Pfarrerin Silke Bauer-Gerold erinnerte an die Kindersegnung – vor dem Taufbecken und der Taufkerze ihres Sohnes. Foto: Karina Eyrich

Spannender als erwartet war ein Thema, das die evangelische Pfarrerin Silke Bauer-Gerold und der katholische Pfarrer Hans-Joachim Fogl beim Talk in der Ochsenscheuer präsentiert haben.

„Generation Z“ war ausgegeben als Thema für die ökumenische „Woche für das Leben“ – dafür Gesprächspartner zu finden, habe sich jedoch als schwierig erwiesen, erklärte Pfarrer Hans-Joachim Fogl, und so rollten er und seine Kollegin Silke Bauer-Gerold einem Jahresthema der Evangelischen Kirche Deutschland den roten Teppich aus: der Taufe, die Jesus seinen Jüngern – Cornelia Frick verlas die Bibelstelle – aufgetragen hat.

Beim Vorstellen der Initiationsriten ihrer Kirchen wiesen Fogl und Bauer-Gerold auf so manches hin, was wohl den wenigsten Zuhörern bewusst war. Beispiele: Die Erwachsenentaufe sei vor der Kindstaufe da gewesen, so Fogl. In Singapur, wo er 16 Jahre lang gewirkt hatte, hätten sich zwischen 700 und 1000 Erwachsene in der Osternacht taufen lassen, seien in ein Taufbecken gestiegen und anschließend in weißer Tunika mit Kerzen in die Kirche eingezogen.

Früher ging alles in einem Aufwasch

Taufe, Kommunion und Firmung – das sei ursprünglich eine Feier gewesen, und der „Weiße Sonntag“ jener Tag, an dem das weiße Taufkleid abgelegt wurde. In alten Kirchen sei am Taufbecken im hinteren Teil der Kirche oder gar vor der Kirchentür in einer Taufkapelle getauft worden.

Pfarrer Hans-Joachim Fogl hatte ein weißes Taufkleid mitgebracht. Foto: Eyrich

Sogar Exorzismus sei Teil der Taufe: in Form eines Gebets zum Schutz des Kindes vor allem Bösen. Die Salbung mit Katechumenenöl – reinem Olivenöl – werde heutzutage durch Handauflegen ersetzt, und dann mit Chrisam, das mit wertvollem Balsam versetzt ist gesalbt – es werde auch bei der Firmung und der Priesterweihe benutzt.

Während Not-Taufen alle Menschen vornehmen dürften, werde derzeit auch für geplante Taufen die Beauftragung von Laien diskutiert, sagte Fogl. Kürzer als die rund 45-minütige katholische Taufe sei die evangelische, so Bauer-Gerold: genau zwölf Minuten lang, als Teil des Gemeindegottesdienstes. Bemerkenswert: Paten müssten nicht evangelisch, nur Mitglied einer Kirche sein, und inzwischen taufe sie nicht nur Säuglinge und Kleinkinder, sondern immer öfter auch Konfi-3-Kinder und Erwachsene.

Die Mama musste das selbst machen

„Taufen kommt von Tauchen“, erklärte die Pfarrerin, die ein Taufbecken mitgebracht und ihren Sohn Ludwig selbst getauft hatte, weil keiner ihrer Kollegen in Reichweite war. Ihre Tauftage feierten Ludwig und seine Schwester Pauline – wie in der evangelischen Kirche üblich – größer als ihre Geburtstage, anders als Katholiken, die eher ihren Namenstag feierten. Im Gegensatz zu jenen hätten Protestanten auch einen Taufspruch, den Eltern und Paten aussuchten – eine Art Lebensmotto.

Noch etwas ist anders: Protestanten nähmen die Gemeinde mit in die Verantwortung für die christliche Erziehung eines Kindes.

Eine Taufkerze – die ihres Sohnes hatte sie mitgebracht – habe sie selbst noch nicht gehabt, so Bauer-Gerold: Die gebe es erst seit rund 40 Jahren.

Einmal getauft – das gilt auch im Fall eines Wechsels

Wie hoch ist der Prozentsatz von Täuflingen jenseits des Säuglings- und Kleinkindalters, die Bauer-Gerold und Fogl taufen? „Rund 20 bis 30 Prozent“, erklärte die Pfarrerin. Ihr Kollege hat aktuell drei Firmlinge im Unterricht, die noch nicht getauft sind, was vor der Firmung nachgeholt werde.

Konvertiere allerdings ein Getaufter von einer zur anderen Konfession, müsse er nicht mehr getauft werden, erklärten die Geistlichen. Einmal getauft und Gottes Schutz empfohlen – das gelte fürs ganze Leben.