten Tabellenplatz - mit Blick auf die Möglichkeiten grenzt das schon fast an ein Wunder. Im Folgenden geben wir einen Überblick über die wichtigsten Zugänge und Abgänge. 

Ritsu Doan

Der 24-jährige ist im Sommer vom niederländischen Top-Team PSV Eindhoven zum Sportklub gewechselt, nachdem er in der Vorsaison als Leihspieler beim Absteiger Arminia Bielefeld für Furore gesorgt hatte. Für 8,5 Millionen Euro konnten sich die Freiburger die Dienste des japanischen Nationalspielers sichern - angesichts des aktuellen Marktwerts von 15 Millionen im Nachhinein ein echtes Schnäppchen. Der 1,72 Meter große Rechtsaußen ist im Breisgau schnell zur Stammkraft mutiert. In allen 15 Bundesligapartien stand der quirlige Dribbler auf dem Platz. Dabei konnte Doan zwei Tore und drei Vorlagen beisteuern. Auch in den Pokalwettbewerben war der Japaner bereits erfolgreich. In den Teamstatistiken belegt Doan mit Blick auf die Bundesliga Platz drei. 

Dem 34-maligen Nationalspieler kommen vor allem seine Dribbling-Fähigkeiten sowie seine Geschwindikeit zugute. Doch auch im Passspiel und im Abschluss ist der 24-Jährige durchaus zu gebrauchen. Die einzige Schwäche ist vermutlich das Kopfballspiel. Bei der Körpergröße ist das aber auch keine große Überraschung. Fazit: Ritsu Doan ist im Offensivbereich eine Allzweckwaffe. Note: 2 

Daniel-Kofi Kyereh

Der 18-malige ghanaische Nationalspieler kam vor der Saison für 4,5 Millionen Euro vom Zweitligisten FC St. Pauli. Dort konnte der 26-jährige Offensivspieler besonders mit seinen starken Dribblings überzeugen und galt bisweilen sogar als bester Spieler der zweiten Liga. Nicht ohne Grund hatte der Hamburger Kiez-Klub lange um den Aufstieg in die erste Liga mitgespielt. Am Ende ging den Hamburgern jedoch die Puste aus. Mit seinem Wechsel in den Breisgau sollte sich Kyereh dann aber den Traum von der Bundesliga erfüllen. 

Für St. Pauli hat der 26-Jährige in der vergangenen Saison in 29 Zweitligaspielen zwölf Tore und zehn Vorlagen gesammelt. Zahlen, an die der Nationalspieler in der ersten Liga natürlich nicht so einfach herankommt. Aufgrund von Verletzungen und Krankheiten kommt Kyereh bisher lediglich auf neun Liga-Einsätze, in denen er zwei Tore erzielen konnte. In der Europa League stehen zudem zwei weitere Scorer zu Buche. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass der Ghanaer kein unangefochtener Stammspieler unter Trainer Christian Streich ist. Fazit: Nach etwas Eingewöhnungszeit ist der begnadete Techniker immer besser hereingekommen. Bleibt er fit, kann er in der Rückrunde eine wichtige Stütze sein. Note: 3

Ermedin Demirovic vs. Michael Gregoritsch

Mit dem Tauschdeal der beiden Offensivspieler haben die Freiburger gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Der unzufriedene Demirovic brach im Breisgau seine Zelte ab und wechselte zum FC Augsburg - von den Fuggerstädtern kam dafür der Österreicher Gregoritsch, der in der Hinrunde voll eingeschlagen hat. Der 28-jährige Linksfuß ist mit sechs Toren und drei Vorlagen in 15 Bundesligaspielen zweitbester Scorer des Sportklubs - einzig Vinzenco Grifo ist vor dem gegnerischen Kasten noch gefährlicher. Hinzu kommen für den Österreicher sogar noch vier Tore in den Pokalwettbewerben. 

Der 1,93 Meter große Stürmer ist genau die Verstärkung, die der SC gesucht hat. Ein abschlussstarker Zielspieler, der im Breisgau für die nötige Durchschlagskraft sorgt. Genau diese Attribute sind Demirovic in der vergangenen Saison abgegangen. Der 24-Jährige ist 2020 vom spanischen Erstligisten Deportivo Alavés zum Sportklub gestoßen.

Nach einem verheißungsvollen Start mit 15 Scorern in 30 Spielen in der ersten Saison konnte der bosnische Nationalspieler sein Niveau nicht halten. In der abgelaufenen Spielzeit kam der variabel einsetzbare Offensivspieler nur noch auf zwei Tore und drei Vorlagen. Aus diesem Grund verlor er auch seinen Stammplatz - der Unmut des 24-Jährigen wuchs. Unter seinem neuen Arbeitgeber Augsburg hat Demirovic nun wieder zu alter Stärke gefunden. In 15 Ligaspielen kommt er auf 8 Scorerpunkte.

Fazit: Für beide Vereine ist es eine echte Win-Win-Situation, denn sowohl Augsburg als auch Freiburg haben ein Upgrade erhalten. Note: 1

Merlin Röhl

2,9 Millionen Euro für einen damals 19-Jährigen, der in der Hinrunde nicht eine Minute für die Profis in der Bundesliga aufgelaufen ist. Der mittlerweile 20-jährige Merlin Röhl ist im Sommer vom Drittligisten FC Ingolstadt zum Sportklub gewechselt. Die Wenigsten dürften den U-Nationalspieler auf dem Zettel gehabt haben und dennoch hat der SC für den MIttelfeldspieler tief in die Tasche gegriffen. Bisher konnte Röhl die Erwartungen nicht wirklich erfüllen. 

Weder in der Europa League noch in der Bundesliga kam der gebürtige Berliner bisher zum Einsatz. Lediglich in der ersten DFB-Pokalrunde durfte der 20-Jährige über die volle Distanz als rechter Mittelfeldspieler sein Können beweisen. Bevorzugt agiert Röhl jedoch lieber auf der zentralen Position. Mit seiner Körpergröße von 1,92 Metern sowie seinem nicht zu unterschätzenden Tempo bringt er dabei sowohl für die offensivere als auch die defensive Rolle alles mit. In der Zweitvertretung der Freiburger kam der U-Nationalspieler in elf Spielen zum Einsatz. Dabei konnte er vier Scorerpunkte sammeln. 

Fazit: Merlin Röhl ist ein Versprechen in die Zukunft. Die gezahlte Ablösesumme erhöht jedoch den Druck auf seine Rückrunde. Note: 5

Matthias Ginter

Es war die Rückholaktion des Sommers. Nach acht Jahren kehrte der gebürtige Freibuger Ginter zu seinen Wurzeln zurück und hält seitdem wieder die Abwehr der Breisgauer zusammen - 17 Gegentore bedeuten Platz zwei der Liga. Dabei stand der 28-jährige Verteidiger in allen 15 Bundesligaspielen über die volle Distanz auf dem Rasen. Auch in den Pokalwettbewerben war der Nationalspieler nicht aus der Startelf wegzudenken. Am Ende der Halbserie stehen für Ginter wettbewerbsübergreifend in 23 Spielen sieben Scorerpunkte auf der Habenseite. Für einen Innenverteidiger sind das herausragende Zahlen. 

Ginter, der in der Jugend der Freiburger groß geworden ist, zeichnet vor allem sein gutes Aufbauspiel aus. Auch pyhsisch hat der 28-Jährige mit seiner Körpergröße von 1,91 einige Qualitäten. Damit ist der gebürtige Freiburger bei Standards eine echte Waffe. Herauszuheben sind aber vor allem die Transfermodalitäten, denn: Freiburg musste für Ginter keine Ablöse auf den Tisch legen. Aufgrund seine auslaufenden Vertrags wechselte er ablösefrei vom Niederrhein in den Breisgau. 2014 hatte der Sportklub noch zehn Millionen Euro von Borussia Dortmund für Ginter erhalten - acht Jahre später gab es den fertigen Spieler zum Nulltarif. 

Fazit: Freiburg hat mit der Rückholaktion vom Matthias Ginter einen Transfercoup gelandet: Note 1

Janik Haberer

Nachdem Haberer viele Jahre zum Stammpersonal unter Trainer Streich gehört hatte, kam der heute 28-Jährige in den abgelaufenen Spielzeiten immer seltener zum Einsatz. Dabei musste der Mittelfeldspieler immer öfter mit der Rolle des Einwechselsspielers Vorlieb nehmen. Im Sommer ging es für Haberer dann ablösefrei zu Union Berlin. Dort setzt Trainer Urs Fischer auf den 28-Jährigen. Fazit: Haberer besitzt durchaus Potenzial. Im Breisgau war er aber nicht mehr erste Wahl. Note: 3

Nico Schlotterbeck

Für 20 Millionen Euro ging es für den gebürtigen Waiblinger zu Borussia Dortmund. Was zunächst nach einem Genickbruch für die Freiburger ausgesehen hat, konnte der Sportklub durch den ablösefreien Transfer von Matthias Ginter schnell kompensieren. Dabei hat sich vor allem das Finanzielle gelohnt: MIt den Einnahmen konnte Freiburg seine starke Transferphase verwirklichen. Für den 23-Jährigen verläuft die Hinrunde hingegen ernüchternd. Schlotterbeck ist in Dortmund zwar gesetzt, doch der Innenverteidiger konnte sportlich nicht immer überzeugen. Fazit: Der Sportklub hat mit dem Vekauf alles richtig gemacht. Note: 2

Kevin Schade und Keven Schlotterbeck

Nach seinem Bruder Nico hat auch Keven seine Zelte vorerst im Breisgau abgerissen. Bis zum Sommer läuft er leihweise für den VfL Bochum auf. Für den schnellen Schade ging es derweil zum englischen Premier-League-Klub FC Brentford. Freiburg erhält zunächst eine Leihgebühr von eine Millionen Euro. Im kommenden Sommer greift dann eine Kaufverpflichtung in Höhe von 25 Millionen Euro, falls der 21-Jährige auf eine gewisse Anzahl von Einsätzen kommt. Damit würde Schade zum teuersten Verkauf der Klubgeschichte. Fazit: Da beide Spieler erst in diesem Winter gewechselt sind, bleiben die Transfers ohne Wertung