Tina Mürle umarmt ihren selbst angebauten Paprika. Sie setzt auf eine klimabewusste Ernährung, die möglichst mit kurzen Transportwegen einhergeht. Foto: Thomas Fritsch

Ernährung gehört zum Leben. Aber wie können wir unsere Ernährung klimafreundlicher gestalten? Darüber haben wir mit Tina Mürle für unsere Reihe "Klima konkret" gesprochen.

Nagold - Bei unserem Gespräch bietet Tina Mürle einen Kaffee an und fragt, ob Hafersahne in Ordnung sei. Mürle lebt schon seit 1983 vegetarisch, mittlerweile nach Möglichkeit sogar vegan. Ihr Lebensgefährte, der sich – während wir das Wohn- und Esszimmer für unser Interview besetzen – um den heimischen Garten kümmert, ist kein Vegetarier. "Flexitarier sagt man da wohl. Er isst Fleisch, wenn man essen geht", lacht Tina Mürle.

Wir treffen Mürle in ihrer Wohnung in der Nagolder Vorstadt, um mit ihr für unsere Reihe "Klima konkret" über das Thema Ernährung zu sprechen. Mit diesem Thema beschäftigt sie sich nach eigenen Aussagen schon lange intensiv.

Ernährungsumstellung hilft ihrer Gesundheit

Gesundheitlichen Probleme, mit denen sie zu kämpfen hatte, als sie jünger war, wurde sie mit einer gezielten Ernährungsumstellung Herrin. Damals war der Klimawandel in der breiteren Öffentlichkeit noch nicht so bekannt, dennoch hatte sie sich schon in den 80er-Jahren in der Ökologiebewegung engagiert. "Alles, was ich beisteuern kann, sind Vorschläge", erzählt die Sozialpädagogin, die seit 2016 in Nagold lebt. "Ich teile mein Wissen sehr gerne, aber ich will niemanden bekehren."

Zu einer klimabewussten Ernährung gehört unter anderem eine regionale Ernährung. Kürzere Transportwege, weniger Notwendigkeit eines Kühlwagens und weniger Pestizide schonen da das Klima und auch den Käufer. Auch eine saisonale Ernährung gehört da dazu. "Man muss nicht Tomaten im Winter kaufen. Die müssen erstmal hierher transportiert werden", sagt Mürle.

Tierhaltung ist ihr ein besonderes Anliegen

Mürle ist eine sehr angenehme Gesprächspartnerin. Auf das Interview hat sie sich mit einem ganzen Stapel gelber Zettel vorbereitet. Diese geht sie nacheinander durch, damit auf gar keinen Fall ein Teil des Themas unter den Tisch fällt. Ein besonderes Anliegen für sie, wie zuvor auch Claudia Joos aus unserem vorhergegangenen Teil der Reihe, ist die Tierhaltung. Sie selbst sieht es als wichtig an, sich möglichst vegetarisch oder vegan zu ernähren. "Es ist unglaublich, was eine Ernährungsumstellung für Unterschiede machen kann." Als Beispiel zeigt sie durchschnittliche CO-Emissionen für vegane, vegetarische und fleischhaltige Ernährung. Wo bei letzterer 566 Kilo CO anfallen, produziert eine vegetarische Ernährung lediglich 289 Kilo und eine vegane sogar nur 75 Kilo des Treibhausgases.

Doch nicht nur CO ist ein Problem der Tierhaltung. Auch Methan, dass von Tieren in der Fleisch- und Milchproduktion, vor allem von Kühen, ausgeschieden wird, ist ein wahrer Klimakiller. Für die Produktion von Futtermitteln werden Wälder und Regenwälder abgeholzt, die somit kein CO mehr speichern oder binden können. Der Einsatz und die Produktion von Düngemitteln setzt Lachgas frei und Gülle setzt Ammoniak frei, beides klimaschädliche Treibhausgase.

"Nahrung kostet zuwenig"

"Ein Problem ist, dass Nahrung zuwenig kostet", seufzt Mürle. "Dabei ist eine Umstellung auf vegane oder vegetarische Ernährung eigentlich so leicht wie nie zuvor." Mürle erklärt, dass Ersatzprodukte auf Basis von Soja, Nüssen, Hülsenfrüchten oder Getreide in diesen Tagen so gut und erschwinglich sind, wie sie es sich in ihrer Jugend schon gewünscht hätte.

Wie man andere von einer klimafreundlicheren Ernährung überzeugen kann, ist auch für Tina Mürle keine leichte Frage. "Man sollte schon einiges wissen. Wo steht die Person, was weiß sie schon und ist überhaupt ein Wille da, sich überzeugen zu lassen." meint sie. Ein Großteil ihrer Freunde hat seine Ernährung aber schon umgestellt. Daher muss Mürle doch etwas richtig machen.

Für die Zukunft zeigt sie sich optimistisch. In der Klimaschutzbewegung "Nagold for Future" fehlt zwar die jüngere Generation, aber sie merkt bei Jugendlichen ein deutliches Bewusstsein für eine klimabewusstere Ernährung und generell einen politischen Willen, die Welt zu verbessern. "Jede Generation muss ihre eigenen Erfahrungen machen", sagt sie zuversichtlich.

Information:

Zur Serie "Klima konkret"

Der Klimawandel geht alle an, aber Möglichkeiten dagegen vorzugehen, sind oft abstrakt. In unserer Serie "Klima konkret" wird es um Möglichkeiten gehen, wie jeder für sich seinen Teil zum Klimaschutz beitragen kann. Dazu stellen wir Personen und ihren ganz persönlichen Weg vor, dem Klimawandel zu begegnen.