Den Taufstein schmücken noch die Blumen: Silke Bauer-Gerold ist am Sonntag als Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Onstmettingen eingesetzt worden. Foto: Eyrich

Evangelische Kirche: Silke Bauer-Gerold will als Pfarrerin in Onstmettingen "folgenreich" tätig sein

Auf Silke Bauer-Gerold dürften sich die Onstmettinger besonders freuen, hatten die Vertreter ihrer bisherigen Gemeinde bei der Investitur der evangelischen Pfarrerin angekündigt.

Auf Silke Bauer-Gerold dürften sich die Onstmettinger besonders freuen, hatten die Vertreter ihrer bisherigen Gemeinde bei der Investitur der evangelischen Pfarrerin angekündigt.

Auf Silke Bauer-Gerold dürften sich die Onstmettinger besonders freuen, hatten die Vertreter ihrer bisherigen Gemeinde bei der Investitur der evangelischen Pfarrerin angekündigt.

Albstadt-Onstmettingen. Die Kisten sind ausgepackt, das Telefon funktioniert auch endlich und der Investitur-Marathon ist vorbei: Seit Sonntag ist Silke Bauer-Gerold Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Onstmettingen, ihr Mann Thomas Gerold Pfarrer in Bitz. "Wir hatten beim Oberkirchenrat nach zwei vakanten Pfarrstellen in Nachbargemeinden gefragt", berichtet die 40-Jährige, die sich bisher 150 Prozent Arbeitszeit mit ihrem Mann geteilt hat: "Jeden zweiten Sonntag standen wir dann auf der Kanzel des anderen", sagt sie und lacht. "Mein Mann hatte seinen Schwerpunkt in Geisingen, ich meinen in Immendingen", unweit von Tuttlingen.

Verbindungen oder gar Kooperationen zwischen Onstmettingen und Bitz gibt es bisher noch nicht, die Kirchengemeinderäte seien allerdings offen dafür, hat Silke Bauer-Gerold schon herausgehört. Wie hat das Paar entschieden, wer wo tätig ist? Die Strukturen und Elemente der jeweiligen Gemeinden seien der Grund, erklärt Silke Bauer-Gerold und fügt schmunzelnd hinzu: "Bisher war ich die Fahrschülerin – jetzt pendelt er." Zumal das Pfarrhaus in Bitz renovierungsbedürftig sei, das Onstmettinger nicht.

Das Pfarrbüro im Haus zu haben, ist neu für die Pfarrerin, die zunächst einmal keinen Schulunterricht geben wird, bis die zehnjährige Pauline und der sechsjährige Ludwig sich eingewöhnt haben, und sich darauf freut, mit ihnen zu Mittag essen zu können. Ihr Sohn kommt demnächst in die erste Klasse der Schillerschule, ihre Tochter ins Gymnasium Ebingen: "G 9", darauf haben die Eltern Wert gelegt und sich unter anderem der guten Bildungschancen wegen für Albstadt entschieden. "Nach neun Jahren Gymnasium hat man einfach mehr Reife", betont die Mutter, die es schon immer gut mit Kindern konnte, seit sie im Westen ihrer Heimatstadt Ulm sieben Jahre lang die Kinderkirche geleitet hat.

Ihr Großvater war Vorsitzender des Kirchengemeinderates und Silke Bauer-Gerold früh ins lebendige Gemeindeleben integriert – ebenso wie ihre Kinder heute: "Pauline unterstützt mich mit ihrer Trompete und der Blockflöte, übernimmt auch mal eine Lesung im Gottesdienst", und in Krippenspielen seien beide aktiv.

Von klein auf hat Silke Bauer-Gerold ihre Kinder auch mit zur Arbeit genommen: "Sie sind sehr natürlich da reingewachsen, kennen die ganze Bandbreite des Lebens", sogar von Besuchen im Krankenhaus. Als aus organisatorischen Gründen einmal kein Kindergottesdienst an Karfreitag möglich war, habe der damals dreijährige Ludwig sich beim Kirchengemeinderat beschwert: "Erwachsenengottesdienst ja, Kindergottesdienst nein – Freitag unfair!"

Ökumene live in Edinburgh

Außergewöhnliche Erfahrungen hat die Ulmerin bei zwei Auslandssemestern im schottischen Edinburgh, an der Partneruniversität ihrer Tübinger Alma Mater, gesammelt, wo Protestanten und Katholiken gemeinsam studieren und sich erst nach dem ersten Abschluss auf eine Konfession spezialisieren. Ihr ausgeprägtes ökumenisches Verständnis lebt Silke Bauer-Gerold auch privat, ist mit einem gebürtigen Katholiken aus München, ihrem dritten Studienort, verheiratet, der erst nach seiner Promotion konvertierte und mehr der Systematiker, "philosophisch besser aufgestellt", sei, während Silke Bauer-Gerold Sprachen liebt, neben Hebräisch, Altgriechisch und Latein sehr gut Englisch und Spanisch spricht – an ihrem Französisch will sie wieder mehr feilen – und auch deshalb der Exegese zuneigt.

Die Verkündigung des Wortes Gottes ist für die unkomplizierte Pfarrerin eine Herzensangelegenheit: "Gottes Liebe ist bedingungslos – aber äußerst folgenreich", ist ihre Botschaft. Wie bei Zachäus, dem Zöllner, der in der biblischen Geschichte aus Lukas 19 von Jesus angesprochen wird, der bei ihm einkehren wollte. So eine Begegnung mit Jesus könne das Leben komplett verändern, will Silke Bauer-Gerold damit sagen.

Da nimmt es nicht Wunder, dass ihr der Ruf folgt, besonders gut mit Menschen, vor allem den jungen, klarzukommen, erfolgreich mit ihnen zu arbeiten. Deren Vorgeschichte interessiert sie dabei nicht, auch nicht die der schwierigen: "Ich will da ganz unvoreingenommen reingehen."

Für ihre Gottesdienste sind ihr lebensnahe Predigten besonders wichtig – und ein Mix aus traditioneller und moderner Kirchenmusik. "Nicht nur Paul Gerhardt – man muss auch Albert Frey eine Chance geben", sagt sie mit Blick auf den Kirchenlied-Dichter aus dem 17. Jahrhundert und den Zeitgenossen, der gefühlvolle und sprachlich originelle spirituelle Songs schreibt.

Welche Gruppen und Kreise gibt es noch?

Nun heißt es für die neue Pfarrerin erst einmal den Status quo zu erfassen, etwa "welche Gruppen und Kreise nach Corona überhaupt noch aktiv sind" – und darauf aufzubauen. Vor allem will sie "das Potenzial von Konfi 3 besser ausschöpfen", kündigt sie an, denn die Drittklässler seien in einem Alter, in dem die Affinität zum Glauben hoch sei, was sich bei Pubertierenden – dem eigentlichen Konfirmationsalter – leichter verliere.

Ihre eigenen Kinder hat Silke Bauer-Gerold schon in der DLRG Tailfingen angemeldet, zumal sie selbst eine begeisterte Schwimmerin ist, und freut sich, ein Hallenbad vor Ort zu haben. Außerdem will sie wieder Klavierunterricht nehmen – und natürlich die Biografie von Philipp Matthäus Hahn lesen: Ihr bekanntester Vorgänger und Namenspatron der evangelischen Kirche hat selbst schon im Pfarrhaus gegenüber gelebt – in dem nach zwei Jahren Vakanz endlich wieder eine Seelsorgerin zuhause ist.