Die Staatsdomäne Waldhof liegt zwischen Geislingen und Rosenfeld im Zollernalbkreis. Foto: Mollenkopf

Am Himmel über der Staatsdomäne Waldhof sollen in Zukunft das Kommando Spezialkräfte und die US-Armee Fallschirmsprünge üben. Im Zollernalbkreis kritisiert diese Pläne eine Bürgerinitiative, die nun auch in Stuttgart protestiert.

GeislingenDer Waldhof ist ein Gut in Landesbesitz. Bis 2018 wurden dort Schweine gezüchtet. Landwirte nutzen die guten Böden ringsum für den Ackerbau. Zwölf Bauernhöfe liegen in weniger als drei Kilometern Umkreis, erzeugen Getreide, Grünfutter und vor allem Eier: Die größten Freiland-Hühnerhöfe im Zollernalbkreis stehen auf dem Kleinen Heuberg.

Der Plan: KSK-Soldaten üben Fallschirmsprünge

Vor vier Jahren lief die Pacht des Waldhofs aus. Eine Neuverpachtung an eine qualifizierte und ortskundige Bewerberin kam nicht zustande. Die Landesregierung habe andere Pläne für das Gelände, wurde damals gemunkelt.

Im Februar 2022 wurde aus diesen Gerüchten Gewissheit: Das Staatsministerium Baden-Württemberg will den Waldhof und alle dazu gehörenden Flächen der Bundeswehr zur Verfügung stellen.

Eine Start- und Landepiste soll gebaut werden

An 120 Tagen im Jahr sollen diese für "Absetzübungen" zur Verfügung stehen. Für Starts und Landungen von Kleinflugzeugen soll eine Piste gebaut werden.

Video: Warum die Landwirte gegen die Pläne des KSK sind

Im Austausch dafür gibt das Bundesverteidigungsministerium ein Gelände bei Malmsheim (Kreis Böblingen) frei, das bisher als Fallschirmübungsplatz genutzt wird. Die Firma Bosch will dort ein Forschungszentrum bauen – vertraglich zugesichert hat das Land Baden-Württemberg die Flächen dem Unternehmen schon vor Jahren.

Betroffene fühlen sich überrumpelt, übergangen und zu spät informiert

Für Landwirte, Bürger und Kommunalpolitiker in Geislingen, Rosenfeld und Dormettingen, den Gemeinden rund um den Waldhof, kamen diese Pläne unerwartet. Sie fühlen sich überrumpelt, übergangen und zu spät informiert.

Bereits Anfang März hat sich deshalb die "Bürgerinitiative Waldhof" gegründet. Darin sind unter anderem die von den Waldhof-Plänen direkt betroffenen Landwirte organisiert, Bürger, die die Landschaft auf dem Heuberg zur Naherholung nutzen, Heimathistoriker und viele andere Menschen aus der Region, die trotz der Einsicht in die Notwendigkeit der Übungssprünge vor allem Nachteile sehen.

Verlust wertvoller Ackerböden droht

Ihre wesentlichen Kritikpunkte sind der Verlust wertvoller Ackerflächen, Fluglärm, der Tieren und Menschen schadet, und Verkehrsbehinderungen auch in der Erntezeit, weil das Übungsgelände an mehrere Kreisstraßen grenzt, die an Flugtagen gesperrt oder deren Verlauf geändert werden müssten. Die Mitglieder hoffen nicht zuletzt, durch öffentlichen Druck auf die Landesregierung eine ergebnisoffene Prüfung alternativer Standorte und letztlich die Aufgabe der Waldhof-Pläne zu bewirken.

Mehr als 6000 Menschen haben inzwischen eine Petition der BI unterschrieben. Eine Vielzahl von Politikern aller Landtagsparteien hat im Lauf dieses Jahres den Waldhof besucht. Kommende Woche will die BI nun umgekehrt ihren Protest in die Landeshauptstadt tragen: Seit Mai laufen ihre Vorbereitungen für die Demonstration.