Auf der Agenda des Landratsamtes ist der Klimaschutz in jüngster Zeit weit nach oben gerutscht. Ein junges, dreiköpfiges Team forciert das Thema nun im Landkreis und hat noch diese Woche einen echten Höhepunkt vorzuweisen.
Kreis Calw - Klimaschutz ist nicht nur auf der ganz großen politischen Bühne ein Über-Thema, auch im Landkreis Calw will man seinen Anteil an diesem globalen Ziel leisten. Im Landratsamt haben Sandra Hinke, Leonie Roth und der Student Fabian Traub diese Aufgabe übernommen.
Eigentlich ist Sandra Hinke nicht wirklich vom Fach. Die 34-Jährige ist staatliche Vermessungstechnikerin, hat sich beim Landkreis zunächst mit Wassertechnik beschäftigt. "Aber schon 2013 kam dann der Klimaschutz dazu", erinnert sie sich. Seit Februar 2020 ist sie zu 100 Prozent Klimaschutzmanagerin des Landkreises Calw. Ihr zur Seite steht die geborene Wildbergerin Leonie Roth. Nach ihrem Abitur am Otto-Hahn-Gymnasium in Nagold ging sie an die Universität Hohenheim, beschäftigte sich dort mit nachwachsenden Rohstoffen, kümmerte sich um Agrarwissenschaft, bevor sie schließlich im Calwer Landratsamt landete. Den beiden Frauen zur Seite steht der duale Student Fabian Traub, der sich mit Klimawandel-Management und Klimawandel-Anpassung befasst.
In fünf Themenfelder aufgeteilt
Doch mit was beschäftigt sich ein solches Klimaschutz-Team im Landratsamt? Zunächst einmal musste ein Energie- und Klimaschutz-Konzept und eine passende Strategie her. Dazu teilte man die eigene Arbeit in fünf Themenfelder auf. Erstes Thema ist Energie-Effizienz und Klimaneutralität. Ein weiteres Gebiet ist der Ausbau der erneuerbaren Energien im Kreis Calw. Dazu kommt die Beratung der Bürger und die Vernetzung aller handelnden Personen. Der vierte Punkt wird mit dem etwas sperrigen Begriff "Klimawandel-Anpassung" überschrieben, was aber nichts anderes bedeutet als, dass man Wege findet, wie man sich an den bereits bestehenden Klimawandel und dessen Auswirkungen (Starkregen, Überflutungen, Dürre.....) anpasst und die negativen Folgen für die Menschen minimiert. Als letztes Thema nimmt sich das Team den Gebieten Fair Trade, Regionalität und Nachhaltigkeit an.
Direkter Zugang zur Hausspitze
Beim Thema Energie hat man sich den "European Energy Award" als Ziel gesetzt. Nach einem externen Audit wurde ein Maßnahmen-Katalog mit mehr als 50 Maßnahmen erarbeitet, der unter anderem die Themen Gebäude-Sanierung oder Ausbau des ÖPNV umfasst. Weiteres Ziel ist es, bis 2040 eine klimaneutrale Verwaltung zu schaffen. "Das ist schon eine Herausforderung", weiß Sandra Hinke und schildert, mit welchen Themen sie sich dabei beschäftigen darf und muss: "Da geht es natürlich darum, Verbrauche zu reduzieren und Energie aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, aber auch um den Fuhrpark des Landratsamtes oder um die Frage, wie die Post der Behörde nach draußen kommt." Und weil das eine Querschnittsaufgabe ist, eine die alle Abteilungen betrifft, hat die Klimaschutzmanagerin auch direkten Zugang zur Hausspitze, zu Landrat Helmut Riegger.
Was den Ausbau der erneuerbaren Energien angeht, läuft seit Mitte Juli eine Solaroffensive des Klimaschutz-Teams. Für Unternehmen, die eine Dachfläche von mehr als 400 Quadratmeter haben, gibt es eine kostenlose Erstberatung. Da habe man schon gut 50 Interessenten, berichtet Leonie Roth. Auch Dachflächen bei landwirtschaftlichen Betrieben wolle ins Visier nehmen, bevor man eventuell an die Freiflächen geht.
Um Ausbau der Windkraft kommt man nicht herum
Um den Ausbau der Windkraft werde man nicht herumkommen, so Sandra Hinke. Allerdings erschwere der Waldreichtum des Landkreises die Suche nach Standorten. Derzeit herrsche auf diesem Sektor aber noch Unsicherheit. Deshalb gebe es auch keine konkreten Anträge.
Wichtiger Partner beim Ausbau der Beratungstätigkeit ist die Energieagentur der Gemeinschaft der Energieberater im Kreis Calw. Und ein Ausbau der Beratung ist auch nötig, denn der Beratungsbedarf sei stark gestiegen, auch die Zahl der Themen habe stark zugenommen.
Erster Klimakongress in Wart
Beim Thema Klimawandel-Anpassung beschäftige man sich mit Starkregen und Hochwasser. In Zusammenarbeit mit sieben Kommunen (Althengstett, Altensteig, Bad Liebenzell, Calw, Ebhausen, Haiterbach und Unterreichenbach) werde gerade ein Maßnahmenpaket ausgearbeitet, das Ende 2022 vorgestellt werden soll. Beim Thema Fairtrade werde sich der Landkreis als Fairtrade-Landkreis zertifizieren lassen.
Um das Thema im Kreis noch weiter voranzutreiben, hat das Team eine erste Großveranstaltung auf die Beine gestellt den ersten Klimakongress im Kreis Calw, der am kommenden Freitag, 28. Oktober, im Congress-Centrum in Wart über die Bühne gehen wird. Neben anderen Themen greifen Fachforen mit Experten Themen wie "Offenland und Photovoltaik: Potenzial, Chancen und Konflikte", "Windkraft im Landkreis Calw", "Regionale Wertschöpfung und Bürgerbeteiligung" sowie "Wärmewende aktiv voranbringen" auf.