Claudia Joos setzt sich für ein Umdenken beim Fleischkonsum ein – auch für den Klimaschutz. Vor allem Massentierhaltung prangert sie an. Foto: Lang

Immer wieder hört man vom "Klimakiller Fleisch". In der industriellen Massentierhaltung entstehen große Mengen an Treibhausgasen. Mit der Tierfreundin Claudia Joos haben wir über Tierhaltung gesprochen.

Nagold-Mindersbach - Begrüßt wird man bei Claudia Joos von gleich drei Hunden. "Alle drei sind gerettete Tiere aus Rumänien", erklärt sie. Im Garten des Hauses von Claudia Joos im Nagolder Stadtteil Mindersbach ist ein Bereich eingezäunt. Hier picken eine Hand voll Hühner. Auch diese stammen aus Tierrettungen. Vormals waren es Hühner aus Massentierhaltung. In Mindersbach können die Hühner nun einen ruhigen Lebensabend verbringen.

Wir treffen Claudia Joos um mit ihr – im Rahmen unserer Reihe "Klima Konkret" – über Tierhaltung zu sprechen. Joos’ Liebe für Tiere kann man gleich erkennen. Tierhaltung, für die Produktion von Milch, Eiern, Fleisch und anderem, produziert einen nicht unwesentlichen Anteil an CO-Emissionen – über 60 Prozent der Emissionen in der deutschen Landwirtschaft sind auf die Tierhaltung zurückzuführen – und für ein umweltbewussteres Leben ist es daher wichtig zu wissen, was man hier individuell verändern kann.

"Wir müssen vom Fleisch weg"

Claudia Joos hat ihr Haus über die Jahre – teilweise eigenhändig – renoviert. Wir sitzen in ihrem Wohnzimmer. Früher war hier der Schweinestall des alten Bauernhauses. Heute merkt man davon nichts mehr. In einem Wintergarten hat Claudia Joos eine Werkstatt eingerichtet. Hier fertigt die studierte Geologin Lederarbeiten an – Claudia Joos produziert eigenhändig Zaumzeug und Hundehalsbänder.

"Wir müssen vom Fleisch weg", sagt Joos bestimmt. Vegetarierin ist sie allerdings nicht. "Grundsätzlich kann man natürlich Fleisch essen, aber man sollte halt darauf achten, dass es anständig ist." Wichtig ist für Joos der Fleischkauf aus nachhaltiger und regionaler Haltung. Sie kauft ihr Fleisch aus Haltung und Schlachtung aus ihrer Umgebung. "Da weiß ich, dass es den Tieren gut geht. Im Supermarkt kann ich das gar nicht wissen." Privat isst Claudia Joos nur noch selten Fleisch. Sie weiß auch, dass es kein Fleisch braucht, um leckere Mahlzeiten zu kochen. Gerne lässt sie sich von indischer Küche inspirieren, in der deutlich weniger Fleisch verarbeitet wird.

Der Wunsch nach einem Umdenken

Neben dem Verpackungsmüll, der bei Fleisch aus dem Supermarkt deutlich mehr anfällt, ist für Joos vor allem die Haltung der Tiere ein Grund zur Sorge. "Die industrielle Massentierhaltung ist nicht nur unmenschlich, sondern auch schlecht fürs Klima", sagt Joos. Wenn Tiere etwas Verdauen entsteht, wie beim Menschen auch, das Treibhausgas Methan. Besonders viel davon produzieren Kühe. Zudem bilde sich beim Verrotten des Kots von Tieren Ammoniak, ebenfalls ein Treibhausgas. Möglicherweise noch schlimmer sei, dass für die Produktion von Futtermitteln große Ackerflächen geschaffen werden müssen. Bäume werden gerodet und Wälder können deswegen nicht mehr soviel CO binden.

"Fleisch muss einfach teurer werden", meint Joos – "so kann es jedenfalls nicht weitergehen." Sie wünscht sich ein Umdenken in der Bevölkerung, dass man mehr Respekt vor Nahrungsmitteln und insbesondere vor Fleisch zeigt. Eine gesunde Tierhaltung, davon ist sie überzeugt, hat auch positive Auswirkungen auf Menschen und Gesellschaft.

"Tierschutz ist auch Menschenschutz"

"Was gut ist, hat nun mal seinen Preis. Was billig ist, das kostet dafür später mehr", sagt sie und verweist auf die drohenden Krisen aufgrund des Klimawandels. Ideal wäre es, wenn man lokal einkauft und auf die Herkunft des Fleischs, der Milch oder der Eier achtet. "Wenn es nach mir ginge, dann wären auf Eierkartons aus Massentierhaltung Bilder gedruckt", sagt Claudia Joos, "die zeigen, wie die Hühner dort leben."

Bisweilen spürt man eine gewisse Wut in unserem Gespräch. Claudia Joos hat sichtlich genug von dem zögerlichen Verhalten ihrer Mitmenschen. "Ich finde, wir sollten uns klar machen, dass Tierschutz auch Menschenschutz ist", sagt sie. Ganz die Hoffnung auf eine Besserung hat sie aber noch nicht aufgegeben.