Der neue Hausherr der ehemaligen Sana-Klinik, Landrat Helmut Riegger (Mitte), mit Bürgermeister Marco Gauger (links) und Dezernent Andreas Knörle. Foto: Mutschler

Was wird aus der ehemaligen Sana-Klinik? Als neuer Hausherr gab Landrat Helmut Riegger Einblicke in den aktuellen Stand der Dinge.

Bad Wildbad/Calw - Ein leer stehendes Krankenhaus, mitten in der Stadt, schlecht beleuchtet und vollständig eingerichtet. In den Patientenzimmern stehen die Betten, Fernseher hängen an der Wand. Die Telefondisplays im Stationszimmer leuchten. Und doch ist niemand da, der diese Räume mit Leben füllt: Was ein bisschen wie ein sogenannter "Lost place" (ein Pseudoanglizismus für "vergessener Ort") klingt, ist in Wirklichkeit ein modernes Klinikgebäude, das erst kürzlich den Besitzer gewechselt hat und möglichst bald wieder genutzt werden soll.

Und doch: Wer durch die Räume der seit 31. Juli geschlossenen Sana-Klinik in der Bad Wildbader Innenstadt geht, kann sich eines surrealen Eindrucks nicht erwehren. Dieser Eindruck täuscht zudem auch etwas. Denn sowohl die radiologische als auch die nephrologische Praxis sollen bis auf Weiteres in den Räumen bleiben – ebenso das Bistro und die Touristik Bad Wildbad im Erdgeschoss. Unter anderem darüber informierte der Calwer Landrat Helmut Riegger beim Vor-Ort-Termin in dem Krankenhaus.

Schließung vor eineinhalb Jahren beschlossen

Seit 1. August ist Riegger der Hausherr, denn seit diesem Zeitpunkt sind die Sana-Klliniken Geschichte, der Landkreis neuer Eigentümer des Gebäudes. "Herzlich willkommen in der Klinik des Landkreises Calw", begrüßte der Landrat dann auch die Pressevertreter im nach wie vor vollständig eingerichteten Foyer.

Er blickte noch einmal auf die Entwicklung bis zur Schließung zurück: "Sana hat vor eineinhalb Jahren entschieden, hier aus finanziellen Gründen nicht mehr weiterzumachen und uns das mitgeteilt." Wenn Sana die Klinik aber bereits zu diesem frühen Zeitpunkt geschlossen hätte, hätte das für den Landkreis Calw neben dem Wegfall der medizinischen Versorgung der Bevölkerung im Oberen Enztal einen immensen finanziellen Schaden bedeutet. Denn der Landkreis hat laut Riegger 1971 eine sogenannte Gewährträgerhaftung für die Zusatzversorgungskasse (ZVK) des Kommunalen Versorgungsverbandes Baden-Württemberg, also der betrieblichen Alters- und Hinterbliebenenversorgung für die Mitarbeiter, übernommen. "Wenn Sana zugemacht hätte vor eineinhalb Jahren, hätten wir 22,5 Millionen Euro an die ZVK zahlen müssen", so Riegger. Natürlich habe man dies vermeiden wollen und so habe man gemeinsam mit ZVK, Sozialministerium, dem Klinikverbund Südwest und dem Sana-Konzern lange nach einer Lösung gesucht und dann die jetzt getroffene Verschmelzungslösung gefunden. Die Klinik ging zum 1. August auf den Landkreis über, dem Personal wurde ein Weiterbeschäftigungsangebot garantiert, das "Stand heute etwa 50 Prozent angenommen haben", so Riegger weiter. Das sei eine gute Lösung, "dass wir die ZVK nicht bezahlen müssen", so der Landrat weiter.

Kein Krankenhaus mehr

Aber: Auch wenn der Kreis die Kliniken übernommen habe, gebe es keinen Weiterbetrieb des Krankenhauses in Bad Wildbad: "Das können wir nicht. Wenn ein Konzern die Klinik nicht profitabel führen kann, können wir das auch nicht." Vielmehr baue man ja derzeit den Gesundheitscampus in Calw und wolle das Personal "hier rüber nehmen" und auch so die medizinische Versorgung im Enztal sicherstellen. Unter anderem habe man zwei Ärzteteams übernommen: Die Rheumatologen und die Schmerztherapeuten seien mit dem ganzen Team nach Calw gegangen.

Auch das Gebäude gehört jetzt dem Landkreis. "Wir haben zugesagt, dass wir Bad Wildbad nicht alleine lassen. Es liegt in der Verantwortung des Kreises, dass da was Vernünftiges rein kommt." Was das sein wird, ist noch nicht entschieden. Und dabei will man sich auch Zeit lassen. Klar sei, so ergänzt Andreas Knörle, Infrastruktur-Dezernent im Landratsamt, dass weiter eine medizinnahe Nutzung vorgesehen sei. Das dürfte auch an ganz pragmatischen Gründen liegen. Denn durch die Förderung beim Bau durch das Sozialministerium mit mehreren Millionen Euro liege eine Zweckbindung auf dem Gebäude. Wenn das also anders genutzt würde, müsste möglicherweise die Förderung zurückgezahlt werden. Aber eines schloss Knörle definitiv aus, indem er in Wildbad kursierenden Gerüchten entgegentrat: "Es gibt keine Flüchtlingsunterbringung." Das wolle er "deutlich verneinen". Ansonsten ist der Begriff "medizinnah" weit gefächert. Da komme vom Medizinischen Versorgungszentrum über verschiedene Praxen, Privatklinik, Ärztehaus oder verschiedene Pflegeeinrichtungen alles Mögliche infrage. Man wolle sich auch bewusst nicht zu eng begrenzen. Bad Wildbads Bürgermeister Marco Gauger kann sich auch eine Kombination aus verschiedenen Möglichkeiten vorstellen.

Es gibt Interessenten

Interessenten gebe es bereits einige und das "Gebäude ist prädestiniert für eine hochwertige Nutzung". Das seien "beste Voraussetzungen, dass wir gute Interessenten finden". Dabei hilft laut Knörle auch, dass das Gebäude mit seinen zweieinhalb Etagen und mehr als 5000 Quadratmetern Fläche in einem sehr guten Zustand sei. Trotz allem gehe es bei der Suche nach einer neuen Nutzung "um Qualität und nicht um Schnelligkeit. Es muss zum Gesundheitsstandort Bad Wildbad passen."

Dass keine Eile geboten ist, verdeutlichte auch der Landrat. Die vergangenen vier bis sechs Monate seien "sehr anstrengend" gewesen. Aber "der Landkreis hat gut verhandelt, wir legen nichts drauf und verdienen sogar Geld damit durch die Miete". Und zudem ist es gut möglich, dass das vollständig vorhandene Interieur – etwa aus den Operationssälen – in den Krankenhäusern in Calw oder Nagold weitere Verwendung findet.

Gut verhandelt

Was "gut verhandelt" bedeutet, geben Riegger und Knörle naturgemäß nicht preis. Nur so viel: Man habe einen negativen Kaufpreis ausgehandelt. Das bedeutet, dass der Landkreis von Sana für das Personal Geld bekommen hat – und das Gebäude für einen symbolischen Betrag noch obendrauf: "Das Gebäude war im Deal drin!"

Und deshalb sieht sich der Landkreis auch nicht gezwungen, das Gebäude schnellstmöglich wieder zu verkaufen. Im Gegenteil: "Wir beabsichtigen nicht, das Gebäude abzustoßen", so Knörle weiter. "Zunächst nicht", schränkte Riegger ein. Denn wenn ein passender Betreiber komme, der das Gebäude erwerben wolle, werde man sich dem sicherlich auch nicht verschließen, so der Landrat, der klarstellte: "Wir werden daran nichts verdienen." Was man aus dem Verkauf für das Gebäude erlöse, "geht eins zu eins an das Sozialministerium". Wohl gemerkt, nur beim Verkauf, die Mieteinnahmen bleiben beim Landkreis. Alles in allem sei das "kein banales Thema", sondern sehr komplex, so Knörle. Trotzdem fügt Riegger zuversichtlich an: "Aber nicht unlösbar. Da haben wir schon schwierigere Sachen gemacht." Bleibt abzuwarten, wie lange es nun dauert, bis diese ideale Lösung für Stadt und Landkreis gefunden ist.