Menschen, die süchtig sind, sind in Krisenzeiten besonders gefährdet. Darauf weist die Fachstelle Sucht hin. Foto: pixabay

Fachstelle macht auf Arbeit aufmerksam. Während Pandemie ist Unterstützung für Betroffene besonders wichtig.

Villingen-Schwenningen - Anlässlich des Internationalen Tags gegen Drogenmissbrauch an diesem Freitag, 26. Juni, macht die Fachstelle Sucht Villingen-Schwenningen auf die existenziell wichtige Arbeit der Sucht- und Drogenhilfe im Schwarzwald-Baar-Kreis aufmerksam.

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Menschen mit einer Suchtproblematik, egal ob es sich um Alkohol, illegale Drogen, Medikamente oder Glücksspiel handelt, sind in Krisenzeiten besonders gefährdet. Im Sprachgebrauch der Corona-Pandemie heißt das: Hochrisikogruppe aufgrund einer Vorerkrankung.

Für Menschen mit einer Suchterkrankung ist eine Infektion mit dem Corona-Virus lebensgefährlich. Schwerwiegend sind krisenbedingte Rückfälle, die kontrolliertes Verhalten nahezu unmöglich machen und damit nicht nur sich selbst, sondern auch ihr Umfeld gefährden.

Süchtige halten weniger Hygienemaßnahmen ein

Die Sucht- und Drogenhilfe beugt physischen, psychischen und sozialen Gefährdungen vor, sie begleitet, berät und behandelt Betroffene und Angehörige, und ist daher systemrelevant. Sucht ist ein bio-psycho-soziales Krankheitsbild und greift deshalb in alle Lebensbereiche eines Menschen ein. Abhängigkeitskranke Menschen sind oft aufgrund ihrer prekären physischen, psychischen und sozialen Situation nicht in der Lage die notwendigen Hygieneschutzmaßnahmen umzusetzen. Darin liegt eine Gefahr, Infektionsketten auszulösen.

Der Corona bedingte Lockdown mit der Kontaktsperre war und ist für Menschen mit Suchtproblemen eine extrem große Belastung. "Einsamkeit, die Angst vor einer Corona-Infektion und Existenzängste führt zu Rückfällen. Dies ist eine enorm riskante Lebenssituation in dieser Zeit der Pandemie für drogenkonsumierende Menschen und deren Umfeld. Die Suchthilfe ist da für Viele ein Rettungsanker", konstatiert Inge Häßler, Leiterin der Suchtberatungsstelle des Baden-Württembergischen Landesverbandes für Prävention und Rehabilitation gGmbH .

"Deshalb sind wir sehr froh, dass wir die unsere Suchtberatungsstelle mit den Außenstellen in Schwenningen und Donaueschingen als Krisenanlaufstellen weitgehend aufrechterhalten konnten", so Inge Häßler. Die steigenden Zahlen von Menschen, die sich zurzeit in Suchtberatungsstellen melden, bestätigt diese Annahme.

Isolation in Corona-Zeiten überwinden

Für die Suchthilfe bedeutet dies ein Kraftakt in jeder Hinsicht - personell, logistisch, finanziell und letztlich auch menschlich. Die Suchthilfe mit den Arbeitsfeldern Beratung, stationäre und ambulante Suchttherapie, betreutes Wohnen, Begleitung der Substitution, Beratung für Angehörige und Arbeit mit Kindern suchtkranker Eltern steht nicht nur in Krisenzeiten parat, sondern sorgt auch dauerhaft für berufliche und soziale Teilhabe. Allerdings muss in einer Krise dieser Größenordnung auch längerfristig mit massiven somatischen, psychischen und sozialen Auswirkungen gerechnet werden.

Das Konsumverhalten verändert sich und neue Bedarfe entwickeln sich. Die Beratungsstelle Fachstelle Sucht Villingen-Schwenningen zeigt sich besorgt. "Die Suchthilfe arbeitet mit den zur Verfügung stehenden Mitteln jetzt schon am Limit. Wir werden auf allen Ebenen dafür kämpfen, dass wir diese gefährdete und behandlungsbedürftige Personengruppen weiterhin angemessen beraten, begleiten und behandeln können", erklärt die Leiterin Inge Häßler.

Auch die Selbsthilfegruppen tun ihr Bestes, um sich gegenseitig zu stützen und Isolation zu überwinden. Das ist nicht leicht. Ein Telefonat oder eine Skype-Schaltung mildern zwar den Leidensdruck, ersetzen aber nicht die persönliche Begegnung in der Gruppe. Von zunehmenden Rückfällen kann indes auch die Selbsthilfe berichten.

"Das Kindeswohl liegt uns am Herzen"

Große Sorgen machen sich die Fachkräfte auch um die Kinder, die in suchtbelasteten Familien leben. Die ohnehin belastete Lebenssituation der Kinder verschärft sich durch die Isolation erheblich bis hin zu traumatischen Situationen.

"Überall wo es möglich ist, versuchen wir den Kontakt zu halten. Das Kindeswohl liegt uns sehr am Herzen", fasst Inge Häßler die Lage zusammen. Die Pandemie ist wie ein Brennglas, unter dem die gesellschaftlich wichtigen Aufgaben, die sonst fast im Verborgenen wirken, deutlich hervortreten. Die Sucht- und Drogenhilfe gehört dazu.

Weitere Informationen: www.bw-lv.de, Telefon: 07721 87 86 46 0

Die Fachstelle Sucht Villingen-Schwenningen des bwlv ist für den gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis zuständig. Ihr Sitz ist in der Großherzog-Karl-Straße 6 in Villingen. Sie betreut jährlich rund 1150 Menschen mit Suchtproblemen und deren Angehörige. Darüber hinaus gehört zu den Angeboten die Suchtprävention, mehrere Selbsthilfegruppen und die Mobile Jugendarbeit.