Bei den Gießaktionen muss das Wasserfass mehrmals gefüllt werden, es fasst 800 Liter und bis zu 4000 werden benötigt. Die Rabatte haben unterschiedliche Bepflanzungen, sollte eine Art wegen Hitze eingehen, nehmen andere den Platz ein. Foto: Wüstenhagen

Die anhaltende Hitze und Trockenheit haben im Kurpark ihre Spuren hinterlassen. Der Rasen weist Stellen auf, an denen das satte Grün einem tristen Braun gewichen ist. Oberste Priorität beim Gießen haben die Blumenrabatte.

Bad Dürrheim - Der Wetterfrosch im TV hört sich monoton und unerbittlich an. "Die Hitze bleibt uns erhalten, Regen ist nicht in Sicht", sagt er ohne eine Miene zu verziehen. Was für Sonnenanbeter, die frei oder Urlaub haben, nahezu paradiesisch klingt, treibt Tanja Sikler die Sorgenfalten immer tiefer ins Gesicht.

Die 52-jährige ist Gärtnermeisterin und stellvertretende Bereichsleiterin der Kurgärtnerei in Bad Dürrheim. Der Kurpark ist unter anderem ihr Reich; und derzeit macht er dem Team infolge der anhaltenden Trockenheit und hohen Temperaturen viel Arbeit.

Viele Bäume, Sträucher und Gräser in der rund sechs Hektar messenden Anlage sind durch die Bullenhitze – bis 38 Grad in den vergangenen Wochen - stark in Mitleidenschaft gezogen. Dies gilt insbesondere für die Rasenflächen, die auf den ersten Blick zwar noch ansehnlich sind, bei näherem Hinschauen aber braune Stellen aufweisen. "Da wird wohl erst einmal nichts Grünes mehr wachsen", sagt die Gärtnermeisterin, um nahezu im gleichen Atemzug zu erklären, dass vom achtköpfigen Team der Kurgärtnerei beschlossen worden ist, trotz der Hitze die Rasenflächen des Kurparks nicht zu sprengen.

Rasen ist zäh

"Rasen ist zäh; es reicht oft ein kleines Stück Wurzel, in dem noch Leben steckt, damit er wieder gedeiht und sein sattes Grün annimmt", so Sikler und ergänzt: Ob und inwieweit sich alle betroffenen Rasenflächen des Parks erholen werden, bleibe abzuwarten. "Dies können wir erst nach den ersten Niederschlägen sagen, die sich hoffentlich bald, spätestens aber wohl mit Beginn des Herbstes einstellen, also Ende September, Anfang Oktober." Im schlechtesten Fall müsse nachgesät werden, sagt sie.

Blumenbeete beim Gießen oberste Priorität

Was die aktuelle Arbeitsplanung anbelangt, so haben Tanja Sikler, die zurzeit den Bereichsleiter der Kurgärtnerei, Patrick Willmann, der noch im Urlaub ist, vertritt, eine Prioritätenliste aufgestellt. An oberster Stelle steht der Gärtnermeisterin zufolge das Gießen der Blumenrabatte. "Die Blumenbeete weisen eine hohe Wertigkeit auf." 40 000 bis 45 000 Blumen werden im Jahr von der Kurgärtnerei im Kurpark ausgebracht – der Sommerflor im Mai sowie der Herbst- und Winterflor Ende Oktober/Anfang November. "Die Blüten und Pflanzen können wir nicht einfach kaputt gehen lassen, zumal wir den Sommerflor selbst in unserer Gärtnerei produzieren, während wir den Herbst-/Winterflor hinzukaufen."

An drei Tagen in der Woche – montags, mittwochs und freitags – lautet zurzeit für die insgesamt acht Mitarbeitenden der Kurgärtner das Kommando: "Wasser marsch!" Zu den Gießaktionen kommt ein sogenannter Fasswagen zum Einsatz – der Anhänger mit dem aufmontierten runden und länglichen Metallbehälter wird hinter einen elektrobetriebenen Minilaster gespannt, mit denen die Mitarbeitenden der Kurgärtnerei im Kurpark zu ihren Einsatzorten unterwegs sind.

Etwa 4000 Liter Wasser pro Gießtag

Rund 800 Liter Wasser fasst der Metallbehälter. Während jeder Gießaktionen, mit denen ein Mitarbeitender den ganzen Arbeitstag beschäftigt ist, wie Tanja Sikler erklärt, muss der Wagen vier bis fünf Mal neues Wasser aufnehmen. Der Verbrauch kann somit bis zu etwa 4000 Liter pro Gießtag betragen. Das Wasser wird Sikler zufolge aus mehreren, im näheren Umfeld des Kurparks angelegten Zisternen gepumpt. Diese sind noch gut gefüllt, mit einer Wasserknappheit muss die Kurgärtnerei nicht rechnen, selbst wenn die Dürre noch einige Zeit andauern sollte.

"Wir gießen weniger, dafür öfters", erklärt Tanja Sikler; und nennt auch gleich den Grund für diese Gießtechnik. "Dadurch erreichen wir, dass der Boden feucht und aufgequollen bleibt." Denn einmal ausgedorrt, brauche dieser ein Vielfaches an Feuchtigkeit, um wieder aufnahmefähig zu werden, damit überhaupt etwas gedeihen könne. Als weitere Strategie im Kampf gegen die Folgen der Hitzewelle soll die von der Kurgärtnerei seit zwei bis drei Jahren praktizierte Pflanztechnik helfen. Diese kommt aus Frankreich und heißt "Mille des Fleurs" – ins Deutsche übersetzt – "1000 Blüten".

Weniger ist beim Gießen mehr

Dahinter steckt laut Tanja Sikler der Ansatz, in einem Beet nicht mehr wie in früheren Zeiten nur eine, höchstens zwei Blumenarten einzupflanzen; vielmehr würden in einem Beet möglichst viele Sorten eingesetzt, damit – wenn eine weniger hitzeresistente Blumen- oder Pflanzenart eingehe – die "schöne Optik" des Beetes für das Laien-Auge erhalten bleibe, was dadurch gewährleistet sei, dass die resistenteren Pflanzen den Platz der eingegangenen Blüte einnehmen und in relativ kurzer Zeit überwuchern würden.

Kurpark trägt zur Wertschöpfung bei

"Die vertrocknete Pflanze wird von uns natürlich aus dem Beet entfernt", betont Sikler. Die Optik der Blumenrabatte bezeichnet sie als immens wichtig für den Kurpark und die Kurstadt, denn: "Viele, vor allem ältere Menschen, kommen extra wegen des Kurparks nach Bad Dürrheim, manche sind sogar hierher gezogen", erzählt die Gärtnermeisterin. Der Kurpark trage somit maßgeblich zur Wertschöpfung der Kurstadt bei. Zudem: Mit dem Pflanzkonzept werde auch die Biodiversität unterstützt, da die Vielfältigkeit an Pflanzen und Blüten in den Beeten unterschiedlichsten Insekten Nahrung biete. "Die Vielfalt macht’s eben", so Sikler.