Mit vielen Plakaten demonstrieren die Teilnehmer gegen das KSK-Absprunggelände. Foto: Schatz

Bei einer Protestkundgebung in Stuttgart gegen ein geplantes Fallschirmsprunggelände der KSK im Zollernalbkreis tritt auch Nicole Hoffmeister-Kraut auf.

Stuttgart/Geislingen - Die Landesregierung scheint den Widerstand im Zollernalbkreis gegen den Bau eines Absprunggeländes für Fallschirmjäger der KSK aus Calw ernst zu nehmen. Bei einer Protestversammlung mit 250 von der Alb angereisten Demonstranten vor dem Landtag in Stuttgart waren neben FDP- und AfD-Politikern auch Vertreter der Landesregierung erschienen.

Der neue Regierungssprecher Matthias Gauger, ehemals Büroleiter von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), nahm eine Resolution der Bürgerinitiative Waldhof aus Geislingen, Rosenfeld und Dormettingen (Zollernalbkreis) entgegen. Darin wird verlangt, dass ein bestehendes oder stillgelegtes Militärgelände für das Vorhaben der KSK genutzt werde, statt wie geplant 100 Hektar "besten Ackerlandes" der Staatsdomäne Waldhof zu gebrauchen und umzuwidmen.

"Es geht uns nicht um schöne Landschaft!"

Als Gauger davon sprach, dass der Ministerpräsident die Gegend kenne und dort "viel unterwegs in der schönen Landschaft" sei, wurde er von einem Zwischenrufer unterbrochen: "Es geht uns nicht um schöne Landschaft!" Annemarie Schneider, die Sprecherin der Bürgerinitiative, schilderte die Sorgen der Anlieger. Sie wies auf eine Petition mit mehr als 6000 Unterschriften und die Resolution hin, die ein neues Lärmgutachten wegen der Hubschrauberflüge und ein Windgutachten verlangt, denn im Windatlas des Landes sind höhere Durchschnittswerte angegeben als jene, bei denen Fallschirmspringer gefahrlos abspringen können.

Für die Demonstranten ist unverständlich, dass Agrarfläche genutzt werden soll, obwohl seit der Wende 350 bestehende Bundeswehrstandort frei geworden sind. Stetten am Kalten Markt, Münsingen oder die General-Dr.-Speidel-Kaserne in Bruchsal – dort gab es früher ein privates Fallschirmsprunggelände – wurden auf der Kundgebung als Alternativen genannt. "Wir Landwirte wollen unsere Bevölkerung versorgen", sagte Ulrich Steimle, bisher Pächter der Ackerflächen rund um die Staatsdomäne Waldhof. Gerade wegen des Ukraine-Krieges finde doch ein Umdenken statt, die regionale Lebensmittelversorgung sei wichtiger.

Mit den Erträgen des Waldhofs könnten ein Jahr lang 2500 Haushalte mit Getreide versorgt werden. Große Bedenken haben die umliegenden Höfe laut Steimle wegen der Straßensperrungen an 120 Sprungtagen und wegen der Lärmbelastung für die Tierhaltung. Im übrigen gehe es auch um Naturschutz, denn auf den Flächen und in den Wäldern um den Waldhof lebten 20 Greifvogelarten.

Wirtschaftsministerin selbst auch betroffen

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) trat kurz vor Ende der Kundgebung dazu: Sie sagte, sie sei im Prinzip wegen ihres Wohnorts Balingen auch Betroffene. Sie habe in der Sache an Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) geschrieben, höchste Transparenz sei notwendig: "Wir müssen alle Grundstücke in Betracht ziehen. Das wird geprüft, das müssen wir abwarten."

Sie dankte den Demonstranten aus dem Zollernalbkreis, dass sie sich unter der Woche Zeit nahmen, nach Stuttgart zu kommen. Ähnlich äußerte sich FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke (Pforzheim): Man sei für eine Stärkung der Bundeswehr, gleichwohl müsse vertieft geprüft werden, ob der Standort für das Gelände geeignet sei.