Suchthilfe – sie hat in der Region viele Gesichter. Hier stellt sich das Team vor. Foto: Schimkat

Erschreckend hoch ist die Zahl der Süchtigen im Schwarzwald-Baar-Kreis. Umso wichtiger ist eine Institution: die Suchthilfe.

70 Jahre Suchthilfe wurden am Dienstag im Sitzungssaal des Landratsamtes mit vielen Unterstützern bei Kaffee und Gebäck sowie ausführlichen Informationen gefeiert.

Oliver Kaiser, Geschäftsführer des Baden-württembergischen Landesverbands für Prävention und Rehabilitation (bwlv), und Inge Häßler, Leitung Fachstelle Sucht, begrüßten die Gäste. Kaiser blickte zurück auf drei besonders schwierige Jahre während der Pandemie. „Es war ein Spagat in dieser Zeit die Menschen zu betreuen“, betonte er.

„Auch der Alkohol ist eine brutale Sucht“

Er sprach von einer Studie, die durchgeführt wurde, um herauszufinden, welche Effekte durch die Beratung und Hilfe erzielt wurden: „In 186 Fällen konnte eine Wirkung erzielt werden“, zeigte er sich sehr zufrieden.

Landrat Sven Hinterseh zeigte sich erschrocken, wie hoch die Zahl der süchtigen Menschen im Schwarzwald-Baar-Kreis sei: „Es sind nicht immer die harten Drogen, auch der Alkohol ist eine brutale Sucht.“ Er dankte dem Team der Suchthilfe, die sich stark für Betroffene einsetzen, und zeigte seine Anerkennung den Menschen aus dem Team, die selbst einen Weg aus der Abhängigkeit gefunden hatten und Fuß fassen konnten.

Meike Jauernig, Sozial- und Theaterpädagogin, hatte ihr Improvisationstheater Wilde Bühne Stuttgart mitgebracht. Sie nahm das Publikum sofort mit, indem sie wünschte, dass die Besucher ihre Gefühle zu „70 Jahre Suchthilfe“ einrufen sollten. „Drama!“, „Komödie“, „Enttäuschung“, „Hoffnung“ – diese Begriffe hatte sie fleißig notiert und immer wenn sie einen Begriff ausrief, setzten die drei Männer der Wilden Bühne diese in ein Mini-Theaterstück um, wechselten blitzschnell ihre Rollen mit teils übertriebener Gestik und der passenden Mimik. Sie spielten mit Klischees und fanden jedes Fettnäpfchen, in das sie mit Begeisterung hineinsprangen. Die neuartige Beratung mit Gebärdensprache war der absolute Hit. Die Darsteller waren Carsten Hepner (Gebärde), Michel Seil und Alfred Berger, alles ehrenamtliche Helfer. Für die passende Musik sorgte Bernhard Birk.

Suchthilfe hat heute viele Gesichter

Inge Häßler blickte auf 70 Jahre Suchthilfe zurück, anschließend traten die Unterstützer einzelnen vor und erläuterten ihren Part im Team und der war komplexer als manch ein Zuhörer glaubte: „Heute hat die Suchthilfe viele Gesichter“, betonte Häßler. Da ging es um das „Zuhören ohne negative Bewertung“, psychologische Hilfe, das Angebot der Therapiegruppe, die Unterstützung von Jugendlichen im geschützten Rahmen, Begleitung der Familie, das Arbeiten mit Menschen, die straffällig geworden sind, und vieles mehr – die ganze Palette der Suchthilfe eben.