Mario Tinnhofer (links) und Fabian Traub gehören zum Klimaschutzteam des Landkreises Calw: Momentan bereiten sie den Klimakongress in Wart vor. Foto: Verena Parage

Der Landkreis Calw will in Sachen Klimaschutz vorangehen: 21 Maßnahmen sollen ihn bis 2035 zur Klimaneutralität führen. Auch Bürger sind angesprochen – und deshalb erstmals zum Klimakongress eingeladen. Anmeldungen sind ab sofort möglich.

Klimaschutz ist ein Thema, das auch im Landkreis Calw eine immer größere Rolle spielt. Die beiden Klimaschutzmanager, Mario Tinnhofer und Leonie Roth, sowie Student Fabian Traub treiben das Thema voran. Und wie: Das wird sich beim zweiten Klimakongress des Landkreises zeigen, der am Donnerstag, 12. Oktober, im „Dekra-Congress Center“ in Altensteig-Wart stattfindet.

Wer ist eingeladen? Nach der Premiere im vergangenen Jahr gibt es dieses Mal eine Neuerung. Der Landkreis lädt wieder Vertreter von Unternehmen und aus der Kommunalpolitik ein. Darüber hinaus gibt es erstmals auch 150 Plätze für interessierte Bürger. Anmeldungen sind bereits möglich.

Dieser Wunsch war nach der Premierenveranstaltung im vergangenen Jahr gegenüber der Kreisverwaltung geäußert worden, erzählt Pressesprecherin Janina Dinkelaker. Zudem liegt der Schwerpunkt des Kongresses auf einem Thema, das die Bürger direkt betrifft: das neue Gebäudeenergiegesetz.

Was bietet der Kongress? Insgesamt fünf Vorträge werden über den Tag verteilt gehalten. Am Vormittag wird unter anderem genanntes Gesetz erläutert. Der Vortrag soll laut Klimaschutzmanager Mario Tinnhofer, der den Kongress federführend organisiert, auch ein wenig die Angst vor diesem nehmen.

Den ersten und wichtigsten wird indes Stefan Rahmstorf, Professor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, halten. Dessen genaues Thema steht noch nicht fest. Doch ein Schwerpunkt der Arbeit des Ozeanografen und Klimaforschers liegt auf Hitze, Dürre und Fluten. Was zum Thema Klima, am besten noch auf den Nordschwarzwald gemünzt, passen würde, wie Mario Tinnhofer findet.

In einem weiteren Vortrag geht es um den Wettbewerb „Auf dem Weg zur Klimaneutralität“ für Kommunen des baden-württembergischen Umweltministeriums. An diesem nimmt der Landkreis Calw nicht nur teil, sondern er erhält auch fünf Millionen Euro für innovative Klimaschutzmaßnahmen vom Land. Baden-Württemberg will bis 2040 klimaneutral werden. „Wir haben uns sogar 2035 als Ziel gesetzt“, sagt Fabian Traub. „Ein ambitioniertes Ziel.“

Wie will der Kreis klimaneutral werden? 21 Maßnahmen hat das Klimaschutzteam im Landratsamt dafür erarbeitet. Diese stehen auf vier Säulen: Vorbildfunktion, sogenannte sektorale sowie strukturelle Maßnahmen und Kommunikation. Die unter Vorbildfunktion gebündelten Maßnahmen betreffen alle die Landkreisverwaltung, die mit gutem Beispiel vorangehen will. So sollen Kreis-Liegenschaften mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden, die irgendwann den gesamten Bedarf der Verwaltung decken. Die Fahrzeugflotte soll elektrisiert werden und alle Mitarbeiter in Zukunft klimaneutral zur Arbeit und wieder nach Hause kommen.

Überhaupt spielt die Mobilität beim Klimaschutz im Landkreis eine bedeutende Rolle. Sie ist zugleich „die größte Herausforderung“, wie Tinnhofer sagt. Dazu ist bei den sektoralen Maßnahmen etwa ein Mitfahrportal mit allen Verkehrsmitteln und -wegen angedacht. Außerdem soll beispielsweise geprüft werden, ob sich Radwege überdachen und diese Dächer mit PV-Anlagen ausstatten lassen. Darüber hinaus ist eine Untersuchung des gesamten Landkreises auf sein Geothermiepotenzial hin angedacht.

Strukturelle Maßnahmen umfassen unter anderem die Stärkung von Bürgerenergiegesellschaften. Oder es soll ein Konzept entwickelt werden, um zu sehen, ob Privatleute, die eine Wallbox – also eine Wandladestadion fürs E-Auto – haben, sich vorstellen könnten, diese auch andere nutzen zu lassen.

Zur Säule Kommunikation gehört beispielsweise ein Akteursportal: Auf dieser Plattform könnten alle Klimaschutzaktivitäten gebündelt präsentiert werden. Auch der Klimakongress, der jedes Jahr stattfinden soll, ist Teil der Kommunikationsmaßnahmen.

Die 21 Maßnahmen aus dem Förderantrag sind teils konkrete Projekte, teils Machbarkeitsstudien – die Förderung lässt Spielraum, um innovative Ideen auf ihre Alltagstauglichkeit hin zu untersuchen. „Wir wollen Modelllandkreis werden“, beschreibt es Fabian Traub. In anderen Worten: Dem Klimaschutzteam geht die Arbeit nicht aus.

Interessierte können sich auf der Internetseite des Landkreises für den Kongress unter https://arcg.is/1bazKz0 anmelden. Die Plätze werden nach Eingang der Anmeldungen vergeben.

Das geplante Programm des Klimakongresses

Beginn
Die Teilnehmer des Kongresses kommen am 12. Oktober ab 8.30 Uhr in Wart an. Offizieller Start ist mit Grußworten um 9.15 Uhr.

Vorträge
Um 10 Uhr beginnt der Hauptvortrag von Stefan Rahmstorf. Weitere Vorträge folgen um 11 und 11.35 Uhr.

Messe
Nach der Mittagspause, ab 13.30 Uhr besteht es die Möglichkeit, sich an Messeständen etwa mit dem BUND-Regionalverband, dem Nationalpark Schwarzwald Mitte/ Nord, der Gemeinschaft der Energieberater im Kreis und der Unteren Forstbehörde Landkreis Calw zu Themen, die den Klimaschutz betreffen, auszutauschen. Gleichzeitig finden zwei Kurzvorträge statt. Ab 13.30 Uhr spricht Armin Bangert von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) über die Möglichkeiten, mit der vorhandenen Energie auszukommen. Über den Klimaschutz und seine Folgen referiert ab 14 Uhr Florian Leo von der Sparkasse. Nach jedem Vortrag, auch vormittags, können die Zuhörer Fragen stellen.