Wer sagt, dass es in der Kommunalpolitik keine schnellen Entscheidungen gibt, sollte mal den Schramberger Ausschuss für Umwelt und Technik besuchen: Eigentlich ging es dort jüngst „nur“ um Radwege. Aber – zack – galt auf der „Steige“ plötzlich eine Höchstgeschwindigkeit von 70 Stundenkilometern.
Wie bereits in der Ortschaftsräten Waldmössingen und Tennenbronn stellte Tiefbau-Leiter Konrad Ginter dem Ausschuss die von der Verwaltung erdachte Priorisierung unter den neun derzeit in Bearbeitung befindlichen Radweg-Projekte vor. Aus Kapazitätsgründen wolle er lieber einzelne Projekte sukzessive angehen und abschließen statt eines Radwege-Planungs-Wulsts vor sich herzuschieben, so Ginter. Die priorisierten Projekte seien vornehmlich die bereits entsprechend fortgeschrittenen.
Es sind in dieser Reihenfolge Sulgen-Mariazell, dessen Verlängerung an der Mariazeller Straße in den Sulgen hinein, dann Aichhalden/Heiligenbronn/Waldmössingen sowie Hardt-St. Georgen. „Immer wieder aufschlagen“, aber noch nicht konkret angegangen werden der Weg über Tennenbronn nach St. Georgen, der Heimbachtalradweg, die Radwege nach Hardt und Lauterbach sowie Tennenbronn/Windkapf/Hornberg.
Forstweg soll auch benutzt werden
Emil Rode (Freie Liste) fragte nach dem Weg zwischen Sonnenberg und Steighäusle – Ginter entgegnete, dieser sei per Definition Forstweg und deshalb nicht aufgeführt, er solle aber von Radfahrern explizit mitgenutzt werden. Bis Jahresende sei der Weg fertig.
„Steige“ Fahrrad-fit machen?
Clemens Maurer (CDU) dankte Ginter dafür, dass er die Projekte voranbringe. Dennoch habe er sich gewundert: 2018 habe die CDU einen Radweg-Bericht beantragt, dann sei „relativ lange nichts passiert“. Mitte 2020 habe der ehrenamtliche Radwege-Beauftragte Gunnar Link, der einen „super Job“ mache eine viel gelobte Konzeption vorgelegt – die CDU forderte dabei, auch die „Steige“ in den Blick zu nehmen, Ende 2021 wollte die Stadt dann statt eines Radwege- ein Mobilitätskonzept auflegen, dieses sei bis heute nicht da.
„Brauchen da einfach zu lange“
Nun seien fünf Jahre vergangen („Wir brauchen dafür einfach zu lange“) und einige Radwege würden nun doch so vorangebracht – wobei die Talstadt-Sulgen-Verbindung fehle. Die Steige als beleuchtete Verbindungsstraße müsse für Fahrradfahrer trotz – oder wegen – wegen des unbeleuchteten, nicht asphaltierten Forstwegs attraktiver gestaltet werden, forderte Maurer und beantragte, die Strecke Tal-Sulgen ebenso zu priorisieren.
Konzept wichtig für Förderungen
Das Mobilitätskonzept, so Ginter, sei notwendig, weil auch die nachrangig eingestuften Radwege darin beleuchtet werden sollen. Fachbereichsleiter Bent Liebrich informierte, es brauche etwas zwei Jahre, bis solch ein Konzept erstellt sei. Zudem, ergänzte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, seien diese wichtig, um beispielsweise bei Förderanträgen Gesamtzusammenhänge nachweisen zu können.
Kein Unfallschwerpunkt
Zu von Maurer an der Steige angeregten Bischofsmützen (kleine Fahrbahntrenner) sagte Ginter, diese seien in einer Verkehrsschau als zu gefährlich für stürzende Radfahrer abgelehnt worden, eine Beschränkung auf Tempo 70 brauche es ebenso nicht, weil die Straße nicht als Unfallschwerpunkt eingestuft wurde. Radwege im Außenbereich seien generell nicht beleuchtet – der Forstweg solle nun erst einmal genutzt werden. Jenen habe man, erinnerte Eisenlohr, deshalb so sehr vorangetrieben, weil der Radverkehr nach Sulgen gefördert werden sollte. Die Steige zur Fahrradstraße zu machen, sei schon einmal angelehnt worden und für Anlieger nicht zumutbar, schloss Ginter.
Für Weg nach Tennenbronn kämpfen
Mirko Witkowski (SPD/Buntspecht) sah den Forstweg wie auch Volker Liebermann (ÖDP) als guten Schritt, die beiden größten Stadtteile zu verbinden. Er verstehe nicht, wieso Tempo 70 an der Steige nicht möglich sei, künftig hätten Kommunen durch eine Änderung des Straßenverkehrsgesetzes da wohl mehr Spielräume. Witkowski unterstrich den auch dort geäußerten Wunsch nach einer besseren Verbindung nach Lauterbach und regte an, nochmals beim Regierungspräsidium auf die Synergien eines neuen Radwegs nach Tennenbronn parallel zum Kanalbau zu pochen.
Letzteres fand auch Patrick Fleig (CDU). „Der Vorstoß war sehr sinnvoll. Den Kampf müssen wir noch mal aufnehmen“, so Fleig. Ginter entgegnete, in Eigenfinanzierung sei dies nicht stemmbar, Eisenlohr sagte sie wolle „nichts unversucht lassen“, bisher habe man aber von allen Stellen stets die gleiche Antwort bekommen.
Verkehrsschau muss man „nur“ anhören
Thomas Brugger (CDU) verstand nicht, warum die Stadt Tempo 70 an der Steige nicht selbst entscheiden könne. Ginter verwies auf die Verkehrsschau – Fachbereichsleiter Matthias Rehfuß aber sagte, diese sei zwar anzuhören – gebunden sei die Stadt daran aber nicht. Eisenlohr bemerkte, sie fände die Strecke auch gefährlich – so beschloss der Ausschuss, eine Höchstgeschwindigkeit von Tempo 70 an der Steige einzurichten.
Bei der Abstimmung ging es zusätzlich zum Vorschlag darum, die Steige mit höchster Priorisierung vorne anzustellen – was mit sieben zu eins Stimmen bei zwei Enthaltungen mehrheitlich beschlossen wurde.